„Himmlische Ärztin“ mit Fans auf Youtube – Serie Wallfahrtsorte Teil XIV: Maria Feichten
Die Passauer Jugendfußwallfahrt nimmt heuer nicht nur Altötting, sondern viele Wallfahrtsziele im Bistum Passau in den Blick (siehe unten). Im 14. Teil unserer Serie: Maria Feichten – eine der ältesten Wallfahrten mit „brandaktuellem Bezug“ und moderner Kommunikation.
“Jede Krise bietet auch eine Chance“, hat Papst Franziskus schon mehrfach betont. In Feichten/Alz hat sich Pfarrer Michael Witti dieses Motto ganz offensichtlich zu Herzen genommen. Nachdem er dem Autor den frisch gedruckten neuen Kirchenführer zur „Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt“ in die Hand gedrückt hat, weist er gleich einmal darauf hin, dass das Gnadenbild mit dem Beinamen „Himmlische Ärztin“ gerade jetzt während der Pandemie einen „brandaktuellen Bezug“ habe.
Der Bischöfliche Beauftragte für Rundfunk- und Fernsehübertragungen konzipierte daher gleich nach Beginn der Corona-Pandemie 2020 gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern einen „Gottesdienst für Ausgeschlafene“ – dieser ist nach wie vor jeden Sonntag um 11.30 Uhr im Regionalfernsehen Oberbayern zu sehen und auf Youtube abrufbar. Das Angebot sei „ein Renner“, sagt Pfr. Witti; bis zu 20.000 Zuschauer in der Region und weit darüber hinaus erreiche es.
Und dies hat auch positive Folgen für die Wallfahrt: „Es kommen fast täglich einzelne Pilger.“ In naher Zukunft rechne er auch wieder mit mehreren Gruppen – etwa 50 bis 60 waren es sonst im Jahr.
Diese erwartet in Feichten nicht nur ein rühriger Pfarrer, der auch gerne mal auf die vielen Möglichkeiten eines Programms nach einer Wallfahrt hinweist – von der über dem Alztal gelegenen Gemeinde im Landkreis Altötting ist es nicht weit bis nach etwa Burghausen, oder in den Rupertiwinkel, zum Chiemsee, oder etwa nach Salzburg. Übrigens führt auch eine Teilstrecke des Jakobswegs Böhmen-Bayern-Tirol über u.a. Altötting nach Feichten.
Pilger finden in der Kirche am linken Seitenaltar ein steinernes und aufwändig bildhauerisch bearbeitetes Gnadenbild aus der Zeit um 1400. Das dem Typus der „Schönen Madonna“ zugerechnete Bild zeigt eine gekrönte Muttergottes mit ihrem ebenfalls gekrönten göttlichen Sohn. Die Zuschreibung „Himmlische Ärztin“ entstand wohl im 18. Jh., als die Wallfahrt einen sehr starken Zustrom erlebte, und als vor allem werdende Mütter um eine gut verlaufende Schwangerschaft und Geburt baten; darüber hinaus kamen viele Wallfahrer in verschiedensten Krankheitsnöten.
Impressionen der Wallfahrtskirche Maria Feichten I
Die Wallfahrer heute erwartet außerdem ein prächtiger Kirchenbau mit kostbarer Ausstattung und langer Tradition. Im Jahr 1518 wurde die dreischiffige gotische Hallenkirche geweiht. Sie besticht u.a. durch ihren barocken Hochaltar mit einer figürlichen Darstellung der Aufnahme Mariens in den Himmel; außerdem durch den sog. „Feichtener Himmel“ – eines der barocken Stuck- und Deckengemälde, das Maria, umgeben von Engeln, Heiligen, Aposteln etc. als Königin im Himmel zeigt; bemerkenswert ist u.a. ein Sakramentshaus aus dem alten Salzburger Dom (geschenkt von einem Erzbischof im Jahr 1602), das das Allerheiligste verwahrt. Mehrere Votivtafeln und etwa restaurierte Votivkerzen aus dem 17. Jahrhundert zeugen von der langen Tradition der Wallfahrt.
Diese geht aber schon sehr lange zurück, mutmaßlich bis ins 8. Jahrhundert, als in Feichten eine erste bescheidene Holzkirche stand – damit wäre die Wallfahrt nach Feichten eine der ältesten bestehenden in Bayern. Die wahrscheinlich bei den Ungarneinfällen im 10. Jh. zerstörte Kirche wurde durch einen zweiten, steinernen Bau ersetzt – und nach einem Wallfahrtsaufschwung im 14. und 15. Jh. durch den jetzigen.
Impressionen der Wallfahrtskirche Maria Feichten II
Aus der Barockzeit stammen Überlieferungen der Entstehung der Wallfahrt, darunter zwei Wundergeschichten. Demnach wurde das steinerne Marienbild in einer Fichte am Bauplatz entdeckt. Eine weitere Legende erzählt, dass Engel insgesamt drei Mal das Baumaterial der Kirche vom ursprünglich geplanten zum jetzigen Standplatz der Kirche verschleppten. Wenn das stimmt, dass himmlische Kräfte derart stur und rebellisch den Bau einer Kirche anwiesen, dann sollte man da wohl auch mal vorbeischauen.
Text und Fotos: Michael Glaß
Tipps & Infos
Mehr Informationen im Pfarrverbandsbüro Feichten, Pfarrgasse 2, 84550 Feichten a. d. Alz, E‑Mail: pfarramt.feichten@bistum-passau.de; Tel.: 08623 / 525.
„Vereint in Maria“ – Passauer Jugendwallfahrt 2021
„Getrennt unterwegs – aber vereint in Maria“ lautet heuer das Motto der Passauer Jugendfußwallfahrt. Corona-bedingt können auch heuer leider nicht über 6.000 Pilger gemeinsam nach Altötting gehen. Stattdessen haben sich die Verantwortlichen Alternativen überlegt: die Teilnehmer können ja – je nach Corona-Lage – in kleineren Pfarrei‑, Kommunion‑, Firm‑, Jugendverbandsgruppen oder auch im Privatverbund ins„Herz Bayerns“ aufbrechen – oder einen der vielen anderen kleinen Wallfahrtsorte im Bistum Passau ansteuern. Vorgesehen ist dieses Mal ein längerer Wallfahrtszeitraum: Start ist am Palmsonntag, 28. März 2021, Ende am Jugendbekenntnissonntag, 21. November 2021. Als kleinen Anhaltspunkt für die jugendlichen und jung gebliebenen Wallfahrer – und als Tipp für unsere Leser – wollen wir nun in einer Serie einige der über 100 Wallfahrtsorte im Bistum Passau vorstellen.