„Maria, Handl ab!“ – Serie Wallfahrtsorte Teil XVII: Wallfahrtskirche Maria Krönung in Handlab
Die Passauer Jugendfußwallfahrt nimmt heuer nicht nur Altötting, sondern viele Wallfahrtsziele im Bistum Passau in den Blick (siehe unten). Im 17. und vorerst letzten Teil unserer Serie: die Wallfahrtskirche Maria Krönung in Handlab, die auf ein Wunder nach einem Ehedrama zurückgeht und heuer ihr 375. Jubiläum feiert.
Der Burgherr Hartlieb von Engelsberg hatte offenbar eine sehr kurze Lunte. Als sein Diener behauptete, seine Gemahlin beim Fremdgehen erwischt zu haben, fackelte Hartlieb nicht lange und schlug der armen Burgherrin Anna mit dem Schwert die rechte Hand ab. Die fromme Anna war tatsächlich zusammen mit einem Hirten „erwischt“ worden – jedoch nicht beim Ehebruch, sondern beim Beten. Die beiden knieten vor einer Martersäule der Heiligen Maria und Corona. Den Zorn ihres Mannes beantwortete Anna mit ihrem festen Glauben: sie wandte sich an die Gottesmutter, rief „Maria, Handl ab!“, und im Nu war das Handl wieder dran. Diese Legende aus dem Jahr 1513 bescherte dem kleinen Ort unweit von Iggensbach im Landkreis Deggendorf nicht nur eine lange Wallfahrtsgeschichte, sondern auch einen ungewöhnlichen Namen.
Eine weitere Legende erzählt von einem Marienbild, das hier in einer hohlen Eiche untergebracht war. Weil dem morschen Baum nicht zu trauen war, brachten es die Leute in die nahe Pfarrkirche nach Iggensbach. Das Bild aber tauchte immer wieder an seinem alten Platz in der Eiche auf – ein Ereignis, hinter dem die Gläubigen Engel vermuteten, die das Bild einfach wieder zurückbrachten.
1596 entstand schließlich eine Holzkapelle, die im Dreißigjährigen Krieg jedoch zerstört wurde. Ursprünglich wurde hier die hl. Corona verehrt, wie das um 1480 entstandene Gnadenbild erkennen lässt, das heute auf dem Hochaltar der Kirche steht, die in den Jahren 1644 bis 1646 neu erbaut wurde. Im Laufe der Zeit geriet die heilige Corona mehr und mehr in Vergessenheit und Maria wurde zum Mittelpunkt der Wallfahrt. Über der Eingangstür erzählt ein um 1750 entstandenes Gemälde die Legende vom „Wunder von Handlab“ und den Beginn der Wallfahrt, die über die Jahrhunderte hinweg bestehen blieb. Höhepunkt des Jahres ist das Fest Maria Himmelfahrt, zu dem üblicherweise rund 10.000 Menschen pilgern.
Impressionen von der Wallfahrtskirche Maria Krönung in Handlab
Der arkadenartige Umgang aus Holz um das kleine steinerne frühbarocke Gotteshaus erinnert übrigens ein bisschen an den der Altöttinger Gnadenkapelle. Beeindruckend sind vor allem die zahlreichen noch erhaltenen Votivtafeln – die älteste stammt aus dem Jahr 1686, viele stammen aus dem 19. Jahrhundert und fast 100 aus der Zeit der beiden Weltkriege. Bemerkenswert sind darüber hinaus die 1936 wieder freigelegten Deckenfresken.
Ein berühmter Pilger zur Wallfahrtskirche in Handlab lebt heute als Papst emeritus in Rom. Als die Kirche nach aufwändiger Renovierung im Jahr 1996 ihr 350-jähriges Jubiläum feierte, kam Kardinal Joseph Ratzinger als Hauptzelebrant und Prediger in den kleinen niederbayerischen Ort. In einem Eintrag im Wallfahrtsbuch lobte er die gelungene Renovierung, da nun „das Gesamte in ihrer Vielfalt eine Einheit in einer tief religiösen Weise darstellt, zu einem ‚Sursum corda‘ (Erhebet die Herzen)“. Benedikts Vater Josef Ratzinger war übrigens im rund vier Kilometer entfernten Rickering zur Welt gekommen und kam gerne nach Handlab. Auch er hat sich im Wallfahrtsbuch eingetragen, im Oktober 1947.
Text: Michael Glaß
Tipps & Infos
Mehr Infos in der Pfarrei Iggensbach Maria Namen im Pfarrverband Winzer, Hauptstr. 1, 94547 Iggensbach, Tel.: 09903/530, E‑Mail: pfarramt.iggensbach@bistum-passau.de.
„Vereint in Maria“ – Passauer Jugendwallfahrt 2021
„Getrennt unterwegs – aber vereint in Maria“ lautet heuer das Motto der Passauer Jugendfußwallfahrt. Corona-bedingt können auch heuer leider nicht über 6.000 Pilger gemeinsam nach Altötting gehen. Stattdessen haben sich die Verantwortlichen Alternativen überlegt: die Teilnehmer können ja – je nach Corona-Lage – in kleineren Pfarrei‑, Kommunion‑, Firm‑, Jugendverbandsgruppen oder auch im Privatverbund ins„Herz Bayerns“ aufbrechen – oder einen der vielen anderen kleinen Wallfahrtsorte im Bistum Passau ansteuern. Vorgesehen ist dieses Mal ein längerer Wallfahrtszeitraum: Start ist am Palmsonntag, 28. März 2021, Ende am Jugendbekenntnissonntag, 21. November 2021. Als kleinen Anhaltspunkt für die jugendlichen und jung gebliebenen Wallfahrer – und als Tipp für unsere Leser – wollen wir nun in einer Serie einige der über 100 Wallfahrtsorte im Bistum Passau vorstellen.