„ ... zu erlangen ein selig‘ End“ – Serie Wallfahrtsorte Teil XVI: Wieskapelle Rotthalmünster
Die Passauer Jugendfußwallfahrt nimmt heuer nicht nur Altötting, sondern viele Wallfahrtsziele im Bistum Passau in den Blick (siehe unten). Im 16. Teil unserer Serie: Die Wieskapelle in Rotthalmünster – ein idyllisch gelegenes Kirchlein, in dessen Geschichte auch Soldaten eine wichtige Rolle spielen.
Keine Frage, der Ort Rotthalmünster liegt schon sehr exklusiv, so mitten im niederbayerischen Bäderdreieck, fast genau zwischen den drei Kurorten Bad Birnbach, Bad Griesbach und Bad Füssing. Dass die dortige Wieskapelle ihren Namen von einer saftigen Wiese hat, auf der sie erbaut wurde, passt auch sehr schön ins Bild. Naheliegend ist hier der Gedanke, Wallfahrt und Beten mit Wellness und Badefreuden zu verbinden …
Auf die richtige Reihenfolge kommt es wohl an – und auf das richtige Maß beim Freizeitspaß. Wie im Jahr 1995 der Heimatforscher Herbert Reinhart in einer Festrede zum 350-jährigen Jubiläum der Wieskapelle berichtete, hatten die Soldaten, die in Rotthalmünster in den Jahren 1736/37 in Quartier lagen, das rechte Maß offenbar verloren – stattdessen erfreuten sie sich an „Schlemmereien“ und häuften jede Menge Schulden an. Bis Leutnant Alois Baron von Lemmingen a Coulmain eingriff und seine Soldaten dazu verdonnerte, beim Bau der neuen Wieskapelle zu helfen. Ein Tafelgemälde in der Kapelle zeigt Soldaten, die den Grund ausheben, Baumaterial herbeischaffen und die Grundfeste herausmauern. Darunter steht das Spruchband: „ … Baron Weikels Compagnie … erbaut das Fundament / In Hoffnung zu erlangen dadurch ein selig‘ End‘.“ Darunter die Jahreszahl 1737 und der Name des Leutnants.
Doch sind Zeiten, in denen Soldaten schlemmen und helfen, weitaus besser, als solche, in denen sie ihr erlerntes Handwerk ausüben müssen. Auch davon erzählt die Kapelle in Rotthalmünster. Denn eigentlich geht ihre Geschichte auf das Jahr 1644 zurück, als der Dreißigjährige Krieg tobte und für unermessliches Leid sorgte. Der Aldersbacher Zisterzienserpater Paul Reisner erbaute in der Nähe des Kesselbaches eine hölzerne Kapelle, die zwar rege besucht, jedoch immer wieder überschwemmt und baufällig wurde.
Zwischen 1737 und 1740 ließ Abt Paulus von Aldersbach in der Nähe eine neue, steinerne Kapelle bauen, an der eben jene erwähnten Soldaten mithalfen. „Zum seligen End‘“ war einst der Name der Kapelle, weil das Altarbild ursprünglich den Tod Mariens zeigte. Das neue Altarblatt zeigt inzwischen ein Kriegergedächtnisbild, und auch die Kapelle selbst wurde nach dem I. Weltkrieg im Jahr 1923 in eine Kriegergedächtnisstätte umgewandelt; im Vorraum befinden sich heute auch Gedenktafeln für Gefallene und Vermisste des II. Weltkriegs. Es ist eine stimmige Entwicklung angesichts der Geschichte der Kapelle.
Impressionen von der Wieskapelle
Ziel der Pilger ist eine Pietà in einem Glasgehäuse, eine schmerzhafte Muttergottes (spätgotisches Schnitzbild, um 1420) mit ihrem toten Sohn auf dem Schoße (barocke Figur). Einzelne noch erhaltene Votivtafeln erzählen von den vielen unterschiedlichen Anliegen und erfahrenen Hilfen der Pilger, die über die Jahrzehnte hinweg hierher kamen.
Kunstfreunden dürften u.a. die besonders prachtvollen Heiligenfiguren St. Joachim und St. Anna gefallen, die der Griesbacher Rokoko-Bildhauer Wenzel Jorhan schuf; außerdem ein Rokoko-Chorabschlußgitter, das „zu den besten Werken kunsthandwerklicher Heimatkunst zählt“, wie Heimatforscher Reinhart in seiner Festrede betonte.
„Auch heute ist die Wieskapelle immer noch Pilgerstätte und Gottesdienstort“, berichtet der im Pfarrverband zuständige Pfarrer Jörg Fleischer. Es finden dort regelmäßig hl. Messen, Maiandachten, Rosenkranzgebete, Tauffeiern und Trauungen statt. Sowieso sind Wallfahrer herzlich willkommen – und weil‘s halt so nahe liegt – auch Wellness-Urlauber.
Text: Michael Glaß
Tipps & Infos
Besichtigung und Anmeldung von Gottesdiensten und Führungen: Katholisches Pfarramt Rotthalmünster, Passauer Str. 18, 94094 Rotthalmünster, Telefon: 08533 – 590, Email: pfarramt.rotthalmuenster@bistum-passau.de.
„Vereint in Maria“ – Passauer Jugendwallfahrt 2021
„Getrennt unterwegs – aber vereint in Maria“ lautet heuer das Motto der Passauer Jugendfußwallfahrt. Corona-bedingt können auch heuer leider nicht über 6.000 Pilger gemeinsam nach Altötting gehen. Stattdessen haben sich die Verantwortlichen Alternativen überlegt: die Teilnehmer können ja – je nach Corona-Lage – in kleineren Pfarrei‑, Kommunion‑, Firm‑, Jugendverbandsgruppen oder auch im Privatverbund ins„Herz Bayerns“ aufbrechen – oder einen der vielen anderen kleinen Wallfahrtsorte im Bistum Passau ansteuern. Vorgesehen ist dieses Mal ein längerer Wallfahrtszeitraum: Start ist am Palmsonntag, 28. März 2021, Ende am Jugendbekenntnissonntag, 21. November 2021. Als kleinen Anhaltspunkt für die jugendlichen und jung gebliebenen Wallfahrer – und als Tipp für unsere Leser – wollen wir nun in einer Serie einige der über 100 Wallfahrtsorte im Bistum Passau vorstellen.