Der "Bote" 1895 bis 1904 – Ein "beliebtes Familienblatt"

Michael Glaß am 02.02.2020

2020 125 jahre aoelfb titel kopf nr1 6jan1895 Foto: "Altöttinger Liebfrauenbote"
Titel der ersten Ausgabe des "Altöttinger Liebfrauenbote" am 6. Januar 1895. Ein Stich mit Gnadenbild, Kapellplatz und Neuöttinger Pfarrkirche schmückt die Titelseiten der jeweils acht Seiten umfassenden Ausgaben im Jahr 1895.

Als am 6. Januar 1895 die erste Ausgabe des "Altöttinger Liebfrauenboten" erschien, saß mit Leo XIII. nicht nur ein "Arbeiterpapst", sondern auch ein großer Marienverehrer auf dem Papstthron in Rom, stand Kaiser Wilhelm II. an der Spitze des Deutschen Reichs, und Prinzregent Luitpold führte die Regierungsgeschäfte in Bayern. 125 Jahre sind seither vergangen, und viel hat sich verändert – auch das Bild unserer Wochenzeitung, wenngleich die meisten Leser "ihren Boten" von damals vermutlich schnell erkennen würden. Das Profil der Sonntagszeitung ist nämlich im Wesentlichen gleich geblieben.

Titel – damals und heute

2020 125 jahre aoelfb titel nr1 6jan1895
Altöttinger Liebfrauenbote, Titel der Erstausgabe vom 6. Januar 1895.
2020 125 jahre aoelfb titel nr 11 17mar1895
Altöttinger Liebfrauenbote, Titel vom 17. März 1895.
2020 125 jahre aoelfb titel nr 1 7jan1900
Altöttinger Liebfrauenbote, Titel vom 7. Januar 1900.
2020 125 jahre aoelfb titel nr18 6mai1900
Altöttinger Liebfrauenbote, Titel vom 6. Mai 1900.
2020 125 jahre aoelfb titel nr29 2012
Altöttinger Liebfrauenbote, Titel Nr. 29, 2012.
2020 125 jahre aoelfb titel nr11 2014
Altöttinger Liebfrauenbote, Titel vom 16. März 2014.
2020 125 jahre aoelfb titel nr15 2017
Altöttinger Liebfrauenbote, Titel vom 9. April 2017.
2020 125 jahre aoelfb titel nr20 2017
Altöttinger Liebfrauenbote, Titel vom 14. Mai 2017.
2020 125 jahre aoelfb titel nr41 2017
Altöttinger Liebfrauenbote, Titel vom 8. Oktober 2017.
2020 125 jahre aoelfb titel nr21 2018
Altöttinger Liebfrauenbote, Titel vom 27. Mai 2018.
2020 125 jahre aoelfb titel nr32 2019
Altöttinger Liebfrauenbote, Titel vom 11. August 2019.

Ein Stich mit Gna­den­bild, Kapell­platz und Neuöt­tin­ger Pfarr­kir­che schmückt die Titel­sei­ten der jeweils acht Sei­ten umfas­sen­den Aus­ga­ben im Jahr 1895 und ver­rät unzwei­deu­tig die katho­li­sche Aus­rich­tung des Blatts sowie den Erschei­nungs­ort und die enge Ver­bun­den­heit zum Her­zen Bay­erns”. Es folgt ein klei­ner Wochen­ka­len­der mit den Namen der wich­tigs­ten Hei­li­gen – auch heu­te fin­det sich die­ser in der Print­aus­ga­be – und: ein geist­li­cher Impuls; am ers­ten Erschei­nungs­tag zum Fest der hei­li­gen drei Köni­ge” (heu­te fin­det sich der Impuls“ neben der Betrach­tung zum Sonn­tag“ mit den Tex­ten zum Evan­ge­li­um und den Lesun­gen). Pas­send zu einer Mel­dung über eine erhe­ben­de Fei­er” in der Til­ly­gruft, brach­te die Erst­aus­ga­be des Boten” auch ein Por­trait des Feld­herrn der Mut­ter­got­tes” und eine klei­ne Geschich­te der Til­ly­ka­pel­le im Kreuz­gang der Stift­s­pfarr­kir­che. Der hei­li­ge Franz von Sales wur­de als Vor­bild vor­ge­stellt – pas­send, ist er doch u.a. auch Patron der katho­li­schen Jour­na­lis­ten. Ein Rat­ge­ber warn­te vor der Lek­tü­re schlech­ter” Bücher und stell­te eini­ge katho­li­sche Schrif­ten als gute Haus­freun­de” vor. Von Gebets­er­hö­run­gen wur­de berich­tet, auch eine Lus­ti­ge Ecke” für die Freun­de des Humors war schon vor­han­den, und in einer Wochen­rund­schau” berich­te­te der Bote” damals u.a über einen neu­en Pfar­rer in Alt­öt­ting, eine Mes­ser­ste­che­rei in Zell, eine Vieh­seu­che in Leng­gries, und: über ein sel­te­nes, ja fast ein­zig daste­hen­des Ereig­nis” in Ost­in­di­en, wo drei Brah­ma­nen – hin­du­is­ti­sche Pries­ter der höchs­ten Kas­te – zum katho­li­schen Glau­ben kon­ver­tier­ten. Kurz­um: Die bun­te Welt des katho­li­schen Glau­bens abzu­bil­den und Glau­be zu ver­mit­teln sahen die Her­aus­ge­ber – katho­li­sche Geist­li­che, wie der Titel ver­riet – auch damals schon als ihr Haupt­an­lie­gen an.

Portraits und Heilige – damals und heute

2020 125 jahre aoelfb portrait tilly 6jan1895
Ein Porträt des Feldherrn Tilly in der Erstausgabe des Altöttinger Liebfrauenboten vom 6. Januar 1895.
2020 125 jahre aoelfb portrait franz von sales 6jan1895
Ein Porträt des heiligen Franz von Sales in der Erstausgabe des Altöttinger Liebfrauenboten vom 6. Januar 1895.
2020 125 jahre aoelfb hlge okt2012
Seite "Portrait / Heilige der Woche" im Altöttinger Liebfrauenboten vom 14. Oktober 2012.
2020 125 jahre aoelfb portrait heilige jan2020
Seite "Portrait / Heilige der Woche" im Altöttinger Liebfrauenboten vom 19. Januar 2020.

Ein Wochen­ka­len­der mit Nen­nung der Hei­li­gen der Woche” befand sich in den Jah­ren 1895 – 1904 auf der Titel­sei­te, Por­traits zu Hei­li­gen sowie zu Per­so­nen des öffent­li­chen Lebens der Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart fan­den sich immer wie­der auf den meist acht Innen­sei­ten der Aus­ga­ben. In den ver­gan­ge­nen 10 Jah­ren bis 2020 hat­te der Bote” eine Extra-Sei­te Por­trait / Hei­li­ge der Woche”.

Dass der Bote” Ende des 19. Jahr­hun­derts ent­stand, ist durch­aus kein Zufall; das Sonn­tags­blatt aus Alt­öt­ting bet­te­te sich ein in eine viel­fäl­ti­ge katho­li­sche Pres­se­land­schaft mit theo­lo­gi­schen und pas­to­ra­len Zeit­schrif­ten sowie etli­chen Peri­odi­ka für das Kir­chen­volk”, ent­stan­den seit Anfang des 19. Jahr­hun­derts. Erst die Natio­nal­so­zia­lis­ten und der II. Welt­krieg setz­ten die­ser Viel­falt ein Ende. Umso bemer­kens­wer­ter, dass der Bote” noch exis­tiert, denn auch ihn hat­ten die Nazis im Visier. Heu­te ist der Lieb­frau­en­bo­te” eine der ältes­ten noch bestehen­den Kir­chen­zei­tun­gen in Deutschland.

"Marienseite" – damals und heute

2020 125 jahre aoelfb maienkoenigin 18mai1898
Altöttinger Liebfrauenbote, Darstellung "Maienkönigin", 18. Mai 1898.
2020 125 jahre aoelfb marienseite nr33 2011
Altöttinger Liebfrauenbote, "Marienseite", Nr. 33, 2011.
2020 125 jahre aoelfb marienseite nr52 2012
Altöttinger Liebfrauenbote, "Marienseite", Nr. 52, 2012.
2020 125 jahre aoelfb marienseite nr13 2014
Altöttinger Liebfrauenbote, "Marienseite", Nr. 13, 2014.
2020 125 jahre aoelfb marienseite nr32 2014
Altöttinger Liebfrauenbote, "Marienseite", Nr. 32, 2014.
2020 125 jahre aoelfb marienseite nr34 2018
Altöttinger Liebfrauenbote, "Marienseite", Nr. 34, 2018.
2020 125 jahre aoelfb marienseite nr51 2018
Altöttinger Liebfrauenbote, "Marienseite", Nr. 51, 2018.
2020 125 jahre aoelfb marienseite nr34 2019
Altöttinger Liebfrauenbote, "Marienseite", Nr. 34, 2019.
2020 125 jahre aoelfb marienseite nr36 2019
Altöttinger Liebfrauenbote, "Marienseite", Nr. 36, 2019.
2020 125 jahre aoelfb marienseite nr48 2019
Altöttinger Liebfrauenbote, "Marienseite", Nr. 48, 2019.
2020 125 jahre aoelfb marienseite nr3 2020
Altöttinger Liebfrauenbote, "Marienseite", Nr. 3, 2020.

Mari­en­bil­der, bzw. Bil­der und Sti­che all­ge­mein, fin­den sich in den Aus­ga­ben 1895 – 1904 sel­ten (eine Zunah­me von abge­druck­ten Fotos, Bil­dern und Sti­chen lässt sich dann ab den 1920er-Jah­ren beob­ach­ten). Wenn Bil­der gedruckt wur­den, dann waren es oft Mari­en-Dar­stel­lun­gen wie jene in der Aus­ga­be vom 18. Mai 1898. In den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren von 2010 bis Anfang 2020 war die sehr belieb­te Mari­en­sei­te” auf der letz­ten Sei­te der Aus­ga­be fest gesetzt.

Vielfalt der Themen

Und der Bote” ist, was sei­ne The­men anbe­langt, bunt geblie­ben. Die Viel­falt der The­men hat ihren Grund durch­aus in der katho­li­schen Aus­rich­tung der Zei­tung – das Gan­ze betref­fend, die gan­ze Erde umfas­send” lässt sich das Wort katho­lisch” in sei­ner ursprüng­li­chen Bedeu­tung über­set­zen. Die Viel­falt hat­te jedoch auch einen ganz prak­ti­schen Grund: Die Pro­be­num­mer hat über­all in den baye­ri­schen Gau­en und selbst über die blau-wei­ßen Grenz­pfäh­le hin­aus guten Anklang gefun­den”, berich­te­te der Bote” 1895 in sei­ner Erst­aus­ga­be und kün­dig­te an, die Zei­tung zu einem belieb­ten Fami­li­en­blat­te zu machen”. Gera­de auf dem baye­ri­schen Land war der Bote” damals nicht sel­ten die ein­zi­ge Infor­ma­ti­ons­quel­le für die Leute.

Geistliche Impulse – damals und heute

2020 125 jahre aoelfb impuls titel nr3 21jan1900
Titelseite mit geistlichem Impuls im Altöttinger Liebfrauenboten vom 21. Januar 1900.
2020 125 jahre aoelfb impuls 8sept2019
Impuls und Betrachtung zum Sonntag mit Evangelium und Lesungen im Altöttinger Liebfrauenboten vom 8. September 2019.
2020 125 jahre aoelfb impuls 2feb2020
Impuls und Betrachtung zum Sonntag mit Evangelium und Lesungen im Altöttinger Liebfrauenboten vom 2. Februar 2020.

Geist­li­che Impul­se zu den Evan­ge­li­ums- und Lesungs­tex­ten fan­den sich in den Aus­ga­ben von 1895 – 1904 jeweils auf der Titel­sei­te – in den letz­ten zehn Jah­ren in den Aus­ga­ben 2010 – 2020 jeweils auf Sei­te 2 der Ausgabe.

Und so kommt es, dass Mel­dun­gen aus Alt­öt­ting in den Wochen­rund­schau­en” der Aus­ga­ben der ers­ten zehn Jah­re ihren natür­li­chen Platz neben regio­na­len Nach­rich­ten und sol­cher aus aller Welt hat­ten. Meis­tens waren es kur­ze Ankün­di­gun­gen der nächs­ten Wall­fahrts­zü­ge oder wo und wann die nächs­ten Fir­mun­gen statt­fin­den; ins­be­son­de­re wenn der Diö­ze­san­bi­schof höchst­per­sön­lich kam, wur­de dar­auf ver­wie­sen. Häu­fig zu fin­den waren Hin­wei­se auf die kom­men­den Vieh­märk­te oder etwa über die Preis­ent­wick­lung am Vik­tua­li­en­markt in Mün­chen. Doch auch poli­ti­sche Mel­dun­gen und Kom­men­ta­re fin­den sich von Anfang an im Boten“.

Politik und Kurioses

Dass die Poli­tik im Boten” seit jeher eine gro­ße Rol­le spiel­te, hat auch mit den Nach­we­hen des Kul­tur­kamp­fes” zu tun: der Kon­flikt zwi­schen Preu­ßen bzw. spä­ter dem Deut­schen Kai­ser­reich unter Reichs­kanz­ler Otto von Bis­marck und der katho­li­schen Kir­che unter Papst Pius IX. war zwar bereits 1878 been­det und 1887 diplo­ma­tisch bei­gelegt, doch zeu­gen auch noch Arti­kel im Boten“ des Jah­res 1895 vom ram­po­nier­ten Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen Kir­che und Staat. So berich­te­te der Bote” etwa in der Nr. 11 vom 17. März 1895 von einer geplan­ten Auf­he­bung des Kan­zel­pa­ra­gra­phen”, der Pries­tern in der Aus­übung ihres Amtes eine Stel­lung­nah­me zu poli­ti­schen Ange­le­gen­hei­ten mit Andro­hung einer Frei­heits­stra­fe von bis zu zwei Jah­ren unter­sag­te – tat­säch­lich wur­de die­ser in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land erst 1953 auf­ge­ho­ben. Gleich dar­un­ter berich­tet der Bote” über eine Ehrung des Urhe­bers die­ses Para­gra­phen, über Otto von Bis­marck (18151898), der am 1. April die­ses Jah­res sei­nen 80. Geburts­tag beging. Zwar wür­dig­te der Bote” den ehe­ma­li­gen Reichs­kanz­ler respekt­voll als außer­ge­wöhn­li­chen Mann”, erklär­te aber zugleich: “(…) zu einer beson­de­ren Ehrung hat weder ein guter Katho­lik noch ein guter Bay­er einen Grund”, schließ­lich habe Bis­marck nicht nur die katho­li­sche Kir­che ver­nich­ten” wol­len, son­dern auch die Selb­stän­dig­keit Bayerns”.

Der Sta­chel des Kul­tur­kamp­fes saß noch tief, doch war die­ser längst nicht der ein­zi­ge Anlass für poli­ti­sche Erklä­run­gen. In der­sel­ben Aus­ga­be wid­me­te sich der Bote” kurz einem wei­te­ren Phä­no­men des aus­ge­hen­den 19. Jahr­hun­derts, das in der Gesell­schaft bis heu­te nach­wirkt: “(…) der Papst kön­ne nicht den Klas­sen- und Ras­sen­hass bil­li­gen, wie er sei­tens der Anti­se­mi­ten geschürt wer­de”, zitier­te der Bote“ aus einen Brief aus dem Vati­kan gegen zuneh­men­den Hass gegen Juden und deu­te­te hier bereits an, dass sich die Zei­tung nicht von Extre­mis­ten ver­ein­nah­men las­sen wol­le – ein Grund­prin­zip, das der Bote” auch Jahr­zehn­te spä­ter trotz Ver­bot und Ver­fol­gung unter den Nazis nicht auf­ge­ben soll­te.

Nachrichten und Politisches Zeitgeschehen – damals und heute

2020 125 jahre aoelfb wochenrundschau nr5 3feb1895
Altöttinger Liebfrauenbote, Wochenrundschau, 3. Februar 1895.
2020 125 jahre aoelfb wochenrundschau bismarck nr11 17maerz1895
Altöttinger Liebfrauenbote, Wochenrundschau, 17. März 1895
2020 125 jahre aoelfb wochenrundschau nr17 29apr1900
Altöttinger Liebfrauenbote, Wochenrundschau, 19. April 1900
2020 125 jahre aoelfb nachrichten oktober 10 2010
Altöttinger Liebfrauenbote, Nachrichten, 10. Oktober 2010.
2020 125 jahre aoelfb nachrichten november 7 2010
Altöttinger Liebfrauenbote, Nachrichten, 7. November 2010.
2020 125 jahre aoelfb nachrichten 29jun2014
Altöttinger Liebfrauenbote, Nachrichten, 29. Juni 2014.
2020 125 jahre aoelfb nachrichten 3feb2019
Altöttinger Liebfrauenbote, Nachrichten, 3. Februar 2019.
2020 125 jahre aoelfb libyen fluechtlinge
Altöttinger Liebfrauenbote, Politisches Zeitgeschehen, 22. Mai 2011.
2020 125 jahre aoelfb franziskus programmatische rede nr14 7apr2013
Altöttinger Liebfrauenbote, Politisches Zeitgeschehen, 7. April 2013.
2020 125 jahre aoelfb zeitgeschehen 12aug2018
Altöttinger Liebfrauenbote, Politisches Zeitgeschehen, 12. August 2018.
2020 125 jahre aoelfb zeitgeschehen 17feb2019
Altöttinger Liebfrauenbote, Politisches Zeitgeschehen, 17. Februar 2019.

Mel­dun­gen, Nach­rich­ten und Kom­men­ta­re zum poli­ti­schen Zeit­ge­sche­hen misch­ten sich seit Beginn des Alt­öt­tin­ger Lieb­frau­en­bo­ten 1895 in der Wochen­rund­schau”; im Lau­fe der Zeit nah­men die­se immer mehr Raum ein. Auch in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren von 2010 bis Anfang 2020 gab es zwei fes­te ver­gleich­ba­re Rubri­ken: Nach­rich­ten” (aus der Welt­kir­che) sowie das Zeit­ge­sche­hen” mit Berich­ten, Inter­views und Kom­men­ta­ren zu Kir­che, Gesell­schaft und Poli­tik. The­men, die sowohl das kirch­li­che Leben als auch poli­ti­sche und gesell­schaft­li­che Fra­gen berüh­ren, gibt es frei­lich vie­le; die­se wer­den aktu­ell in vie­len Repor­ta­gen, Inter­views und Berich­ten unter der Rubrik Kir­che und Welt” behandelt.

Auch auf­se­hen­er­re­gen­de und kurio­se Nach­rich­ten fan­den in den Wochen­rund­schau­en” ihren Platz. Zum Bei­spiel berich­te­te der Bote” in sei­ner Aus­ga­be vom 28. April 1895 von einem Erd­be­ben in Öster­reich, vom Frie­dens­ver­trag zwi­schen Japan und Chi­na, von einer Ver­samm­lung Ungläu­bi­ger” in Frank­reich, die den Glau­ben ver­spot­te­ten, von der Neu­grün­dung eines Raiff­ei­sen­ver­eins in Burg­kir­chen, von einem Mord in Aiden­bach, und von einer ziem­lich leicht­gläu­bi­gen Bäue­rin in Deg­gen­dorf: Die­se hat­te wohl, weil ihr weis­ge­macht wur­de, dass am Kar­frei­tag der Welt­un­ter­gang bevor­ste­he, noch schnell ihr Schwein geschlach­tet, ver­kauft und teils ver­ar­bei­tet, um gut vor­be­rei­tet zu sein”, und um wenigs­tens ihre letz­ten Tage noch ein wenig mit einem G’selch­ten” (Rauch­fleisch) zu genießen.

Krankengruß und Gebetserhörung

Bei der Wochen­rund­schau vom 8. Mai 1898 dreh­te sich alles um den spa­nisch-ame­ri­ka­ni­schen Krieg. Hat­te der Bote” noch in der Woche zuvor vor einem Frei­mau­rer­krieg” gewarnt und sich klar auf die Sei­te des katho­li­schen Spa­ni­ens gestellt, berich­te­te er nun, wie Papst Leo XIII. als Frie­dens­fürst” zu ver­mit­teln ver­such­te – ver­geb­lich: der Krieg ende­te mit der Beset­zung Kubas, Puer­to Ricos, Guams und der Phil­ip­pi­nen durch die USA und für Spa­ni­en mit dem Ver­lust sei­ner letz­ten bedeut­sa­men Kolo­nien. Erfreu­li­cher” war da schon die Mel­dung von der Erhe­bung der Wall­fahrts­ba­si­li­ka Vier­zehn­hei­li­gen zur Päpst­li­chen Basi­li­ka” und auch die Geburt von Vier­lin­gen in Fog­gia in Apu­li­en, die die klang­vol­len Namen Dan­te, Petrar­ca, Tas­so und Arios­to erhal­ten haben sol­len. Auch ein Auf­ruf zur Betei­li­gung an den Reichs­tags­wah­len am 16. Juni fand sich in der Aus­ga­be 1898; der Bote” wünsch­te jeder Par­tei den Erfolg, wel­chen sie ver­dient” und dass der Kampf ehr­lich und sach­lich geführt wer­den möge”. Außer­dem berich­te­te der Bote” u.a. von einer Pri­miz in Trier, von einer Brot­preis­er­hö­hung in Mem­min­gen und von einer Rau­fe­rei in einem Bier­kel­ler in Amberg.

Ein gro­ßes Unglück in einer Che­mie­fa­brik in Gries­heim am Main, das 26 Tote und 94 Ver­letz­te gefor­dert hat­te, war The­ma der Wochen­rund­schau­en am 5. und 12. Mai 1901. Ein tra­gi­sches Unglück, das jedoch auch sei­ne Hel­den der Feu­er­stun­de” her­vor­brach­te. Ein Betriebs­lei­ter berich­te­te im Boten” von einem Kaplan, der trotz der gro­ßen Gefah­ren zur Fabrik eil­te, um den Schwer­ver­letz­ten die letz­ten Sakra­men­te zu spen­den. Der Kaplan überlebte.

Fürbitten, "Krankengruss" und "Botenfamilie" – damals und heute

2020 125 jahre aoelfb gebetserhoerungen nr3 20jan1895
Altöttinger Liebfrauenbote, Rubrik "Gebetserhörungen", 20. Januar 1895.
2020 125 jahre aoelfb gebete erhoerungen nr35 27aug1899
Altöttinger Liebfrauenbote, Rubrik "Gebetserhörungen", 27. August 1899.
2020 125 jahre aoelfb mariengruss krankengruesse nr17 29apr1900
Altöttinger Liebfrauenbote, Rubrik "Gruß ins Krankenzimmer", 29. April 1900.
2020 125 jahre aoelfb fuerbitten 2019
Altöttinger Liebfrauenbote, Fürbitten in der Rubrik "Botenfamilie", 2019.
2020 125 jahre aoelfb botenfamilie 2019
Altöttinger Liebfrauenbote, Rubrik "Botenfamilie", 2019.

Fes­te Rubri­ken in den Aus­ga­ben von 1895 – 1904 waren der Gruß ins Kran­ken­zim­mer”, Gebets­er­hö­run­gen” und Gebets­emp­feh­lun­gen”. In den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren von 2010 bis Anfang 2020 befan­den sich Für­bit­ten” und Dank­sa­gun­gen für erhör­te Gebe­te in der Rubrik Boten­fa­mi­lie”, in der regel­mä­ßig auch Glück­wün­sche an Leser zu etwa Geburts­ta­gen sowie kur­ze Nach­ru­fe zu ver­stor­be­nen Lesern ver­öf­fent­licht werden.

Eine fes­te Rubrik war in den ers­ten Jah­ren auch die Kran­ken­stu­be”; auf­mun­tern­de Zei­len wur­den hier ver­fasst, wie etwa in der Aus­ga­be vom 5. Mai 1895: Mein lie­ber Christ! Der schö­ne Mai­mo­nat ist da, und du bist krank! … Aber ver­zag nicht! … Schau, Sie (Maria) ist ja auch das Heil der Kran­ken’.” Trost mag dann auch die Gebets-Erhö­rung” gefun­den haben, eben­falls eine fes­te Rubrik. In der­sel­ben Aus­ga­be wur­de von einem belieb­ten Orts­pfar­rer berich­tet, der, vom Arzt bereits auf­ge­ge­ben, wie­der genas und noch 16 wei­te­re Jah­re leb­te. Der damals behan­deln­de Arzt wur­de mit den Wor­ten zitiert: “… es haben sei­ne Pfarr­kin­der ihn gesund gebetet…”.

Sehenswürdigkeiten, Pilgerwege und Heiligtümer – damals und heute

2020 125 jahre aoelfb geschichte gnadenkapelle nr3 20jan1895
Altöttinger Liebfrauenbote, (Fortsetzungs-)Geschichte der Altöttinger Gnadenkapelle, 20. Januar 1895.
2020 125 jahre aoelfb dom stpeter nr15 14apr1895
Altöttinger Liebfrauenbote, (Fortsetzungs-)Geschichte über Heiligtümer in Rom, hier über den Petersdom am 14. April 1895.
2020 125 jahre aoelfb stiftspfarrkirche jubilaeum 2011
Altöttinger Liebfrauenbote, Jubiläum der Altöttinger Stiftspfarrkirche, 23. Januar 2011.
2020 125 jahre aoelfb maria birnbaum 9okt2011
Altöttinger Liebfrauenbote, Vorstellung "Maria Birnbaum", 9. Oktober 2011.
2020 125 jahre aoelfb marienwanderweg 19okt2014 s1
Altöttinger Liebfrauenbote, Vorstellung "Marienwanderweg", 19. Oktober 2014.
2020 125 jahre aoelfb le puy en velay 20maerz2016
Altöttinger Liebfrauenbote, Vorstellung Le-Puy-en-Velay, 20. März 2016.
2020 125 jahre aoelfb nicaragua leon 23sept2018
Altöttinger Liebfrauenbote, Vorstellung Léon in Nicaragua, 23. September 2018.
2020 125 jahre aoelfb teneriffa 10feb2019
Altöttinger Liebfrauenbote, Vorstellung Teneriffa, 10. Februar 2019.
2020 125 jahre aoelfb angouleme 22sept2019
Altöttinger Liebfrauenbote, Vorstellung Angouleme, 22. September 2019.
2020 125 jahre aoelfb maria woerth 15dez2019
Altöttinger Liebfrauenbote, Vorstellung Maria Wörth, 15. Dezember 2019.

Die aus­führ­li­che Vor­stel­lung von (Marien-)Wallfahrtsorten, Pil­ger­we­gen, Kir­chen und Hei­lig­tü­mern sowie Sehens­wür­dig­kei­ten – welt­weit – hat von Anbe­ginn an eine lan­ge Tra­di­ti­on im Alt­öt­tin­ger Liebfrauenboten”.

Erzählungen und Ratgeber

Auf­ru­fe zum Gebet und auch zur Wall­fahrt fin­den sich immer wie­der in den Boten”-Ausgaben der ers­ten zehn Jah­re, all­ge­mein vie­le Rat­schlä­ge zum prak­ti­schen Glau­bens­le­ben eben­so wie die Ver­mitt­lung von Glau­bens­in­hal­ten. Vor­ran­gig fand letz­te­re in den Pre­dig­ten und geist­li­chen Impul­sen gleich auf der ers­ten Sei­te statt. Die Glau­bens­ver­mitt­lung war jedoch auch Ziel des unter­hal­ten­den Teils der Zei­tung, der gro­ßen Raum ein­nahm. Oft wur­den Gedich­te abge­druckt, meist aber waren es Erzäh­lun­gen und Fort­set­zungs­ge­schich­ten, die den Lesern Anre­gun­gen für ihr täg­li­ches Leben geben soll­ten. So schil­der­te etwa die Erzäh­lung Unter Mari­ens Schut­ze” in meh­re­ren Aus­ga­ben 1895 die Hil­fe der Got­tes­mut­ter in Zei­ten des Krie­ges, nament­lich des deutsch-fran­zö­si­schen Kriegs 1871, dem drit­ten der deut­schen Eini­gungs­krie­ge”, den die meis­ten der dama­li­gen Leser noch am eige­nen Leib erfah­ren hat­ten. Anno 1901 etwa wur­de über meh­re­re Aus­ga­ben eine Pil­ger­fahrt nach Rom” beschrieben.

Unterhaltung, Dichtung und Wahrheit – damals und heute

2020 125 jahre aoelfb unterhaltung nr3 20jan1895
Altöttinger Liebfrauenbote, Humor und Rätsel, 20. Januar 1895.
2020 125 jahre aoelfb unterhaltung 2014
Altöttinger Liebfrauenbote, Humor und Rätsel, 2. Februar 2014
2020 125 jahre aoelfb roman nr2 13jan1895
Altöttinger Liebfrauenbote, Roman, 13. Januar 1895
2020 125 jahre aoelfb roman 2020
Altöttinger Liebfrauenbote, Roman, 2019
2020 125 jahre aoelfb gedicht erzaehlung nr35 27aug1899
Altöttinger Liebfrauenbote, Erzählungen, Gebete und Gedichte, 27. August 1899
2020 125 jahre aoelfb gedicht altoetting nr17 29apr1900
Altöttinger Liebfrauenbote, Gedicht, 29. April 1900.
2020 125 jahre aoelfb dichtung und wahrheit august 2019
Altöttinger Liebfrauenbote, Dichtung und Wahrheit, 4. August 2019.
2020 125 jahre aoelfb dichtung und wahrheit sept2019
Altöttinger Liebfrauenbote, Dichtung und Wahrheit, 22. September 2019.

Ob Wit­ze, Rät­sel, Fort­set­zungs­ro­ma­ne, Erzäh­lun­gen oder Gedich­te – auch ein unter­hal­ten­der Teil ist seit jeher im Alt­öt­tin­ger Lieb­frau­en­bo­ten” zu finden.

Sach­li­cher, aber nicht weni­ger unter­halt­sam waren dann z.B. län­ge­re Berichte/​Reportagen etwa über Hei­lig­tü­mer in Rom” sowie Rat­ge­ber über die Schu­le des Rosen­kran­zes” oder Wall­fahrts­re­geln” (alle 1895): Begib dich auf die Rei­se mit gro­ßem Ver­trau­en auf die Für­bit­te Mari­ens”, heißt es da etwa im Rat­ge­ber für Pil­ger, und: Sobald Du des Gaden­or­tes Alt­öt­ting ansich­tig wirst, fal­le auf die Kniee, grü­ße Maria mit dem Sal­ve Regi­na, der lau­re­ta­ni­schen Lita­nei oder dem Rosen­kranz.” Unter der Rubrik Sozia­les” fand sich im April 1895 auch ein Rat­ge­ber für Dienst­mäd­chen, der typisch ist für jene Zeit. Unter dem Begriff Land­flucht” sub­su­mie­ren Geschichts­bü­cher die Abwan­de­rung der länd­li­chen Bevöl­ke­rung in die Städ­te. Der Bote” erläu­ter­te hier­zu, dass sich in der Stadt zwar mehr Geld ver­die­nen las­se, das Leben dort aber auch um eini­ges teu­rer sei. Außer­dem warn­te er ins­be­son­de­re die jun­gen Frau­en vor den Gefah­ren der neu­en Frei­heit” in der Stadt, und lis­te­te katho­li­sche Mäd­chen­hei­me in 34 Städ­ten auf, wo jun­ge Frau­en Auf­nah­me fin­den könn­ten, bis sie eine gesi­cher­te Stel­lung bekom­men”. Zwei Aus­ga­ben spä­ter infor­mier­te der Bote” in einem län­ge­ren Bericht über die ver­schie­de­nen katho­li­schen Sozi­al­ver­bän­de, die um die Jahr­hun­dert­wen­de ganz kon­kre­te Ant­wor­ten auf die sozia­le Fra­ge” suchten.

Bezugspunkt Wallfahrt und Altötting

Und Alt­öt­ting? – War und ist in ers­ter Linie der Bezugs­punkt der Leser, die zum größ­ten Teil aus Bay­ern, aber auch dar­über hin­aus stamm(t)en. Meis­tens waren und sind es Pil­ger, die einen engen Bezug zum Gna­den­ort Unse­rer Lie­ben Frau hatten/​haben. Wall­fahr­ten nach Alt­öt­ting wur­den in Boten”-Ausgaben der ers­ten Jah­re ledig­lich ange­kün­digt, bzw. doku­men­tiert. Län­ge­re Berich­te sind über beson­de­re Fest­ta­ge und Ereig­nis­se zu fin­den, etwa in der Aus­ga­be vom 5. Mai 1901 über ein Fest der Maria­ni­schen Män­ner­kon­gre­ga­ti­on am Schutz­fes­te des hl. Josef” mit Got­tes­diens­ten und einer fei­er­li­chen Pro­zes­si­on; auch über die Neu­auf­nah­me von über 130 jun­gen Män­nern an jenem Tag steht im Bericht.

Wallfahrt, Altötting und MC – damals und heute

2020 125 jahre aoelfb vermischtes nr17 29apr1900
Altöttinger Liebfrauenbote, Vermischtes und Wallfahrten, 17. April 1900.
2020 125 jahre aoelfb wallfahrt aoe nr23 10jun1900
Altöttinger Liebfrauenbote, Vermischtes und Wallfahrten, 10. Juni 1900.
2020 125 jahre aoelfb mosaike wf pfingsten1 3jun2018
Altöttinger Liebfrauenbote, Wallfahrten, 3. Juni 2018.
2020 125 jahre aoelfb wallfahrt passau 12mai2019
Altöttinger Liebfrauenbote, Wallfahrt, 12. Mai 2019.
2020 125 jahre aoelfb wallfahrt regensburg 23jun2019
Altöttinger Liebfrauenbote, Wallfahrt, 23. Juni 2019.
2020 125 jahre aoelfb aus dem leben der mc nr22 3jun1900
Altöttinger Liebfrauenbote, Aus dem Leben der Marianischen Männerkongregation, 3. Juni 1900.
2020 125 jahre aoelfb mc hauptfest 5mai1901
Altöttinger Liebfrauenbote, Aus dem Leben der Marianischen Männerkongregation – Bericht zum Hauptfest, 5. Mai 1901.
2020 125 jahre aoelfb mceinkehrtag 21jan2018
Altöttinger Liebfrauenbote, Aus dem Leben der Marianischen Männerkongregation – Bericht vom Einkehrten, 21. Januar 2018
2020 125 jahre aoelfb mc herbsthauptfest 23sept2018 s1
Altöttinger Liebfrauenbote, Aus dem Leben der Marianischen Männerkongregation – Bericht vom Hauptfest, 23. September 2018.

In den älte­ren Aus­ga­ben von 1895 – 1904 wur­den die Wall­fahrts­grup­pen, die nach Alt­öt­ting kamen, unter der Rubrik Ver­misch­tes” ein­fach nur auf­ge­zählt. Die­se Tra­di­ti­on wur­de sehr lan­ge bei­be­hal­ten. Heu­te, ins­be­son­de­re seit dem Jahr 2007, bekom­men die Wall­fahrts­grup­pen grö­ße­ren Raum mit vor allem auch vie­len Fotos. Seit jeher gab es auch Berich­te aller Art aus der Wall­fahrts­stadt, wobei ins­be­son­de­re das Leben aus der Maria­ni­schen Män­ner­kon­gre­ga­ti­on sehr oft berück­sich­tigt wurde.

Ansons­ten liest man vor allem auch über die Hei­lig­tü­mer am Gna­den­ort, etwa in einem län­ge­ren Arti­kel über meh­re­re Aus­ga­ben 1895, der die Geschich­te der Gna­den­ka­pel­le von Alt­öt­ting” nach­zeich­net. In der Aus­ga­be vom 28. April 1895 heißt es hier­zu: Älter als die ältes­te, längst zer­fal­le­ne Burg in Bay­ern und Deutsch­land steht die Kapel­le auf frei­em Plat­ze zu Alt­öt­ting. Ent­setz­li­che Stür­me und Unwet­ter sind dar­über hin­ge­zo­gen im Lau­fe der Zei­ten, haben gewal­tig dar­an gerüt­telt und doch steht sie noch so fest, als ob sie erst vor weni­gen Jahr­zehn­ten gebaut wor­den wäre.” – Dar­an hat sich bis heu­te nichts geändert.

Text: Micha­el Glaß

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