Die Passauer Jugendfußwallfahrt nimmt heuer nicht nur Altötting, sondern viele Wallfahrtsziele im Bistum Passau in den Blick. Im dritten Teil unserer Serie: die Bergkirche in Zwiesel – eine beliebte Hochzeitskirche mit langer Wallfahrtstradition und bildgewaltigen Fresken.
Mit Zwiesel verbinden die meisten vermutlich eher Tourismus als Wallfahrt. Doch in der Stadt im Bayerischen Wald am Fuß der Waldberge Großer Arber und Großer Falkenstein steht auch eine Kirche mit langer Wallfahrtstradition.
„Die Stadtpfarrkirche ist der Stolz, die Bergkirche aber das Herz der Zwieseler“, heißt es auf der Website des Pfarrverbands. Das liegt sicher auch daran, dass sich in der beeindruckenden Rokokokirche zwei Herzen gerne das „Ja-Wort“ für die Ewigkeit geben. Ein Ehepaar stand übrigens auch ganz am Anfang der Geschichte – Franz Casimir und Anna Branndt stellten hier 1673 eine Marienstatue auf und bauten 1682 eine erste Kapelle, die 1767 zu einer Kirche vergrößert wurde. Dass die Kirche Herzen berührt, liegt vor allem aber an ihrem Zentrum – am Gnadenbild, das eine von Rosen umkränzte „Himmelskönigin“ Maria mit ihrem Kind zeigt, bzw. die Gottesmutter als gütige Landesmutter.
Wie Maria zu diesen Ehren kam, lässt sich sehr gut anhand der Fresken studieren – sie liefern eine theologische Betrachtung, die vor allem auch das Auge erfreut.
Die von Franz Anton Rauscher (1731−1777) – er gilt als „der“ Maler des Bayerischen Waldes in der Barockzeit – gestalteten Wandmalereien zeigen Mariä Geburt, Empfängnis und Himmelfahrt, außerdem die Gottesmutter als „Zuflucht der Sünder“, „Heil der Kranken“, „Trösterin der Bedrängten“ und „Hilfe der Christen“. Wer sich fragt, wieso sich Wallfahrer mit ihren Anliegen und Sorgen ausgerechnet an Maria wenden – hier kann er es erfahren.
Dass die Wallfahrt zur Bergkirche in Zwiesel eine lange Tradition hat, davon zeugen Votivtafeln, die u.a. auch im Chorraum zu sehen sind. Ganz bewusst bemüht sich der Ort darum, diese Tradition am Leben zu erhalten und immer wieder zu erneuern. Bekanntestes Beispiel hierfür ist die große Bergkirchen-Wallfahrt vom 8. bis 15. September. In diesem Rahmen können Pilger nach Beichte und Kommunion sogar einen Ablass erhalten – Papst Pius IX. hatte dies am 30. Juli 1867 gewährt.
Auffallend sind außerdem die beiden Seitenaltäre der Kirche – sie zeigen mit dem hl. Wendelin von Tholey und der heiligen Thekla von Ikonium den Patron der Bauern und des Viehs sowie die Patronin für die Genesung von Mensch und Tier. Das passt sehr gut in die sehr ländlich geprägte Umgebung und in eine Stadt, die ein staatlich anerkannter Luftkurort ist. Die heilige Thekla wiederum ist auch Patronin gegen Feuergefahren und gilt offenbar in diesem Zusammenhang auch als Fürsprecherin der Glasmacher. Auch das passt: für die Produktion und Veredelung von feinstem Glas genießt Zwiesel schon seit Jahrhunderten hohes Ansehen.
Wer nach einer Wallfahrt noch Zeit und Kraft hat für Kunst und Kultur: nicht nur Kunstwerke wie etwa die höchste Kristallglas-Pyramide der Welt und Glasmuseen lassen sich hier bestaunen; außerdem „Unterirdische Gänge“, ein Waldmuseum und eine Dampfbierbrauerei.
Text: Michael Glaß
Tipps & Infos
Die Bergkirche ist von Mai bis Oktober tagsüber geöffnet (aber es gibt eine Gitterabsperrung).
„Vereint in Maria“ – Passauer Jugendwallfahrt 2021
„Getrennt unterwegs – aber vereint in Maria“ lautet heuer das Motto der Passauer Jugendfußwallfahrt. Corona-bedingt können auch heuer leider nicht über 6.000 Pilger gemeinsam nach Altötting gehen. Stattdessen haben sich die Verantwortlichen Alternativen überlegt: die Teilnehmer können ja – je nach Corona-Lage – in kleineren Pfarrei‑, Kommunion‑, Firm‑, Jugendverbandsgruppen oder auch im Privatverbund ins „Herz Bayerns“ aufbrechen – oder einen der vielen anderen kleinen Wallfahrtsorte im Bistum Passau ansteuern. Vorgesehen ist dieses Mal ein längerer Wallfahrtszeitraum: Start ist am Palmsonntag, 28. März 2021, Ende am Jugendbekenntnissonntag, 21. November 2021. Als kleinen Anhaltspunkt für die jugendlichen und jung gebliebenen Wallfahrer – und als Tipp für unsere Leser – wollen wir nun in einer Serie einige der über 100 Wallfahrtsorte im Bistum Passau vorstellen.