Die Passauer Jugendfußwallfahrt nimmt heuer nicht nur Altötting, sondern viele Wallfahrtsziele im Bistum Passau in den Blick. In einer kleinen Serie wollen wir einige dieser heute weniger bekannten „Schätze“ vorstellen. Den Beginn macht ein Ort, der längst nicht nur durch seinen Namen mit Originalität besticht: Sammarei.
Denn der sehr gerne besuchte Wallfahrtsort (und Ortsteil des Marktes Ortenburg) bei Passau ist für gläubige Katholiken ein lohnendes Ziel – ebenso für Kunstliebhaber, Sprachforscher und sogar für freche Neugierige. Aber der Reihe nach.
Wallfahrer kommen in der Regel mit einem schweren „Anliegen-Rucksack“ ans Ziel und finden in Sammarei ein Gnadenbild vor, dem sich dieser besonders leicht anvertrauen lässt; die Darstellung zeigt ein Jesus-Kind, das sich an seine Mutter Maria schmiegt, und sie erscheint sehr innig. Das Gnadenbild ist ähnlich der Mariahilf-Darstellung in Passau, bzw. dessen Urbild von Lukas Cranach. Das Halbdunkel in der Kapelle schafft eine angenehme Atmosphäre. Rund 1300 Votivbilder aus vier Jahrhunderten zieren die Kapelle innen und außen – und belegen gewirkte Wunder; außerdem, dass Menschen hier gerne ihren Glauben leben und sich heimisch fühlen.
Die Holzkapelle mit dem Gnadenbild wiederum befindet sich im Chorraum der Wallfahrtskirche – ein ebenso ungewöhnlicher wie origineller Aufbau, der mit dafür gesorgt haben dürfte, dass die Kapelle über die Jahrhunderte hinweg so gut erhalten geblieben ist.
Vermutlich bereits Ende des 13. Jahrhunderts, urkundlich gesichert vor 1521, stand an dieser Stelle ein Marienheiligtum bei einem „ad sanctam Mariam“ genannten Einödhof. Daher auch der Name des Ortes: aus „Sancta Maria“ wurde das volkstümliche „Sankt Marei“ und schließlich der Name „Sammarei“.
Impressionen
Die Wallfahrt wiederum entstand, als im Jahr 1619 der Hof abbrannte, die Holzkapelle aber verschont blieb und ein neben ihr versengter Apfelquittenbaum wie durch ein Wunder wieder Früchte trug – allerdings nur an dem der Kapelle am nächsten hängenden Ast. Der bayerischen Kurfürstin Elisabeth jedenfalls schmeckten diese Früchte so gut, dass sie sich bei ihrem Gemahl Maximilian für den Bau einer Wallfahrtskirche einsetzte.
Die 1631 geweihte Wallfahrtskirche wiederum dürfte nicht zuletzt Kunstliebhaber beeindrucken. Ein imposantes, fünfteiliges, von Jakob Bendl geschaffenes Altarwerk trennen den offenen und hellen Kirchenraum und den Chorraum mit der Kapelle. Beeindruckend am Altar sind u.a. die beiden Reiterfiguren St. Georg und St. Martin; sie gelten als Meisterstück frühbarocker Kunst. Außerdem fünf Figurengruppen, die in die Geheimnisse des freudenreichen Rosenkranzes einweihen; darunter gilt die Krippendarstellung als besonders wertvoll.
Wo ist der „g‘schlamperte Engel“?
Auch für Neugierige, die lieber suchen statt staunen, hält der Altar eine Überraschung parat. Hier versteckt sich nämlich der sog. „g‘schlamperte Engel“; schlampig deshalb, weil dieser an einem Fuß einen Strumpf, am anderen einen Schuh trägt und außerdem mit Maikäferflügel herumfliegt; frech ist er außerdem: in der einen Hand hält er einen Trinkbecher, mit der anderen zeigt er den Besuchern einen „Vogel“. Einen „Schutzengel der G’schlamperten“ (aufzu)suchen, wird vielleicht gerade den ein oder anderen jugendlichen Wallfahrer freuen und kann bestimmt nicht schaden …
Text: Michael Glaß, Fotos: Wallfahrtsland Sammarei 5, Werner Friedenberger 1
Tipps & Infos
Wallfahrten können beim Katholischen Pfarramt Sammarei angemeldet werden: Sammarei 44, 94496 Ortenburg, Tel. 08542 / 653, E‑Mail: pfarramt.sammarei@bistum-passau.de. Zudem finden Sie auf der gerade erst neu gestalteten Website das Wallfahrtsprogramm und reichlich aktuelle und weitere Informationen:
„Vereint in Maria“ – Passauer Jugendwallfahrt 2021
„Getrennt unterwegs – aber vereint in Maria“ lautet heuer das Motto der Passauer Jugendfußwallfahrt. Corona-bedingt können auch heuer leider nicht über 6.000 Pilger gemeinsam nach Altötting gehen. Stattdessen haben sich die Verantwortlichen Alternativen überlegt: die Teilnehmer können ja – je nach Corona-Lage – in kleineren Pfarrei‑, Kommunion‑, Firm‑, Jugendverbandsgruppen oder auch im Privatverbund ins „Herz Bayerns“ aufbrechen – oder einen der vielen anderen kleinen Wallfahrtsorte im Bistum Passau ansteuern. Vorgesehen ist dieses Mal ein längerer Wallfahrtszeitraum: Start ist am Palmsonntag, 28. März 2021, Ende am Jugendbekenntnissonntag, 21. November 2021. Als kleinen Anhaltspunkt für die jugendlichen und jung gebliebenen Wallfahrer – und als Tipp für unsere Leser – wollen wir nun in einer Serie einige der über 100 Wallfahrtsorte im Bistum Passau vorstellen.