Die Passauer Jugendfußwallfahrt nimmt heuer nicht nur Altötting, sondern viele Wallfahrtsziele im Bistum Passau in den Blick (siehe unten). Im zwölften Teil unserer Serie: die Wallfahrtskirche Gartlberg in Pfarrkirchen – sie zählt zu den bedeutendsten Mariengnadenstätten im Bistum.
Der Hutmacher Wolfgang Schmierdorfer wollte eigentlich nur in Ruhe beten. Und zwar vor einem Marienbild, das er 1634 in Regensburg gegen einen Laib Käse eingetauscht hatte. Weil er sich aber angeblich von seiner Frau Vorwürfe anhören musste, dass er statt täglich Andacht zu halten, sich besser um die Kinder und ums Geldverdienen kümmern solle, brachte er das Bild am 3. März 1659 heimlich auf den Gartlberg und heftete es an eine Föhre. Mit der Ruhe war es aber auch dort bald vorbei: Bauernmädchen entdeckten das Bild, und schon „an den folgenden Osterfeiertagen erlebte es einen starken Zulauf des frommen Volkes“, wie Adolf Hochholzer in seinem Büchlein „300 Jahre Wallfahrtskirche Gartlberg“ festhält. Am 23. Juni 1660 ereignete sich dann auch ein erstes Wunder: eine scheinbar leblose Bauernmagd, die in eine tiefe Wassergrube gefallen war, erwachte wieder zum Leben.
Wallfahrtskirche Gartlberg – Impressionen I
Freilich gibt es viele Gründe, dass ausgerechnet in dieser Zeit so schnell eine Wallfahrt aufblühte. Kurz nach dem verheerenden 30-jährigen Krieg (1618−1648), nach Pest und Hungerkrisen, suchten viele Menschen Trost und Hoffnung – und fanden beides auch auf dem Gartlberg bei dem auf Kupferblech gemalten Vesperbild – eine Darstellung der Schmerzhaften Muttergottes mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß.
Für regen Zulauf zum Gartlberg sorgte außerdem ein Passionsspiel während der Karwoche, das seit Beginn des 17. Jhs. aufgeführt wurde. Darüber hinaus begann im Jahr 1659 die alteingesessene Fronleichnamsbruderschaft mit dem Bau einer Heilig-Grab-Kapelle ganz in der Nähe des wundertätigen Vesperbildes.
Zwischen ca. 1660 und 1670 wurde dann schließlich die Wallfahrtskirche gebaut (Weihe 1688), die eigentlich als „Auferstehungskirche“ gedacht war; Leid und Tod haben nach christlichem Glauben nie das letzte Wort, und so ist das Thema Auferstehung nach wie vor wesentliches Merkmal der Kirche, u.a. auf dem beeindruckenden Hochaltar-Gemälde von Franz Ignatius Bendl.
Beeindruckend sind auch die acht von Carl Adam geschaffenen Fresken im mit italienisch-schweren Stuckgirlanden dekorierten Chorgewölbe der Kirche – sie symbolisieren die Bitten im Vaterunser.
Schon von weitem sichtbar imponiert die über der Stadt Pfarrkirchen gelegene doppeltürmige Barockkirche mit Zwiebelhauben, die von dem aus Graubünden stammenden Kirchenbauer Domeniko Christoph Zuccalli erbaut wurde; hier bietet sich ein schöner Blick über die Kreisstadt und das mittlere Rottal. Die Heilig-Grab-Kapelle befand sich ursprünglich im Inneren der Kirche, 1677 wurde sie hinter die Kirche am Ostchor verlegt. Viele Votivbilder, die bis ins 17. Jh. zurückreichen, zeugen von wunderbarer Errettung und der langen Tradition der Wallfahrt.
Wallfahrtskirche Gartlberg – Impressionen II
Während der Säkularisation erlebte die Wallfahrt einen schweren Einbruch, starb aber wegen dort lebender Benefiziaten nie ganz aus. Mit den 1921 einziehenden Salvatorianern erreichte sie einen neuen Höhepunkt. Seit 2015 betreuen Pauliner die Wallfahrtsseelsorge. „‚Der Gartlberg‘ ist ein Ort, der für die Menschen den ‚Himmel offen hält‘“, heißt es auf deren Website, die von einem regen Wallfahrtsleben zeugt. Mit Sicherheit findet sich dort auch ein ruhiger Platz zum Beten.
Text: Michael Glaß, Fotos: Dionys Asenkerschbaumer
Tipps & Infos
Ausführliche Informationen zur Wallfahrtskirche Gartlberg und aktuelle Informationen im Internet:
„Vereint in Maria“ – Passauer Jugendwallfahrt 2021
„Getrennt unterwegs – aber vereint in Maria“ lautet heuer das Motto der Passauer Jugendfußwallfahrt. Corona-bedingt können auch heuer leider nicht über 6.000 Pilger gemeinsam nach Altötting gehen. Stattdessen haben sich die Verantwortlichen Alternativen überlegt: die Teilnehmer können ja – je nach Corona-Lage – in kleineren Pfarrei‑, Kommunion‑, Firm‑, Jugendverbandsgruppen oder auch im Privatverbund ins„Herz Bayerns“ aufbrechen – oder einen der vielen anderen kleinen Wallfahrtsorte im Bistum Passau ansteuern. Vorgesehen ist dieses Mal ein längerer Wallfahrtszeitraum: Start ist am Palmsonntag, 28. März 2021, Ende am Jugendbekenntnissonntag, 21. November 2021. Als kleinen Anhaltspunkt für die jugendlichen und jung gebliebenen Wallfahrer – und als Tipp für unsere Leser – wollen wir nun in einer Serie einige der über 100 Wallfahrtsorte im Bistum Passau vorstellen.