Die Passauer Jugendfußwallfahrt nimmt heuer nicht nur Altötting, sondern viele Wallfahrtsziele im Bistum Passau in den Blick (siehe unten). Im vierten Teil unserer Serie: die Loretokapelle in Thyrnau. Für Pilger gibt es in der niederbayerischen Gemeinde sogar noch mehr zu entdecken.
Wer herausfinden möchte, wie die Gottesmutter Maria so gelebt hat, der pilgert am besten bis in die Marken zur Santa Casa („Heiliges Haus“) innerhalb der Basilika des berühmten italienischen Wallfahrtsortes Loreto. Das Haus der Heiligen Familie von Nazareth war der Legende nach im 13. Jahrhundert von Engeln an die adriatische Küste gebracht worden, zuletzt an einen Lorbeerwald (Loreto) in der italienischen Provinz Ancona. Für Jugendwallfahrer aus dem Bistum Passau ist dies freilich nicht der nächste Weg und so trifft es sich ganz gut, dass es in Deutschland zahlreiche originalgetreue Nachbauten des Heiligen Hauses gibt; etwa jene Kapelle in Thyrnau in der beschaulichen Region Donau-Wald auf den südlichsten Ausläufern des Bayerischen Waldes.
Loretokapellen entstanden vor allem in der Zeit der Gegenreformation; jene in Thyrnau während des Dreißigjährigen Krieges – der Hofmarksherr Urban Schätzl erbaute 1622 eine Marienkapelle; Fürstbischof Johann Philipp Graf von Lamberg erneuerte diese 1699 und beachtete bei der Umgestaltung sehr genau das italienische Vorbild. Zahlreiche Wallfahrer dankten es ihm: zumindest in den ersten Jahrzehnten dürften viele Pilger gekommen sein, denn mit dem Vermögen aus deren Opferstockgeld wurde der Bau von Pfarrkirche und Pfarrhof zwischen 1765 und 1769 finanziert.
Die Leute zu jener Zeit dürfte allein schon die Fassadenmalerei mit südländischen Säulen, Balustraden sowie Sybillen und Propheten beeindruckt haben. Nach wie vor erfreut das Innere der Kapelle mit den Ziegelwänden, den Mauersprüngen, dem Sternenhimmel an der Decke und den frühgotischen Freskoresten das Auge des Betrachters. Im Mittelpunkt, in einer Nische über dem Altar: eine Loreto-Madonna mit Jesuskind, dunkelfarbig und mit Edelmetallkronen auf dem Haupt.
Diese Mariendarstellung ist nicht die einzige in Thyrnau: Im Erdgeschoss des an die Loretokapelle im Jahr 1893/94 angebauten Turmes – das neubarocke Bauwerk ist mittlerweile ein Wahrzeichen des Ortes – befindet sich eine Kapelle mit einer Lourdes-Madonna. Gleich nebenan eine überregional bekannte Besonderheit: die Pfarrkirche St. Franz Xaver beherbergt eine besonders kunstvolle Steinmadonna, die sog. „Thyrnauerin“ (siehe Bild rechts).
Noch eine weitere Kirche steht am östlichen Ortsrand von Thyrnau: das um 1400 entstandene und dem Wasser- und Brückenheiligen Christophorus geweihte Gotteshaus war früher Ziel vieler Wallfahrer. Einer Sage nach geht es auf einen Ritter zurück, der den Bau einer Kapelle gelobte, wenn er unversehrt aus dem Morast entkomme. Ein solches Missgeschick dürfte Wallfahrern heute hoffentlich erspart bleiben – ein Besuch in Thyrnau kann ja trotzdem nicht schaden …
Text: Michael Glaß, Fotos: Dionys Asenkerschbaumer
Tipps & Infos
Die Loretokapelle ist täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Mehr Infos unter:
„Vereint in Maria“ – Passauer Jugendwallfahrt 2021
„Getrennt unterwegs – aber vereint in Maria“ lautet heuer das Motto der Passauer Jugendfußwallfahrt. Corona-bedingt können auch heuer leider nicht über 6.000 Pilger gemeinsam nach Altötting gehen. Stattdessen haben sich die Verantwortlichen Alternativen überlegt: die Teilnehmer können ja – je nach Corona-Lage – in kleineren Pfarrei‑, Kommunion‑, Firm‑, Jugendverbandsgruppen oder auch im Privatverbund ins „Herz Bayerns“ aufbrechen – oder einen der vielen anderen kleinen Wallfahrtsorte im Bistum Passau ansteuern. Vorgesehen ist dieses Mal ein längerer Wallfahrtszeitraum: Start ist am Palmsonntag, 28. März 2021, Ende am Jugendbekenntnissonntag, 21. November 2021. Als kleinen Anhaltspunkt für die jugendlichen und jung gebliebenen Wallfahrer – und als Tipp für unsere Leser – wollen wir nun in einer Serie einige der über 100 Wallfahrtsorte im Bistum Passau vorstellen.