Maximilian krönt Königin Maria – Von der Restauration bis zum Dreißigjährigen Krieg

Michael Glaß am 30.10.2019

Altöttinger Dioramenschau: Das dreidimensionale Großraumbild (Diorama) von Reinhold Zellner zeigt Maximilian I. in der Gnadenkapelle. Stiftspropst Franz Wilhelm Graf von Wartenberg reicht ihm das Gnadenbild. Dahinter steht Feldherr Johann Tserclaes Graf von Tilly.

Das Volk muss draußen bleiben und ist doch nah dran. Anno 1630, hinter dem Kapellenumgang versuchen Neugierige einen Blick ins Innere des Oktogons der Gnadenkapelle zu erhaschen. Stolz hebt der Hartschier die bayerische Rautenfahne in die Höhe, ehrfürchtig kniet der Page mit dem Kurfürstenhut. Johann Tserclaes Graf von Tilly, der treue Feldherr der katholischen Liga, blickt auf das in ein feierliches Barockkleid gewandete Gnadenbild. Kurfürst Maximilian I. kniet auf dem roten Teppich, mit einem seligen Lächeln im Gesicht, seinen Blick auf den Boden gerichtet. Gleich wird ihm Stiftspropst Franz Wilhelm Graf von Wartenberg das Gnadenbild zum Kuss reichen. Auch wenn die Menschen vor der Kapelle das Geschehen nicht direkt sehen können, sie können es sich vorstellen, sie sind dabei.

Viel ist pas­siert, seit der Kon­flikt um den rech­ten Glau­ben aus­brach. Der kon­fes­sio­nel­le Streit hat sich nicht etwa schlich­ten las­sen, son­dern einen Krieg aus­ge­löst – genau­er: meh­re­re Krie­ge, die so dicht auf­ein­an­der folg­ten, dass sie bereits den Zeit­ge­nos­sen des 17. Jahr­hun­derts als ein ein­zi­ger, Drei­ßig­jäh­ri­ger Krieg (16181648) erschie­nen. Aber jetzt ist das Jahr 1630. Der pro­tes­tan­ti­sche König Chris­ti­an IV. von Däne­mark und Nor­we­gen hat auf­ge­ge­ben und den Lübe­cker Frie­den (1629) unter­zeich­net. Bay­ern ist schon lan­ge wie­der katho­lisch und der Kur­fürst, Maxi­mi­li­an I., der gro­ße För­de­rer des Mari­en­glau­bens, der Wall­fahrt und der Wall­fahrts­stadt Alt­öt­ting im Beson­de­ren – er ist zu Besuch bei Unse­rer Lie­ben Frau.

Gera­de hat Maxi­mi­li­an I. als Spre­cher der Fürs­ten auf dem Regens­bur­ger Kur­fürs­ten­tag (Juli-Novem­ber 1630) einen Sieg errun­gen – Kai­ser Fer­di­nand II. muss­te sei­nen Feld­herrn, sei­ne gro­ße Stüt­ze – den läs­ti­gen Söld­ner” Wal­len­stein – ent­las­sen; auch die Königs­wahl sei­nes Soh­nes Fer­di­nand war geschei­tert. Der poli­ti­sche Zwist zwi­schen Fürs­ten und Kai­ser – in Alt­öt­ting kaum spür­bar. Obwohl poli­tisch geschwächt, hat auch Kai­ser Fer­di­nand II. erst kürz­lich auf dem Heim­weg vom Regens­bur­ger Kur­fürs­ten­tag den Wall­fahrts­ort besucht und sich der Gna­den­mut­ter mit herr­li­chen und könig­li­chen schan­ckun­gen gantz frey­ge­big und lieb­reich erzeigt”. *

Drau­ßen war­tet das Volk auf sei­nen Fürs­ten Maxi­mi­li­an I., wei­ter drau­ßen droht der nächs­te Krieg, rüs­tet sich die pro­tes­tan­ti­sche Uni­on zum Gegen­schlag – weit weg.

Kronen, Zepter und Verordnungen

Altöttinger Dioramenschau: Kurfürst Maximilian I.

Nah war dem Pil­ger Maxi­mi­li­an Alt­öt­ting. Ein kay­ser­li­che cron” setz­te er der himm­li­schen Her­rin aufs Haupt und ihrem Kind ein inful (Mitra) von drey­fa­cher cron, wie die päbst zu tra­gen pfle­gen (ähn­lich der päpst­li­chen Tia­ra)” – allein für die Madon­nen­kro­ne ver­ar­bei­te­te der Gold­schmied 940 Dia­man­ten und Rubi­ne sowie 790 ori­en­ta­li­sche Per­len; dar­über hin­aus steu­er­te Maxi­mi­li­an I. zwei gleich­för­mig perl- und edel­stein besetz­te gol­de­ne Zep­ter” bei (die bei­den Kro­nen wur­den 1786 ver­kauft, die Zep­ter blie­ben erhal­ten). Auch wenn er dem Gna­den­bild die­se Gaben ver­mut­lich erst im Jahr 1637 (Kro­nen) und 1639 (Zep­ter) opfer­te – der Kur­fürst kam nicht erst als Bitt­stel­ler in schwe­ren Zei­ten nach Altötting.

Bereits ein frü­hes Schatz­in­ven­tar von 1625 zählt wert­vol­le Gaben des Her­zogs und Kur­fürs­ten auf. 1608 und 1649 erließ er für die Gna­den­ka­pel­le eine neue Kapell­ord­nung. Seit sei­nem Amts­an­tritt 1597 war der Kur­fürst regel­mä­ßi­ger Gast im Wall­fahrts­ort – sei­ne ers­te Regie­rungs­hand­lung war eine Fuß­wall­fahrt nach Alt­öt­ting, die er noch oft wie­der­hol­te. Wie tief sei­ne Mari­en­fröm­mig­keit war, beweist sein Blut­wei­he­brief an die Got­tes­mut­ter 1645 – als ers­ter Herr­scher Bay­erns weih­te er sich Maria. Aus­drück­lich erklär­te Maxi­mi­li­an I. die Mut­ter des Erlö­sers zur Schutz­her­rin Bay­erns; den Titel Patro­na Bava­riae” erhielt die Got­tes­mut­ter ver­mut­lich im Jahr 1615.

Sein Ziel war ein katho­lisch-kon­fes­sio­nel­ler Staat, und wie ernst es ihm mit die­sem Anlie­gen war, bewei­sen die vie­len Ver­ord­nun­gen, die das reli­giö­se Leben fes­ti­gen soll­ten: Er führ­te die Sakra­ments­pro­zes­sio­nen an Don­ners­ta­gen ein, er über­wach­te die Fas­ten­ge­bo­te und die Sonn­tags­pflicht, er ver­pflich­te­te jeden zum Tra­gen eines Rosen­kran­zes, alle Beam­ten zum mor­gend­li­chen Besuch der hl. Mes­se; Kam­mer­fens­terln” war ver­bo­ten, Tan­zen nur an Sonn- und Fei­er­ta­gen erlaubt und auch da nur zu bestimm­ten Zei­ten und in sitt­li­cher Manier.

Von Jesui­ten erzo­gen, blieb Maxi­mi­li­an I. dem Orden lebens­lang ver­bun­den: er schenk­te ihm Kol­le­gi­en u.a. in Lands­hut und Burg­hau­sen. Aber auch die ande­ren Orden pro­fi­tier­ten; beson­ders ver­bun­den schien Maxi­mi­li­an I. dem damals jun­gen Kapu­zi­ner­or­den: Er hol­te ihn nach Bay­ern und mach­te ihn zum Volks­or­den schlecht­hin; Lau­ren­ti­us von Brin­di­si (15591619) war einer von Maxi­mi­li­ans ers­ten Diplo­ma­ten. Das geist­li­che, vom Kir­chen­ba­rock gepräg­te Bay­ern hat in der Regie­rungs­zeit Maxi­mi­li­ans sei­nen Ursprung.

Vom Würfelspiel zur Glaubenserneuerung

2019-altoettinger-dioramenschau-maximilian-und-tilly1 Foto: Roswitha Dorfner
Altöttinger Dioramenschau: Das dreidimensionale Großraumbild (Diorama) von Reinhold Zellner zeigt Maximilian I. in der Gnadenkapelle. Stiftspropst Franz Wilhelm Graf von Wartenberg reicht ihm das Gnadenbild. Dahinter steht Feldherr Johann Tserclaes Graf von Tilly.

Vom raschen Auf­blü­hen der Wall­fahrt (um 1500) über­rascht, vom kon­fes­sio­nel­len Kon­flikt (um 1530) über­rum­pelt, war Alt­öt­ting um 1630 zum reli­giö­sen Zen­trum Bay­erns, die Wall­fahrt zu einer von der Obrig­keit geför­der­ten und geschütz­ten Insti­tu­ti­on gewor­den. Wie kam es dazu?

Erst 80 Jah­re war es her, dass der jun­ge baye­ri­sche Her­zog Albrecht V. (15501579) die Ent­schei­dung über die Fra­ge nach der Kon­fes­si­on sei­nes Vol­kes vom Aus­gang eines Wür­fel­spiels mit dem Kur­fürs­ten August von Sach­sen abhän­gig gemacht haben soll – bis der Fran­zis­ka­ner Wolf­gang Schmilkho­fer den Spiel­tisch umstieß und dem Spuk ein Ende berei­te­te. Eine Legen­de, die in die Zeit passt: Ver­geb­lich hat­te sich Kai­ser Karl V. (15001558) um die kon­fes­sio­nel­le Ein­heit des Rei­ches bemüht. Mag Mar­tin Luther beim Volk viel Respekt ver­lo­ren haben, als er damals die Bau­ern beim Auf­stand 1524/1525 ein­fach fal­len ließ und sich mit sei­ner Schrift Wider die räu­be­ri­schen und mör­de­ri­schen Rot­ten der Bau­ern” auf die Sei­te der Obrig­keit stell­te – die zum Frie­den aus­ge­streck­te Hand Karls V. aber hat­te er schon beim Reichs­tag in Worms 1521 aus­ge­schla­gen. Statt­des­sen tra­ten immer mehr Fürs­ten zum Pro­tes­tan­tis­mus über – ob luthe­risch oder refor­miert: Lan­des­kir­chen tra­ten mehr und mehr an die Stel­le der Idee frei­er Gemein­de­bil­dung und frei­er reli­giö­ser Ent­schei­dung. Die Refor­ma­ti­on wur­de ver­ord­net, der Glau­be und die Kir­chen­fra­ge wur­den zum Poli­ti­kum, zur rei­nen Ver­hand­lungs­sa­che auf Reichs­ta­gen; der Augs­bur­ger Reli­gi­ons­frie­de schließ­lich besie­gel­te die kon­fes­sio­nel­le Spal­tung im Jahr 1555.

Auch vor die­sem poli­ti­schen Hin­ter­grund ist zu ver­ste­hen, war­um sich Her­zog Albrecht V. vom gleich­gül­ti­gen Zau­de­rer zum katho­li­schen Glau­bens­er­neue­rer wan­del­te. Doch fiel in sei­ne Regie­rungs­zeit auch die Erneue­rung der katho­li­schen Kir­che, die lang ersehn­te Ant­wort der Kir­che auf die Refor­ma­ti­on im Kon­zil von Tri­ent (15451563). Lan­ge hat­te sich die Kir­che Zeit gelas­sen, zu lan­ge für die Bemü­hun­gen Kai­ser Karls V. Umso tief­grei­fen­der aber war die inner­kirch­li­che Besin­nung für die Kir­che selbst – nicht die Kri­tik und die Theo­lo­gie der Pro­tes­tan­ten, nicht die Poli­tik stan­den im Vor­der­grund, son­dern allein die rein sach­li­che Erör­te­rung des eige­nen Lehr­am­tes, der katho­li­schen Glaubenslehre.

Wallfahrt nach Altötting blüht neu auf

Altöttinger Dioramenschau: Die Wallfahrt blüht neu auf: Pilger ziehen – begleitet vom Gesang der Kapellsingknaben – in die 1596 fertiggestellte Jesuitenkirche St. Magdalena ein.

Die­se Besin­nung auf die eige­nen Wur­zeln zeig­te schon bald Früch­te: Sel­ten brach­te die Kir­che so vie­le Hei­li­ge her­vor wie in den Jah­ren nach dem Kon­zil – Papst Pius V. (15661572) und Karl Bor­ro­mä­us, Erz­bi­schof von Mai­land (15601584) sind nur zwei berühm­te Bei­spie­le einer lan­gen Lis­te, der mit u.a. Filip­po Neri (15151595), Tere­sa von Ávila (15151582) oder Franz von Sales (15671622) vor allem auch meh­re­re Ordens­leu­te ange­hör­ten. Die Orden blüh­ten im Zuge von Refor­men regel­recht auf.

Und so blüh­te auch die Wall­fahrt nach Alt­öt­ting neu auf, kräf­tig unter­stützt von der Obrig­keit: Die Alber­ti­ni­sche Schen­kung” ver­mach­te der Her­zog der Gna­den­mut­ter, nach­dem er auf dem Würm­see” (Starn­ber­ger See) ein unge­stüm unge­heu­res Wet­ter (…) mit don­ner, plitz, erschröck­li­chen gros­sen ent­stan­de­nen wind und regen” über­lebt hat­te: Altar­tuch, 21 Sil­ber­sta­tu­en, ein Gold­kelch, ein voll­stän­di­ges Fest­or­nat, etc. – die Lis­te der im Stif­tungs­brief vom 25. März 1571 auf­ge­lis­te­ten Wei­he­op­fer an die Gna­den­mut­ter ist lang, der Wert der Gaben unschätz­bar hoch.

Jesuiten kommen nach Altötting

Altöttinger Dioramenschau: Weil so viele Pilger kamen, errichteten die Jesuiten um 1600 zwischen Kapelle und Stiftskirche eine Außenkanzel.

All­jähr­lich pil­ger­te auch Albrechts Sohn und Nach­fol­ger, Her­zog Wil­helm V. der From­me (15791598) nach Alt­öt­ting und fes­tig­te die Wall­fahrts­tra­di­ti­on u.a. mit der Grün­dung der Erz­bru­der­schaft Mariae zu Alten Oet­ting” – vie­le wei­te­re Bru­der­schafts­grün­dun­gen folg­ten, auch die Grün­dung der Maria­ni­schen Män­ner­kon­gre­ga­ti­on 1599 fällt in die­se Zeit. Vor allem stärk­te Wil­helm V. die Seel­sor­ge in Alt­öt­ting: 1591 gelang es ihm, die ers­ten zwei Jesui­ten nach Alt­öt­ting zu holen; schließ­lich ließ er St. Mag­da­le­na (Jesuiten-)kirch und hauß der socie­tät Jesu daselbst” (15921596) errichten.

Reli­giö­ses Brauch­tum blüh­te auf, der­weil ver­dun­kel­te sich die poli­ti­sche Situa­ti­on. Zwaint­zig fürst­li­che per­soh­nen (…, kamen) gleich­samb als auf einem reichs­tag (…) zu Alten-Oet­ting” im Jahr 1607 zusam­men. Maxi­mi­li­an I. weil­te damals zwei­fel­los in Alt­öt­ting, mit dabei ver­mut­lich auch sei­ne Brü­der Erz­bi­schof und Kur­fürst Fer­di­nand von Köln sowie Her­zog Albrecht VI. Über den kon­kre­ten Anlass des Tref­fens ist nichts über­lie­fert, die poli­ti­schen Umstän­de aber dürf­ten für reich­lich Dis­kus­sio­nen gesorgt haben und gaben auch Anlass für eine Wall­fahrt: Im sel­ben Jahr wur­de über die freie Reichs­stadt Donau­wörth die Reichs­acht ver­hängt und Maxi­mi­li­an I. führ­te sie gewalt­sam zum katho­li­schen Glau­ben zurück. Es folg­ten die Grün­dung der pro­tes­tan­ti­schen Uni­on 1608 und die Grün­dung des Gegen­bünd­nis­ses, der katho­li­schen Liga 1609.

Der Krieg naht

Altöttinger Dioramenschau: Eine wichtige Rolle für Kurfürst Maximilian I. im Dreißigjährigen Krieg spielte Feldherr Johann Tserclaes Graf von Tilly (Bild). Beide waren regelmäßige Altötting-Pilger.

Die ers­ten Kriegs­jah­re erleb­te Alt­öt­ting als Jah­re des Sie­ges, trotz ers­ter Feld­zug­not. Der Sieg der katho­li­schen Liga in der Schlacht am Wei­ßen Berg in Prag am 8. Novem­ber 1620 wur­de Maria vom Sie­ge” geweiht; ein Ruh­mes­ti­tel, der im Lau­fe der Kriegs­jah­re noch oft zu hören war. Der ers­te Alt­öt­ting-Pil­ger nach der Schlacht soll Mar­tin Schenck, ain Sol­dat von Eres­haimb zwo meil von Dil­lin­gen” gewe­sen sein: Als der am lin­ken Fuß schwer ver­wun­de­te Sol­dat sein Wall­fahrts­ge­lüb­de ein­ge­löst hat­te, soll er ohne hilff der kru­cken wie­der­umb alle sein weg und steg” gegan­gen sein. Vie­le Pil­ger folg­ten, lös­ten ihr Gelüb­de ein und brach­ten zahl­rei­che Gaben.

Der berühm­tes­te Pil­ger und Wei­he­s­pen­der aber war der Kur­fürst selbst. Dabei ging es ihm nicht nur um rei­ne Äußer­lich­kei­ten – der Jesui­ten­schü­ler Maxi­mi­li­an I. kann­te die Leh­ren des Ordens­grün­ders Igna­ti­us von Loyo­la (14911546). Wie die Refor­ma­to­ren stieß sich auch Igna­ti­us an der Kir­che, blieb ihr aber treu und gehor­sam und ver­stand dies als Dienst an Chris­tus. Ein Dienst, den er auch in der Zeit der Refor­ma­ti­on nicht als Kampf gegen Häre­ti­ker inter­pre­tier­te – mit Lie­be und Beleh­rung woll­te er die Men­schen auf den rech­ten Weg füh­ren. Statt neue Leh­ren zu ver­brei­ten, beton­te er die Wer­te der katho­li­schen Leh­re lan­ge vor dem Konzil.

Ob Maria hilft?

Altöttinger Dioramenschau: Stiftspropst Franz Wilhelm Graf von Wartenberg mit Gnadenbild.

Auch Maxi­mi­li­an I. war ein eige­ner Kopf, hielt sich trotz sei­ner Stel­lung aber nicht für über­mäch­tig – über ihm sah er Gott, sah er Maria. Er war boden­stän­dig. Und pflicht­be­wusst: Obwohl er alles sel­ber bestimm­te, prüf­te er doch jede Ent­schei­dung mit sei­nen Räten; engs­te Mit­ar­bei­ter seufz­ten ange­sichts des Flei­ßes ihres Herrn, der ihnen kaum noch Ruhe gönnte.

Doch trotz all sei­nes Pflicht­be­wusst­seins und sei­ner Gewis­sen­haf­tig­keit – Maxi­mi­li­an I. war ein Kind sei­ner Zeit, sei­ne Herr­schaft der reins­te Fürs­ten­ab­so­lu­tis­mus. Sei­ne Regie­rungs­grund­sät­ze waren nüch­tern: Erst das Kriegs­volk, dann das bare Geld, drit­tens die Schan­zen oder Fes­tungs­wer­ker und erst an vier­ter Stel­le die Wohl­ge­wo­gen­heit des Vol­kes. Es waren die Fürs­ten, die über den Glau­ben der Men­schen ent­schie­den – Gewis­sens­frei­heit im Sin­ne von Reli­gi­ons­frei­heit war im 17. Jahr­hun­dert undenk­bar, wider­sprach der Idee abso­lu­ter Wahr­heit, die sich auch in einer ein­heit­li­chen poli­ti­schen Kul­tur wider­spie­geln soll­te. Es waren die Fürs­ten, die über Krieg und Frie­den ent­schie­den. Kur­fürst Maxi­mi­li­an I. zog nicht ger­ne in den Krieg. Als sich aber die Fron­ten ver­här­te­ten, war er entschlossen.

Doch hat ihm Maria wirk­lich gehol­fen? War es klug, 1630 in Regens­burg Wal­len­stein weg­schi­cken zu las­sen? Jetzt, als die katho­li­sche Sei­te die Pro­tes­tan­ten mit einem Resti­tu­ti­ons­edikt (1629) pro­vo­ziert hat­te und die Schwe­den zum Krieg rüsteten?

Vor der Kapel­le war­tet das Volk auf sei­nen Fürs­ten. Der Krieg naht. Das Volk war­tet auf das, was pas­sie­ren mag. Ob Maria hilft?

Text: Micha­el Glaß

* Zita­te von Jesui­ten­pa­ter und Chro­nist Jaco­bus Irsing 1642, 1643 vom Stifts­de­chan­ten Johann Schei­ten­ber­ger aus dem Latei­ni­schen übersetzt.

Anmer­kung: Dass Kai­ser Fer­di­nand II. nach dem Regens­bur­ger Kur­fürs­ten­tag nach Alt­öt­ting pil­ger­te, ist his­to­risch belegt. Nicht aber, ob auch Maxi­mi­li­an I. unge­fähr zur sel­ben Zeit in Alt­öt­ting war; auch gibt es kei­nen his­to­ri­schen Beleg dafür, dass der Kur­fürst und sein Feld­herr Til­ly jemals gemein­sam nach Alt­öt­ting pil­ger­ten. Das Diora­men­bild von Zell­ner wür­digt die Tat­sa­che, dass sowohl Maxi­mi­li­an I. als auch Til­ly gro­ße Mari­en­ver­eh­rer und För­de­rer der Wall­fahrt waren; bereits in sei­nem ers­ten Regie­rungs­jahr pil­ger­te Maxi­mi­li­an I. nach Alt­öt­ting und kam noch vie­le wei­te­re Male. Drei Besu­che Til­lys in Alt­öt­ting sind bezeugt: 1600, 1624 und 1630 wäh­rend des Kurfürstentages.

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