Die Zeit der Kapuziner im Kloster St. Magdalena in Altötting nähert sich ihrem Ende. Schon länger bekannt ist, dass die Gemeinschaft der Brüder Samariter (FLUHM), die ihren Sitz in Klein-Mariazell nahe Wien hat, die Nachfolge antreten wird. Nun stehen auch die Details fest.
Am 10. August – aufgrund der Corona-Pandemie fünf Monate später als geplant – fand eine Klausur statt, an der neben Vertretern der Kapuziner und der Samariter auch der designierte Wallfahrtsrektor Dr. Klaus Metzl teilnahm. Im Anschluss daran wurde bekannt gegeben, wie die weitere Vorgehensweise aussieht.
Der Wechsel wird demnach am 1. September 2021 vollzogen. Das allerdings nicht von heute auf morgen, wie Br. Christophorus Goedereis, Provinzial der Deutschen Kapuzinerprovinz, sagte. Vielmehr werden die Kapuziner übergangsweise noch in St. Magdalena mitvertreten sein, ehe ihr Abschied aus dem Kloster, in dem sie seit 1874 beheimatet sind, endgültig besiegelt sein wird. Die Samariter werden Anfang September 2021 einziehen, mit vier Brüdern – drei Priestern und einem ständigen Diakon. Sie werden sich die anfallenden Aufgaben mit den Kapuzinern, die an zwei Standorten in Altötting bleiben, teilen.
Hauptniederlassung der Kapuziner wird das untere Kloster, St. Konrad, sein, handelt es sich dabei doch, wie Br. Christophorus sagte, um den „alten Kapuzinerort“, an dem auch der hl. Bruder Konrad gewirkt und wo er auch seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Zudem bekommt der Orden einen anderen zweiten Stützpunkt im Franziskushaus. Den dortigen Konvent, den es nach aktuellem Stand übergangsweise für sechs Jahre geben soll, wird Br. Georg Greimel leiten. Dieser bleibt zudem Präses der Marianischen Männerkongregation. Die Leitung in St. Konrad wird Br. Marinus Parzinger übernehmen. Parallel zu seiner Tätigkeit als Guardian wird er stellvertretender Wallfahrtsrektor, seine Aufgabe als Präses des Seraphischen Liebeswerkes wird er behalten.
Mit 28 Brüdern sind die Kapuziner aktuell in Altötting präsent. Ihre künftige Verteilung sieht so aus: Elf werden den Konvent in St. Konrad bilden, sieben denjenigen im Franziskushaus und fünf werden extern in Pflegeheimen untergebracht sein. Die restlichen Brüder, fünf an der Zahl, werden Altötting verlassen, darunter auch Br. Norbert Schlenker, Guardian von St. Magdalena und stellvertretender Wallfahrtsrektor. Er wird mit dem Weggang von St. Magdalena zunächst etwas Pause bekommen und nach der Erholungszeit eine neue Aufgabe antreten. Das wird im Frühjahr 2022 der Fall sein; wo, das ist derzeit noch nicht entschieden, jedenfalls aber außerhalb von Altötting. Diese personellen Entscheidungen seien in Absprache mit den jeweiligen Brüdern getroffen worden, so der Provinzial. In allen Fällen seien einvernehmlich Lösungen gefunden worden.
Eine andere Neuerung greift indes schon eher: Die Wallfahrtskustodie, die bislang noch im Kloster St. Magdalena untergebracht ist, wird unter dem Dach der Bischöflichen Administration angesiedelt – also dort, wo auch der Wallfahrtsrektor seinen Sitz hat. Dieser Umzug wird bald über die Bühne gehen, voraussichtlich im Oktober oder November. Das ist nicht das einzige, was in St. Magdalena schon vor dem Rückzug der Kapuziner zurückgefahren wird. Auch die Öffnungszeiten der Pforte sollen etwas eingeschränkt werden.
Vier Brüder Samariter werden im September 2021 nach Altötting kommen
Für die Nachfolge gewonnen werden konnte die Gemeinschaft der Brüder Samariter, auch FLUHM genannt, was für „Flamme der Liebe des Unbefleckten Herzens Mariens“ steht. Sie entstammt der erst 1980 gegründeten „Samaritischen Bewegung Mariens“, wurde Anfang der 2000er-Jahre durch Kardinal Christoph Schönborn in der Erzdiözese Wien errichtet und ist kirchlich als klerikaler Verein approbiert. Dass sie nun auch einen Standort in Deutschland übernimmt, ist auch ein Schritt auf dem Weg zur Anerkennung als Kongregation, für die es Internationalität braucht.
Genauso, wie die Kapuziner den Weggang von St. Magdalena mit langem Vorlauf vorbereitet haben, wurde auch die Suche nach einer neuen Nutzung ruhig angegangen. Die zentrale Rolle hat dabei die Diözese gespielt, nicht zuletzt deshalb, weil der Bischöfliche Stuhl auch das Kloster erworben hat. Bischof Stefan Oster fragte letztlich bei Kardinal Schönborn an, dieser fertigte als Protektor der Gemeinschaft das Entsendungsschreiben aus, Bischof Oster stellte schließlich das Dekret für die Aufnahme der Brüder Samariter aus.
Diese verstehen die neue Aufgabe als Herausforderung und als große Chance – und sind als marianisch geprägte Gemeinschaft froh, in Altötting tätig werden zu können, wie Br. Alois Hüger sagte. Vier Brüder werden im September 2021 nach Altötting kommen, darunter zwei junge Männer, die Ende September zu Priestern geweiht und voraussichtlich im Oktober oder November in Altötting eine Nachprimiz feiern werden, um sich schon knapp ein Jahr vor ihrem endgültigen Wechsel vor Ort vorzustellen.
Das ganze Kloster werden die Brüder Samariter im Übrigen nicht selbst nutzen, sondern nur den Altbau. Der Neubau entlang der Kreszentiaheimstraße wird als Übernachtungs‑, Bildungs- und Exerzitienhaus nicht nur ihnen, sondern beispielsweise auch der Gemeinschaft Emmanuel zur Verfügung stehen, wie der designierte Wallfahrtsrektor Dr. Klaus Metzl sagte. Zudem behalten die Kapuziner dort ihr Archiv und einige Büros.
Dass die Kapuziner St. Magdalena und andere Niederlassungen in der deutschen Provinz aufgeben, ist ihrer kleiner werdenden Anzahl geschuldet. Klar sei für sie aber gewesen, langfristig in Altötting zu bleiben, wie Br. Christophorus Goedereis sagte. Dank des langen Vorlaufs und der guten Zusammenarbeit mit dem Bistum habe eine gute Regelung gefunden werden können: „Ein Rädchen greift ins andere.“ Es ergäben sich auch neue Chancen und Perspektiven, „da steckt viel Zukunftsmusik drin“.
Wichtig gewesen sei den Kapuzinern, dass keine Lücke bleibt. Dies sei durch die Nachfolgeregelung sichergestellt. Neben dem eigenen Wirkungskreis werde man auch mit den Brüdern Samariter zusammenarbeiten, um gemeinsam mit ihnen alle anfallenden Aufgaben bewältigen zu können.
Text: Stephan Hölzlwimmer