Die Passauer Jugendfußwallfahrt nimmt heuer nicht nur Altötting, sondern viele Wallfahrtsziele im Bistum Passau in den Blick (siehe unten). Im fünften Teil unserer Serie: die Wallfahrtskirche Maria Bürg in der Pfarrei Oberpöring – eine Kirche an einem ruhigen Ort, der jedoch sehr bewegte Zeiten hinter sich hat.
Für Fußpilger, die gerne durch die Natur wandern, ist Maria Bürg ein lohnendes Ziel; u.a. führt ein malerischer Kreuzweg zur Kirche im Wald. „Es ist still an diesem Ort. Nichts stört die Ruhe und Andacht des Beters. Nur die Isar rauscht tief unter dem Hang“, beschreibt Pfarrer Jörg Fleischer den Wallfahrtsort im Landkreis Deggendorf am Hochufer der Isar zwischen Landau und Plattling. Der derzeitige Pfarrer von Rotthalmünster ist hier geboren und aufgewachsen und nach wie vor sehr verbunden mit der Wallfahrtskirche Maria Bürg.
So andächtig und idyllisch war es hier jedoch nicht immer, auch davon berichtet Pfr. Fleischer: „Im 9. und 10. Jahrhundert war dieser Ort eine Zufluchtsstätte für die umliegenden Orte bei den sogenannten Ungarneinfällen.“ Noch heute zeugten große Erdwälle von diesen „schweren Zeiten“. Vom Wort „Burg“ leite sich der Name „Bürg“ ab, der schließlich den Beinamen „Maria Bürg“ bekommen habe. Pfr. Fleischer erklärt: „Waren es vor über 1000 Jahren Menschen in Krieg und Gefahr, die Schutz in einer Fliehburg suchten, so sind es heute – wie seit über 300 Jahren – Gläubige, die sich hier der Fürbitte der Jungfrau und Gottesmutter Maria anvertrauen.“ Seit etwa 1650 bestehe die Wallfahrt. Ziel der Pilger ist eine plastische Darstellung des Passauer Mariahilf-Bildes. Infolge der Blüte der Passauer Wallfahrt am Mariahilfberg (seit 1627) sei auch jene nach Maria Bürg aufgekeimt, so Pfr. Fleischer.
Dass Maria tatsächlich geholfen hat, davon erzählen nicht nur Votivtafeln im Kirchenschiff mit bekannten Heiligen wie Pankratius – u.a. Patron der der jungen Saat und für eine gute Zukunft – oder Wendelin – Patron der Hirten, Bauern, des Viehs und für Naturschutz. Eine Legende berichtet von einem überraschend realistischen Traum des Braumeisters und eifrigen Marienverehrers Georg Erndl, der die heutige Bürgkirche stiftete: in einer Septembernacht um 1690 soll er die liebgewordene Holzkapelle in Bürg in Flammen gesehen haben, und als er am nächsten Morgen nachsah, war diese tatsächlich abgebrannt – „nur das Gnadenbild der Muttergottes und die beiden neuen Seitenaltäre des Hl. Joseph und des Hl. Johannes Nepomuk konnten damals gerettet werden“, wie Pfr. Fleischer erzählt. Georg Erndl habe sich dann für ein neues, steinernes Haus für die Muttergottes eingesetzt, das mit Spenden vieler Pilger verwirklicht wurde.
„Die Kirche, die von außen nicht auf ihre reiche Ausstattung schließen lässt, wurde im zeitgenössischen Barock erbaut“, erklärt Pfr. Fleischer. „Der kuppelbesetzte Dachreiter birgt zwei Glocken, wovon eine aus dem Jahr 1709 stammt.“ Ins Innere der Kirche führt eine zweiflügelige Eingangstüre mit aufwendigen Schnitzereien. Dort befinden sich ein Hoch- und zwei Seitenaltäre, die der Landauer Bildhauer Andreas Pachmann schuf, der aus dem Umkreis der berühmten Bildhauerfamilie Zürn kommt. Der Hochaltar aus der Zeit um 1695 zeigt statt eines Bildes die von Engeln getragene Schnitzfigur der Maria-Hilf-Madonna. Seit 1996 ziert auch eine Statue der Rosenkranzkönigin von Fatima die Kirche auf der Bürg – außerdem zwei Bilder der heiligen Jacinta und Francisco Marto; ein ruhiger Platz für ein Gedenken an die beiden Seherkinder, die ja auch ein „bewegtes“ Leben hatten – und über die Gottesmutter Maria sehr viel zu erzählen …
Text: Michael Glaß, Fotos: Pfarrer Jörg Fleischer
Tipps & Infos
Öffnungszeiten der Kirche sind im Sommer täglich von 8 – 19 Uhr (Winter: 8.30−16 Uhr).
Alljährlich wird der Patroziniumstag, das Fest „Heimsuchung Mariens“, feierlich zelebriert. Da der 2. Juli meist auf einen Wochentag fällt, wird der sog. „Bürgfrauentag“ jeweils am ersten Samstag im Juli gefeiert. In den Monaten Mai bis Oktober findet jeweils am ersten Samstag ein Fatima-Sühneabend mit Rosenkranz, Marienmesse und Lichterprozession statt.
„Vereint in Maria“ – Passauer Jugendwallfahrt 2021
„Getrennt unterwegs – aber vereint in Maria“ lautet heuer das Motto der Passauer Jugendfußwallfahrt. Corona-bedingt können auch heuer leider nicht über 6.000 Pilger gemeinsam nach Altötting gehen. Stattdessen haben sich die Verantwortlichen Alternativen überlegt: die Teilnehmer können ja – je nach Corona-Lage – in kleineren Pfarrei‑, Kommunion‑, Firm‑, Jugendverbandsgruppen oder auch im Privatverbund ins„Herz Bayerns“ aufbrechen – oder einen der vielen anderen kleinen Wallfahrtsorte im Bistum Passau ansteuern. Vorgesehen ist dieses Mal ein längerer Wallfahrtszeitraum: Start ist am Palmsonntag, 28. März 2021, Ende am Jugendbekenntnissonntag, 21. November 2021. Als kleinen Anhaltspunkt für die jugendlichen und jung gebliebenen Wallfahrer – und als Tipp für unsere Leser – wollen wir nun in einer Serie einige der über 100 Wallfahrtsorte im Bistum Passau vorstellen.