Georg Kribitzneck beschreibt seine Leidenschaft für das Wallfahren als eine „Sucht“, die ihn jedes Jahr – normalerweise mit der heuer leider abgesagten Passauer Jugend-Fußwallfahrt im Frühling – nach Altötting drängt. Auf Nachfrage erzählte er dem „Boten“ von seiner diesjährigen Wallfahrt ins „Herz Bayerns“ an Mariae Himmelfahrt, 15. August. Zweierlei lässt sich festhalten: auch eine Pandemie kann diese „Pilger-Sehn-Sucht“ nicht stoppen und diese offenbart sich nicht als zerstörerisch, sondern – im Gegenteil – als schöpferisch und aufbauend. Denn Georg Kribitzneck ging nicht nur für sich selbst ...
Zunächst einmal besann sich Georg Kribitzneck auf eine alte Tradition: bei der Passauer Fußwallfahrt bekommen Pilger jedes Mal kleine Kreuze und da er auf solche nicht verzichten wollte, produzierte er diese kurzerhand selbst: „Also nahm ich ein Stück Eichenholz, daraus bekam ich 50 Kreuzchen“, erzählte er.
Freilich kann man auch alleine und für seine ganz persönlichen Anliegen pilgern, doch ist gerade die Passauer Jugend-Fußwallfahrt doch ein „Gemeinschaftsereignis“, bei dem viele Anliegen mitgetragen werden. Auch diesen Gedanken beachtete Georg Kribitzneck: er erzählte einem Arbeitskollegen, der ehrenamtlich als Notfallsanitäter engagiert ist, von seinem Vorhaben, und als er diesen nach Anliegen fragte, habe der Kollege den Kopf gesenkt und von dem an Blutkrebs erkrankten Mädchen Rebecca in seiner Nachbarschaft erzählt. „Da machte es Klick in meinem Kopf“, schilderte Georg Kribitzneck. Alle Gebete und Bitten auf seinem Weg nach Altötting widmete er der schwer kranken Rebecca. Ein Geistesblitz, der nicht nur Dankbarkeit, sondern auch eine zusätzliche Motivation zur Folge hatte. Denn sein Arbeitskollege leitete an Georg Kribitzneck via Whatsapp eine „bewegende“ Audio-Nachricht weiter: „Hallo, da ist Rebecca. Ich bin grad in Regensburg, weil ich grad eine Chemo bekomme und ich möchte mich ganz herzlich bedanken, dast mich mit nach Altötting nimmst …“ Georg Kribitzneck, der zu diesem Zeitpunkt gerade unterwegs und sehr erschöpft war, beschreibt: „Plötzlich taten mir keine Füße mehr weh, das Gewicht des Rucksacks war plötzlich egal, alles nebensächlich in Anbetracht dessen, was Rebecca gerade durchmachen muss! Es gab für mich nur eines: innig um Hilfe für Rebecca zu beten und zu bitten.“ Unterwegs machte Georg Kribitzneck so viel wie möglich auf die Typisierungsaktion am 12. September in Thyrnau aufmerksam.
Der Weg hatte es in sich: zwei Tage war Georg Kribitzneck unterwegs, rund 110 Kilometer legte er zurück – von Pilling (Neukirchen vorm Wald) über Passau, Vornbach, Pocking, Malching (wo er bei einer netten Herbergsfamilie die Nacht verbrachte), Ering, Simbach/Inn, Stammham. Dass er auf dem von Marktl nach Altötting im „Wald der Tausend Qualen“ (so nennen die Passauer Wallfahrer das letzte sehr lange Wegstück durch den Forst) falsch abgebogen war, hatte am Ende doch sein Gutes: „Das kostete mich 30 Minuten und so kam ich nicht wie geplant um 17.30 Uhr am Kapellplatz ohne Geläut an, sondern um Punkt 18 Uhr mit Gebetsläuten – das war sehr schön und jeder Kilometer von den 110 und jeder Schritt war es wert!“ An der Gnadenkapelle traf Georg Kribitzneck auf den mittlerweile ehemaligen Wallfahrtsrektor, Prälat Günther Mandl, der seine Kreuze segnete.
Auch das „Boten“-Team wünscht der jungen Rebecca alles Gute auf ihrem schwierigen Weg! Und an Georg Kribitzneck an dieser Stelle: Respekt für diese Leistung und vielen Dank für das bewegende Glaubenszeugnis!
Text: Michael Glaß / Roswitha Dorfner