
Die Passauer Jugendfußwallfahrt nimmt heuer nicht nur Altötting, sondern viele Wallfahrtsziele im Bistum Passau in den Blick (siehe unten). Im zehnten Teil unserer Serie: die Wallfahrtskirche Marienberg bei Burghausen – eine der schönsten Rokokokirchen Bayerns in herrlicher Lage.

Dabei wäre die „Perle des Salzachtales“ genannte Kirche beinahe der Säkularisation zum Opfer gefallen. Es waren einzelne Bauern, die verhinderten, dass die Anordnung zum Abbruch oder zur Versteigerung der Kirche aus dem Jahr 1806 nicht umgesetzt wurde. Sie nahmen dafür sogar Arrest und Arbeitshaus in Kauf. Schließlich war sogar der bayerische König Maximilian I. überzeugt, dass die Kirche „sowohl ihres schönen Stils, als der erhabenen Lage wegen“ (Bescheid vom 29. August 1811) erhalten bleiben solle.
Eine kluge Entscheidung, wird sich heute bestimmt jeder Wallfahrer denken, der – zum Beispiel: auf den Spuren des emeritierten Papstes auf dem „Benediktweg“ etwa auf der Etappe von Altötting über Marktl nach Burghausen wandert und einen Abstecher zur Klosterkirche Raitenhaslach macht. Auf halben Wege erhebt sich auf einem Hügel Marienberg. Nicht nur die Aussicht auf das Salzachtal und an klaren Tagen bis hinein ins Innviertel ist beeindruckend. Auch die Kirche selbst. Schon der barocke Zentralbau über quadratischem Grundriss ist ungewöhnlich; im Inneren der Kirche zeigt sich, dass der Baumeister Franz Alois Mayr, der Freskenmaler Johann Martin Heigl und die Bildhauer Johann Georg Lindt sowie Johann Georg Kapfer nicht nur die Augen der Betrachter erfreuen wollten, sondern ein klares theologisches Konzept verfolgten.

Bereits der Aufstieg über die fürstliche Treppenanlage konfrontiert Besucher mit dem zentralen Thema der Kirche: die ersten drei Stufen versinnbildlichen Glaube, Hoffnung und Liebe, die folgenden 50 das Rosenkranzgebet. Im Zentrum der Kirche zeigt das frühbarocke Gnadenbild (17. Jh.) Maria als Himmelskönigin mit Szepter in der rechten Hand und dem Jesuskind, das einen Rosenkranz hält, auf dem linken Arm. Maria steht auf einer Mondsichel über einer Weltkugel, die mit Dornenkranz und fünf Rosenblüten verziert ist. Auch alle Fresken im Inneren nehmen Bezug auf die Muttergottes und den Rosenkranz. So sind etwa in den Tonnengewölben die fünf Ereignisse des Freudenreichen Rosenkranzes dargestellt. Beeindruckend und abenteuerlich zugleich ist das Deckenfresko in der Kuppel: hier sticht das „Heils“-Schiff der Erzbruderschaft des Rosenkranzes in See – in Begleitung von Engeln und unter den Augen von Gottvater, Heiligem Geist, Jesus und Mutter Maria sowie einigen Heiligen. Zum Hintergrund: es war die 1627 von Dominikanern eingeführte Rosenkranzbruderschaft, die viele Jahrzehnte die Wallfahrt prägte und in der Region um Marienberg das Glaubensleben stark beeinflusste.
Wallfahrtskirche Marienberg – Impressionen I

Die Wallfahrt nach Marienberg ist sogar noch viel älter. Erstmals wurde 1143 eine „capella“ zu Marienberg erwähnt, im Zusammenhang mit der Verlegung des in Schützing an der Alz gegründeten Zisterzienserklosters nach Raitenhaslach. Einer Legende zufolge soll die Muttergottes im 12. Jahrhundert dem damaligen Abt auf dem Weg nach Marienberg einen Blumenstrauß überreicht und ihn vor Mördern gewarnt haben. 1244 ist die Weihe einer um- oder neuerbauten, 1398 die einer vergrößerten Kirche überliefert – beides Indizien für eine florierende Wallfahrt. Im Rahmen der katholischen Erneuerungsbewegung während der Reformation förderte vor allem die bereits erwähnte Rosenkranzbruderschaft Wallfahrt und Marienverehrung. Ein wachsender Zustrom von Gläubigen aus dem bayerischen und salzburgischen Umland führte schließlich zu dem noch heute bestehenden Neubau der Kirche unter Abt Emanuel II. Mayr in den Jahren 1760 – 1764. Dank des Einsatzes einzelner Bauern steht die „Perle des Salzachtales“ noch heute.
Text: Michael Glaß
Wallfahrtskirche Marienberg – Impressionen II
Tipps & Infos
Mehr Informationen sind beim Pfarrverband Burghausen, bzw. in der dortigen Pfarrei Raitenhaslach (E‑Mail: pfarramt.raitenhaslach@bistum-passau.de) erhältlich. Die Öffnungszeiten sind tgl. von ca. 9- 17 Uhr. Immer am 13. des Monats findet in der Wallfahrtskirche eine Monatswallfahrt statt.
„Vereint in Maria“ – Passauer Jugendwallfahrt 2021
„Getrennt unterwegs – aber vereint in Maria“ lautet heuer das Motto der Passauer Jugendfußwallfahrt. Corona-bedingt können auch heuer leider nicht über 6.000 Pilger gemeinsam nach Altötting gehen. Stattdessen haben sich die Verantwortlichen Alternativen überlegt: die Teilnehmer können ja – je nach Corona-Lage – in kleineren Pfarrei‑, Kommunion‑, Firm‑, Jugendverbandsgruppen oder auch im Privatverbund ins„Herz Bayerns“ aufbrechen – oder einen der vielen anderen kleinen Wallfahrtsorte im Bistum Passau ansteuern. Vorgesehen ist dieses Mal ein längerer Wallfahrtszeitraum: Start ist am Palmsonntag, 28. März 2021, Ende am Jugendbekenntnissonntag, 21. November 2021. Als kleinen Anhaltspunkt für die jugendlichen und jung gebliebenen Wallfahrer – und als Tipp für unsere Leser – wollen wir nun in einer Serie einige der über 100 Wallfahrtsorte im Bistum Passau vorstellen.