„Altötting ist einmalig“

Michael Glaß am 18.05.2020

2019 07 altoetting lfb gandenbild bischof stefan oster klaus metzl Foto: Roswitha Dorfner
Der designierte Altöttinger Wallfahrtsrektor Klaus Metzl (2.v.l.) blickt auf das Altöttinger Gnadenbild, das Bischof Stefan Oster in der Hand hält. Links Wallfahrtsrektor Prälat Günther Mandl und in der Mitte sein Stellvertreter, Kapuzinerpater Norbert Schlenker.

Sei immer gut, doch nie zu gütig! Die Wölfe werden sonst übermütig. Dieses Sprichwort gilt auch für einen Generalvikar, der den Spagat zwischen „General“ und „Vikar“ hinbekommen soll. Wie es Prälat Dr. Klaus Metzl mit dieser HerkulesAufgabe ergangen ist, erzählt er in einem Gespräch zum Abschied.

Die Berufs­be­zeich­nung Gene­ral­vi­kar birgt es bereits in sich: War es für den Men­schen Klaus Metzl ein Spa­gat, Ent­schei­dun­gen manch­mal als Gene­ral“ und manch­mal als Vikar“ tref­fen zu müs­sen?
Klaus Metzl:
Das ist in der Tat eine Span­nung. Aber eine Span­nung, die zum Leben gehört. Und von daher jeden, der Ent­schei­dun­gen tref­fen muss, berüh­ren wird. Auf der einen Sei­te muss einem an der Sach­ori­en­tie­rung lie­gen, auf der ande­ren Sei­te muss man den Blick auf die Men­schen haben. Mir als Gene­ral­vi­kar des Bischofs von Pas­sau war es immer wich­tig, auch in der Pas­to­ral als Ansprech­part­ner zur Ver­fü­gung zu ste­hen und als Pries­ter tätig zu sein.

Vor über sechs Jah­ren haben Sie vor Medi­en­ver­tre­tern des Bis­tums gesagt, wie­der ger­ne in die Seel­sor­ge gehen zu wol­len. Was gab dafür jetzt den Aus­schlag?
Klaus Metzl:
Den Aus­schlag gab – rein äußer­lich betrach­tet – der Rück­tritt von Prä­lat Gün­ther Man­dl, durch den die Stel­le in Alt­öt­ting frei­ge­wor­den ist. Das war kein Geheim­nis für Insi­der, dass Alt­öt­ting für mich ein Her­zens­ort ist. Das war jetzt der rich­ti­ge Zeit­punkt für mich, zumal ich ja in mei­ner Zeit als Gene­ral­vi­kar immer die Mei­nung ver­tre­ten habe, dass ein Pries­ter nach 10 bis 15 Jah­ren die Pfar­rei wech­seln sol­le. Dar­an hal­te ich mich auch sel­ber, dann bleibt man glaubwürdig.

„Es geht darum, sich selber auf den Weg zu machen. Dafür ist Altötting ein wunderbarer Ort“

2020 05 18 aoelfb klaus metzl im arbeitszimmer passau Foto: Werner Friedenberger
Ein Bild mit Symbolkraft: Der Stephansdom von Passau liegt hinter Generalvikar Dr. Klaus Metzl, ein Altötting-Buch quasi vor ihm. Die Aufnahme steht gewissermaßen für seinen beruflichen Weg: Die vergangenen 15 Jahre war Klaus Metzl als Generalvikar des Bischofs von Passau im Dienst, ab 1. September ist er offiziell Stiftspropst von Altötting.

Die letz­ten Tage als Gene­ral­vi­kar – wie ist die Gefühls­la­ge?
Klaus Metzl:
Es macht sich immer mehr eine gewis­se Erleich­te­rung breit, die Ver­ant­wor­tung abge­ben zu dür­fen. Und die Vor­freu­de auf Alt­öt­ting wird immer noch grö­ßer. Ich bin ganz guter Din­ge, dass Alt­öt­ting für mich die rich­ti­ge Ent­schei­dung ist. Ich freue mich auf die neue Auf­ga­be und hof­fe, dass es auch in Pas­sau gut weitergeht.

Weni­ge Wochen nach Ihrer Ernen­nung zum Gene­ral­vi­kar im Jahr 2005 wur­de Joseph Ratz­in­ger auf den Stuhl Petri gewählt. Eine auf­re­gen­de Zeit?
Klaus Metzl:
Das war eine gro­ße Freu­de, dass jemand, der in der Diö­ze­se Pas­sau gebo­ren ist, Papst wird. So etwas ist ja nicht nur ein Jahr­hun­dert­ereig­nis, son­dern ein Jahrtausendereignis.

…und bei der Vor­be­rei­tung des Papst-Besu­ches in Alt­öt­ting und Marktl waren Sie feder­füh­rend tätig!
Klaus Metzl:
Wor­auf wir in der Diö­ze­se noch heu­te stolz sein dür­fen: Wir haben mehr oder weni­ger alles mit eige­nen Leu­ten hier im Ordi­na­ri­at vor­be­rei­tet und wenig nach außen gege­ben. Bes­ser hät­te es nicht lau­fen können.

Nicht immer scheint die Son­ne. Mit den Miss­brauchs­fäl­len sind dann im Bis­tum Pas­sau auch dunk­le­re Wol­ken auf­ge­zo­gen…
Klaus Metzl:
Wenn ich auf die 15 Jah­re als Gene­ral­vi­kar zurück­bli­cke, gehört das zu den belast­ends­ten Sachen, die ja nicht abge­schlos­sen sind. So hal­ten wir noch Kon­takt zu Men­schen, die unter Miss­brauch lit­ten und immer noch lei­den. Das berührt mich.

In Ihre Amts­zeit fiel die Bis­tums­re­form, erst 2007 die Pfarr­ver­bän­de, dann mit Bischof Ste­fan der Pas­to­ral­struk­tu­rel­le Erneue­rungs­pro­zess. Wo steht das Bis­tum heu­te?
Klaus Metzl:
Wir sind gut auf­ge­stellt. Mit den 18 Ver­wal­tungs­zen­tren haben wir neue Struk­tu­ren geschaf­fen. Par­al­lel dazu galt es, die zeit­li­chen Res­sour­cen frei­zu­schau­feln für unse­re pas­to­ra­len Mit­ar­bei­ter, allen vor­an auch für die Pfar­rer, damit sie sich der Neue­van­ge­li­sie­rung zuwen­den kön­nen. Die wesent­li­che und ers­te Auf­ga­be der Diö­ze­se besteht ja dar­in, die Men­schen mit Jesus Chris­tus in Berüh­rung zu brin­gen, die Fro­he Bot­schaft zu künden.

Wo wer­den Sie als künf­ti­ger Seel­sor­ger von Alt­öt­ting anset­zen, damit Kir­che kein welt­lich Ding“ wird, son­dern in ihrer Dimen­si­on als Anbruch des Got­tes­rei­ches erfahr­bar bleibt?
Klaus Metzl:
Anset­zen muss man immer bei sich sel­ber. Das ist mir auch durch Bischof Ste­fan sehr deut­lich gewor­den, der sagt, alle Neue­van­ge­li­sie­rung begin­ne mit der Selbst­evan­ge­li­sie­rung. Man muss sel­ber sich tag­täg­lich in die Gegen­wart Got­tes stel­len, um eine gewis­se Glaub­wür­dig­keit zu gewin­nen. Und das wün­sche ich mir für Alt­öt­ting, mehr ins geist­li­che Leben hin­ein­zu­wach­sen, nicht mehr so stark von äuße­rer Ver­wal­tung den Tages­ab­lauf bestim­men zu las­sen, son­dern mehr von den vie­len Men­schen, die auf der Suche sind nach Gott, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Und die sowohl in der Mut­ter­got­tes als auch in Bru­der Kon­rad einen Weg­wei­ser fürs Leben sehen. Man kann im All­täg­li­chen auch den Weg zu Gott fin­den. Letzt­lich geht es um nichts ande­res: Wie fin­de ich das ewi­ge Leben? Wie fin­de ich den Frie­den? Das ist die tiefs­te Sehn­sucht der Men­schen. Wir spü­ren ja momen­tan auch durch die Zwangs­pau­se von Coro­na, dass die Men­schen zum Über­le­gen kom­men. Sie stel­len sich Fra­gen wie: Ist das wirk­lich alles, ob ich den vier­ten oder fünf­ten Urlaub habe?“ Es geht dar­um, sich sel­ber auf den Weg zu machen. Dafür ist Alt­öt­ting ein wun­der­ba­rer Ort.

„Eine Bibelstelle, die mir immer wieder sehr nahe ist, ist die Stelle aus Johannes 10,10: Ich bin gekommen, damit ihr das Leben habt, und es in Fülle habt“

2020 05 18 aoelfb klaus metzl im garten Foto: Werner Friedenberger
An Klaus Metzl ist ein Gärtner verlorengegangen. Den zauberhaften Garten auf Mariahilf (seinem Wohnort in Passau) hat er in den vergangenen 15 Jahren gehegt und gepflegt. Selbst im schwarzen Anzug schnappte er sich die Gießkanne, um Blumen, Sträucher und selbst gesetzte Bäume zu gießen.

Der Stifts­propst von Alt­öt­ting hat – im Gegen­satz zu Bischö­fen – kei­nen offi­zi­el­len Wahl­spruch. Fällt Ihnen trotz­dem eine Bibel­stel­le ein, die Sie bei Ihrer neu­en Auf­ga­be beglei­ten soll?
Klaus Metzl:
Eine Bibel­stel­le, die mir immer wie­der sehr nahe ist, ist die Stel­le aus Johan­nes 10,10: Ich bin gekom­men, damit ihr das Leben habt, und es in Fül­le habt.“ Das ist die zen­tra­le Bot­schaft, dass Chris­ten­tum und Kir­che und Sakra­men­te doch nicht etwas sind, das Leben ein­engt oder ver­hin­dert, wie das oft­mals gese­hen wird. Das Gegen­teil ist der Fall: Letzt­end­lich wird Leben geschenkt, und zwar qua­li­täts­voll, eine ganz ande­re Dimen­si­on von Leben wird eröffnet.

Als Admi­nis­tra­tor sind Sie auch Hüter der Hei­li­gen Kapel­le – ein Ort mit gro­ßer Geschich­te, an dem schon Päps­te und gekrön­te Häup­ter gebe­tet haben. Was bedeu­tet das für Sie per­sön­lich, dem Her­zen Bay­erns so nahe zu sein.
Klaus Metzl:
Eine gro­ße Ver­pflich­tung. Hier ist das baye­ri­sche Volk zu Chris­tus geführt wor­den. Das ist ein Ort, durch­drun­gen von Gebet, von Trä­nen, von Men­schen mit Sor­gen und Nöten – ange­fan­gen vom König bis zum frü­he­ren Bet­tel­mann, die alle zur Mut­ter­got­tes gekom­men sind und ihre Sor­gen vor­ge­tra­gen haben mit der begrün­de­ten Hoff­nung, dass Maria das wei­ter­trägt zu ihrem Sohn. Und von daher ist der Ort einmalig.

Sie waren Kaplan in Alt­öt­ting und keh­ren jetzt als Stifts­propst, Stadt­pfar­rer, Wall­fahrts­rek­tor und Admi­nis­tra­tor der Hei­li­gen Kapel­le zurück. Ein Her­zens­wunsch?
Klaus Metzl:
Auf alle Fäl­le. Alt­öt­ting ist für mei­ne Fami­lie und mich immer schon eine Ziel­grö­ße gewe­sen. Dass sich das so fügt, dass ich da wie­der zurück­keh­ren darf, freut mich sehr.

Die Coro­na-Pan­de­mie – eine schwie­ri­ge Zeit auch für die Wall­fahrt…
Klaus Metzl:
Ich hof­fe sehr, dass der Weg der Nor­ma­li­sie­rung gut wei­ter­geht und die Men­schen wie­der den Mut fas­sen, nach Alt­öt­ting zu pil­gern. Da bin ich optimistisch.

Auch ein Stifts­propst wird ein­mal freie Zeit haben. Wor­auf freu­en Sie sich am meis­ten?
Klaus Metzl:
Am meis­ten freue ich mich, dass ich hof­fent­lich wie­der ein­mal Zeit habe. Wich­tig ist mir das Lesen, mei­ne Bücher. Und auch mein neu­er Wohn­ort in Alt­öt­ting hat einen schö­nen Gar­ten. Das Gene­ral­vi­kars­amt bringt mit sich, dass man sehr viel auf Rei­sen ist, unter­wegs ist, ein bis­serl aus dem Kof­fer her­aus lebt. Ich wün­sche mir sozu­sa­gen eine gewis­se Sta­bi­li­tas loci“, dass man sagen kann, jetzt bin ich auch wie­der daheim. Und jetzt bin ich wie­der an einem Ort, wo ich ger­ne und gut blei­ben kann. Und dar­auf freue ich mich.

Inter­view: Armin Ber­ger und Wer­ner Friedenberger

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