„Neuer Wein in neue Schläuche“ war Thema der letzten von insgesamt vier Altöttinger Fastenpredigten in der Stiftspfarrkirche am 18. März. Als Prediger begrüßte Stadtpfarrer Prälat Dr. Klaus Metzl mit Wolfgang de Jong einen gebürtigen Altöttinger, „ein Kind dieser Pfarrei“ und den seit zehn Jahren amtierenden Jugendpfarrer der Diözese Passau.
De Jong erklärte in seiner Predigt, wieso sich Freude und Fasten nicht ausschließen und nannte als Beispiel für einen Perspektivwechsel u.a. die traditionelle Passauer Jugendfußwallfahrt nach Altötting.
Die im Evangelium „Fasten und Feiern“ (Mk 2,18−22) gestellte Frage: „Darf ich in der Fastenzeit auch Freude erleben?“, sei eine aktuelle, führte de Jong aus – weil damals wie heute die Menschen gerne feierten, weil die Frage damals wie heute Unsicherheit auslöse. Jesus habe in seiner Antwort vor rund 2000 Jahren erstmals die Freude betont: wenn es wie etwa bei einer Hochzeit um eine tiefe Verbindung zweier Menschen gehe, dann sei dies „die Zeit zur Freude und nicht zum Fasten“. Im Christentum gehe es vorrangig um Beziehungen – in erster Linie um die zu Gott. Zeiten wie etwa Weihnachten oder Pfingsten, in „denen der Herr ganz offensichtlich mitten unter uns ist“, seien im Kirchenjahr folgerichtig solche zum Feiern und nicht zum Fasten.
Jesus spreche in seinem Gleichnis vom Bräutigam aber auch von Tagen, an denen Menschen Gott nicht sehen; außerdem spreche er vom neuen Wein in alten Schläuchen: gerade in Zeiten der Sünde und des Misstrauens, wenn Menschen nicht mehr das wahrhaft Neue erkennten, das mit Jesus in die Welt gekommen ist, dann sei eben gerade das Fasten ein entscheidender Impuls zum Umdenken. De Jong resümierte: bei der Freude, beim Feiern ebenso wie beim Fasten komme es darauf an, den eigentlichen Grund zu erkennen: „Der Herr ist bei uns.“ Und wenn er fern scheint, dann gelte es umso mehr, ihn wieder zu entdecken. Der Fastenprediger erklärte: „Wenn wir uns in der Fastenzeit gemeinsam auf den Weg machen, Gott neu zu begegnen, so ist das eine Chance, neu zu beginnen, es einfach noch einmal neu zu versuchen.“
Gerade auf diesen Perspektivwechsel komme es an, betonte de Jong. Dies gerade auch in schweren Zeiten wie derzeit während einer Pandemie. Der Fastenprediger riet: „Nützen wir die Chance und schauen wir immer wieder aus einer neuen Perspektive auf unser Leben. Füllen wir den neuen Wein in neue Schläuche.“
Zu einem Perspektivwechsel sei heuer aufgrund der Corona-Pandemie auch die traditionelle Passauer Jugendfußwallfahrt nach Altötting gezwungen worden. Die unglücklichen Umstände böten jedoch auch eine neue Chance: Jugendliche und junge Menschen könnten in kleinen Gruppen und „Getrennt unterwegs, vereint in Maria“ viele verschiedene Wallfahrtsrouten entdecken, auch weniger bekannte Wallfahrtsorte aufsuchen – eben Neues entdecken, bzw.: den neuen Wein nicht in alte, sondern in neue Schläuche füllen.
Text: Michael Glaß, Fotos: Roswitha Dorfner