Ein Rosenkranz für die Welt – Gebetsmarathon für ein Ende der Corona-Pandemie machte Station in Altötting
Am 28. Mai hat der von Papst Franziskus ausgerufene weltweite Gebetsmarathon für ein Ende der Corona-Pandemie Station in Altötting gemacht. Passaus Bischof Stefan Oster kam extra in den Wallfahrtsort, um in der Gnadenkapelle den Rosenkranz zu beten. „Sehr tief, sehr innig – und sehr gut vorbereitet“ habe er diesen erlebt, wie der Bischof im Anschluss verriet. Und auch die Besucher äußerten sich hoffnungsvoll.
Mit Gebeten ist das ja so eine Sache: egal wie sehr sich der Beter anstrengt, es ist schwer auszumachen, was sein Einsatz tatsächlich bewirkt. Erst am 26. Mai hatte Papst Franziskus in seiner Generalaudienz die Gläubigen beim Beten zu Demut und Geduld gemahnt: Gott sei kein Diener, der für die Erfüllung von Wünschen zuständig sei, sagte er im Rahmen seiner Katechese-Reihe zum Thema „Gebet“. Da stellt sich also natürlich die Frage: Können Gebete wirklich helfen und heilen?
Wenn es nach Papst Franziskus geht, ganz bestimmt. Immerhin war er es selbst, der für den Mai weltweit eine Gebets-Initiative gestartet hat: jeden Tag sollte an einem großen Wallfahrtsort – in Tschenstochau in Polen, in Fatima in Portugal, in Guadelupe in Mexiko, in Loreto in Italien, in Nagasaki in Japan, um nur einige zu nennen – gebetet werden: für die Opfer der Covid-Pandemie sowie auch für jene, die unter den sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Krise leiden.
Impressionen vom Rosenkranz-Gebet in Altötting I
Nun war Altötting an der Reihe, als einziger Ort in Deutschland. Laut Bischof Oster „eine Ehre für uns“, „dem Ort aber auch angemessen“. Denn gerade auch wegen des Leids, das die Pandemie gebracht habe, bräuchten die „Menschen Trost- und Hoffnungsorte – Altötting ist einer davon“, wie er auf Nachfrage sagte. Dabei äußerte er auch die Hoffnung, dass bald wieder Wallfahrten uneingeschränkt stattfinden können.
Eine Hoffnung, die auch Luise Hell, Sekretärin im Altöttinger Wallfahrtsbüro, teilt: „Ich hoffe, dass die Wallfahrt, die aufgrund Corona derzeit schwächelt, Menschen weltweit dazu motiviert, nach Altötting zu kommen“, sagte sie auf Nachfrage. Vom „Nutzen“ der Initiative zeigte sie sich überzeugt: „Mit Gebeten hat man schon sehr viel erreicht“. Ähnlich äußerte sich etwa Manfred Benkert, Mit-Initiator der Gebetsinitiative in der Altöttinger Anbetungskapelle: Gerade im Rosenkranz-Gebet könne man sehr viel Kraft und Segen erfahren. Altöttings Diakon Gerold Hochdorfer betonte: „Ich erhoffe mir, dass wir im Gebet große Kraft spüren für uns selber; und dass wir Glaubens-Gemeinschaft erleben und diese weitergeben können.“
Übrigens nahmen auch Wallfahrer an der Übertragung des Gebets am Vorplatz der Gnadenkapelle teil. Rosi Heininger und Gaby Arenz aus Straubing eher zufällig: sie gehen normalerweise jedes Jahr mit der großen Straubinger Pfingst-Wallfahrt ins „Herz Bayerns“. Diese konnte jedoch heuer wie so viele Wallfahrten nur in einer sehr kleinen Gruppe stattfinden. So beschlossen die beiden also an diesem Tag eine Fuß-Wallfahrt (ab Simbach) und waren bei der Ankunft überrascht und erfreut, dass eine Gebets-Initiative stattfindet: „Da machen wir doch gerne mit“, erzählten sie auf Nachfrage. Rebekka O. wiederum war bewusst aus München angereist: „Ich bin mir sicher, dass Gebete etwas bewirken. Und ich unterstütze den Papst sehr gerne in seinen Anliegen.“
Der Papst hatte neben dem allgemeinen jedem Wallfahrtsort auch ein weiteres Gebetsanliegen ans Herz gelegt; in Altötting sollte vor allem für „Papst, Bischöfe, Priester und Diakone“ gebetet werden. Altöttings Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl erinnerte in seinen Begrüßungsworten u.a. an die beiden Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI., die beide den Wallfahrtsort besucht hatten und sich ihm sehr verbunden zeigten. Prälat Metzl appellierte: „Schauen wir also heute Abend gemeinsam auf Maria, die Schutzfrau Bayerns, die Mutter der Kirche, und bitten wir Sie weiter um Ihren Beistand in allen Stürmen der Zeit, bitten wir Sie heute ganz besonders für den Papst, die Bischöfe, Priester und Diakone.“
Bischof Oster verriet nach dem Gebet auf Nachfrage, dass er in dem Hauptanliegen des Gebets an die vielen Menschen gedacht habe, die unter den Folgen der Pandemie leiden. Beim speziellen Anliegen für Altötting habe er vor allem die Deutsche Bischofskonferenz „im Herzen gehabt“: „dass wir ein Zeugnis der Einheit und Einmütigkeit geben können“.
Rund eine dreiviertel Stunde dauerte das Rosenkranz-Gebet. Aufgrund der Corona-Beschränkungen konnten dieses nur einzelne Besucher direkt in der Gnadenkapelle miterleben. Auch vor der Kapelle war nur ein begrenztes Platzangebot möglich. Allerdings gab es die Möglichkeit, von zuhause aus mitzubeten, denn der Rosenkranz wurde über Vatikan-Medien ebenso wie über die Website des Bistums als Video-Stream im Internet übertragen.
Abschließend stellt sich also nur noch die Frage, ob Gebete tatsächlich helfen. Auch zu dieser „schwierigen (Nach-)Frage“ äußerte sich Bischof Oster: „Ich glaube, dass die Welt aus Liebe geschaffen und erlöst worden ist“, erklärte er. Gott sei also für die Menschen da. Statt zu fragen, ob es etwas bringe, riet er beim Beten zu einer Haltung des „Ich-bin-für-Gott-da“. „Ich bin überzeugt: Wenn wir beim Beten in diese ‚Haltung des Umsonst‘ kommen, dann fließt die Gnade.“
Impressionen vom Rosenkranz-Gebet in Altötting II
Ähnlich hatte sich übrigens auch Papst Franziskus in seiner Katechese-Reihe geäußert: „Es ist Gott, der uns beim Beten bekehren muss, nicht umgekehrt.“ Selbst bei Gebeten mit den ehrenwertesten Motiven, etwa für Kranke oder den Weltfrieden, sei es besser, Gott die Dinge zu überlassen. Und: Es sei der Glaube, der das Gebet stützt. Der Tag der Erlösung werde kommen.
Kurz zusammengefasst: Im Glauben liegt Hoffnung und Chance. Und ein weltweites Gebet in Zeiten einer globalen Krise ist ein klares Zeichen für alle.
Text: Michael Glaß, Fotos: Roswitha Dorfner