Wallfahrten

„ ... zu erlangen ein selig‘ End“ – Serie Wallfahrtsorte Teil XVI: Wieskapelle Rotthalmünster

Michael Glaß am 04.10.2021

2021 10 04 aoelfb wieskapelle rotthalmuenster1 Foto: Werner Friedenberger
Wallfahrt zur Schmerzhaften Muttergottes in Rotthalmünster: Kirchenzug vor der Wieskapelle.

Die Passauer Jugendfußwallfahrt nimmt heuer nicht nur Altötting, sondern viele Wallfahrtsziele im Bistum Passau in den Blick (siehe unten). Im 16. Teil unserer Serie: Die Wieskapelle in Rotthalmünster – ein idyllisch gelegenes Kirchlein, in dessen Geschichte auch Soldaten eine wichtige Rolle spielen.

Kei­ne Fra­ge, der Ort Rott­hal­müns­ter liegt schon sehr exklu­siv, so mit­ten im nie­der­baye­ri­schen Bäder­drei­eck, fast genau zwi­schen den drei Kur­or­ten Bad Birn­bach, Bad Gries­bach und Bad Füs­sing. Dass die dor­ti­ge Wie­ska­pel­le ihren Namen von einer saf­ti­gen Wie­se hat, auf der sie erbaut wur­de, passt auch sehr schön ins Bild. Nahe­lie­gend ist hier der Gedan­ke, Wall­fahrt und Beten mit Well­ness und Bade­freu­den zu verbinden …

2021 10 04 aoelfb wieskapelle rotthalmuenster hochaltar Foto: Dionys Asenkerschbaumer
Wallfahrt zur Schmerzhaften Muttergottes in Rotthalmünster: Hochaltar mit dem Kriegergedächtnisbild und darunter das Gnadenbild; im Hintergrund sind Votivbilder zu sehen.

Auf die rich­ti­ge Rei­hen­fol­ge kommt es wohl an – und auf das rich­ti­ge Maß beim Frei­zeit­spaß. Wie im Jahr 1995 der Hei­mat­for­scher Her­bert Rein­hart in einer Fest­re­de zum 350-jäh­ri­gen Jubi­lä­um der Wie­ska­pel­le berich­te­te, hat­ten die Sol­da­ten, die in Rott­hal­müns­ter in den Jah­ren 1736/37 in Quar­tier lagen, das rech­te Maß offen­bar ver­lo­ren – statt­des­sen erfreu­ten sie sich an Schlem­me­rei­en“ und häuf­ten jede Men­ge Schul­den an. Bis Leut­nant Alo­is Baron von Lem­min­gen a Coul­main ein­griff und sei­ne Sol­da­ten dazu ver­don­ner­te, beim Bau der neu­en Wie­ska­pel­le zu hel­fen. Ein Tafel­ge­mäl­de in der Kapel­le zeigt Sol­da­ten, die den Grund aus­he­ben, Bau­ma­te­ri­al her­bei­schaf­fen und die Grund­fes­te her­aus­mau­ern. Dar­un­ter steht das Spruch­band: „ … Baron Wei­kels Com­pa­gnie … erbaut das Fun­da­ment / In Hoff­nung zu erlan­gen dadurch ein selig‘ End‘.“ Dar­un­ter die Jah­res­zahl 1737 und der Name des Leutnants.

Doch sind Zei­ten, in denen Sol­da­ten schlem­men und hel­fen, weit­aus bes­ser, als sol­che, in denen sie ihr erlern­tes Hand­werk aus­üben müs­sen. Auch davon erzählt die Kapel­le in Rott­hal­müns­ter. Denn eigent­lich geht ihre Geschich­te auf das Jahr 1644 zurück, als der Drei­ßig­jäh­ri­ge Krieg tob­te und für uner­mess­li­ches Leid sorg­te. Der Alders­ba­cher Zis­ter­zi­en­ser­pa­ter Paul Reis­ner erbau­te in der Nähe des Kes­sel­ba­ches eine höl­zer­ne Kapel­le, die zwar rege besucht, jedoch immer wie­der über­schwemmt und bau­fäl­lig wurde.

Zwi­schen 1737 und 1740 ließ Abt Pau­lus von Alders­bach in der Nähe eine neue, stei­ner­ne Kapel­le bau­en, an der eben jene erwähn­ten Sol­da­ten mit­hal­fen. Zum seli­gen End‘“ war einst der Name der Kapel­le, weil das Altar­bild ursprüng­lich den Tod Mari­ens zeig­te. Das neue Altar­blatt zeigt inzwi­schen ein Krie­ger­ge­dächt­nis­bild, und auch die Kapel­le selbst wur­de nach dem I. Welt­krieg im Jahr 1923 in eine Krie­ger­ge­dächt­nis­stät­te umge­wan­delt; im Vor­raum befin­den sich heu­te auch Gedenk­ta­feln für Gefal­le­ne und Ver­miss­te des II. Welt­kriegs. Es ist eine stim­mi­ge Ent­wick­lung ange­sichts der Geschich­te der Kapelle.

Impressionen von der Wieskapelle

2021 10 04 aoelfb wieskapelle rotthalmuenster gnadenbild Foto: Dionys Asenkerschbaumer
Wieskapelle in Rotthalmünster: Blick auf das Gnadenbild.

Ziel der Pil­ger ist eine Pie­tà in einem Glas­ge­häu­se, eine schmerz­haf­te Mut­ter­got­tes (spät­go­ti­sches Schnitz­bild, um 1420) mit ihrem toten Sohn auf dem Scho­ße (baro­cke Figur). Ein­zel­ne noch erhal­te­ne Votiv­ta­feln erzäh­len von den vie­len unter­schied­li­chen Anlie­gen und erfah­re­nen Hil­fen der Pil­ger, die über die Jahr­zehn­te hin­weg hier­her kamen.

Kunst­freun­den dürf­ten u.a. die beson­ders pracht­vol­len Hei­li­gen­fi­gu­ren St. Joa­chim und St. Anna gefal­len, die der Gries­ba­cher Roko­ko-Bild­hau­er Wen­zel Jor­han schuf; außer­dem ein Roko­ko-Chor­ab­schluß­git­ter, das zu den bes­ten Wer­ken kunst­hand­werk­li­cher Hei­mat­kunst zählt“, wie Hei­mat­for­scher Rein­hart in sei­ner Fest­re­de betonte.

Auch heu­te ist die Wie­ska­pel­le immer noch Pil­ger­stät­te und Got­tes­dienst­ort“, berich­tet der im Pfarr­ver­band zustän­di­ge Pfar­rer Jörg Flei­scher. Es fin­den dort regel­mä­ßig hl. Mes­sen, Mai­an­dach­ten, Rosen­kranz­ge­be­te, Tauf­fei­ern und Trau­un­gen statt. Sowie­so sind Wall­fah­rer herz­lich will­kom­men – und weil‘s halt so nahe liegt – auch Wellness-Urlauber.

Text: Micha­el Glaß

Tipps & Infos

Besich­ti­gung und Anmel­dung von Got­tes­diens­ten und Füh­run­gen: Katho­li­sches Pfarr­amt Rott­hal­müns­ter, Pas­sau­er Str. 18, 94094 Rott­hal­müns­ter, Tele­fon: 08533 – 590, Email: pfarramt.​rotthalmuenster@​bistum-​passau.​de.

„Vereint in Maria“ – Passauer Jugendwallfahrt 2021

Getrennt unter­wegs – aber ver­eint in Maria“ lau­tet heu­er das Mot­to der Pas­sau­er Jugend­fuß­wall­fahrt. Coro­­­­­­­­­­­­­na-bedingt kön­nen auch heu­er lei­der nicht über 6.000 Pil­ger gemein­sam nach Alt­öt­ting gehen. Statt­des­sen haben sich die Ver­ant­wort­li­chen Alter­na­ti­ven über­legt: die Teil­neh­mer kön­nen ja – je nach Coro­­­­­­­­­­­­­na-Lage – in klei­ne­ren Pfarrei‑, Kommunion‑, Firm‑, Jugend­ver­bands­grup­pen oder auch im Pri­vat­ver­bund ins​„Herz Bay­erns“ auf­bre­chen – oder einen der vie­len ande­ren klei­nen Wall­fahrts­or­te im Bis­tum Pas­sau ansteu­ern. Vor­ge­se­hen ist die­ses Mal ein län­ge­rer Wall­fahrts­zeit­raum: Start ist am Palm­sonn­tag, 28. März 2021, Ende am Jugend­be­kennt­nis­sonn­tag, 21. Novem­ber 2021. Als klei­nen Anhalts­punkt für die jugend­li­chen und jung geblie­be­nen Wall­fah­rer – und als Tipp für unse­re Leser – wol­len wir nun in einer Serie eini­ge der über 100 Wall­fahrts­or­te im Bis­tum Pas­sau vorstellen.

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