Seit mehr als eineinhalb Jahren war das weltbekannte „Goldene Rössl“ für die Öffentlichkeit nicht mehr zu sehen, doch nach einer „Corona-Zwangspause“ können Besucherinnen und Besucher das kostbare Marienaltärchen aus Gold und Emaille endlich wieder bestaunen. Ab dem 17. Juli öffnet das „Haus Papst Benedikt XVI. – Neue Schatzkammer und Wallfahrtsmuseum“ wieder seine Pforten.
Zu entdecken gibt es im „Haus Papst Benedikt XVI.“ freilich weit mehr als Schätze aus Gold und Silber, nämlich viele Exponate mit ideellem Wert, die eine über 500-jährige Wallfahrtsgeschichte und ‑kultur bezeugen.
„Wir freuen uns sehr, wenn wieder Besucher kommen“, sagt Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl im Pressegespräch. Nicht nur, um seltene und besonders kostbare Exponate zu präsentieren. Metzl kommt es vor allem auf den religiösen und spirituellen Aspekt des Museums an: Zum Verständnis der Wallfahrt sei ein Blick auf die Wallfahrts-Geschichte und ‑Kultur enorm wichtig, erklärt er und verweist auf die vielen Votivgaben; teils Jahrhunderte alte Gaben, die Dankbarkeit zeigen, „weil Menschen auf Fürsprache der Muttergottes geholfen wurde“.
Viele weitere sehr kostbare Preziosen kommen dann quasi als Belohnung obendrauf. Das „Goldene Rössl“ etwa zählen Experten „zu den kostbarsten Kunstschätzen Europas, weltweit gar als das kostbarste Exemplar der Goldschmiede- und Emaillekunst“, informiert die Website zum „Haus Papst Benedikt XVI.“. „Zum Bestand zählen neben liturgischen Gewändern und Geräten unter anderem rund 2000 Rosenkränze, 1200 Schmuckstücke, 1600 Münzen und Wallfahrtsabzeichen.“ Als besonders wertvoll gilt außerdem das sog. „Füll-Kreuz“, ein 185cm hohes Stehkreuz aus Ebenholz; darüber hinaus der Brautkranz der österreichischen Kaiserin Elisabeth „Sisi“.
Prälat Metzl hofft vor allem auch, dass sich Altötting-Besucherinnen und Besucher in Zukunft für das Museum mehr Zeit nehmen. Dass diese Hoffnung berechtigt ist, zeigt ein Trend zum Individualpilgern, der zwar schon länger existiert, aber durch die Corona-Pandemie verstärkt wurde, wie Ulrike Kirnich auf Nachfrage bestätigt. Die Leiterin des Altöttinger Tourismus- und Wallfahrtsbüros beobachtet ähnlich wie Prälat Metzl, dass mehr Wallfahrer mit dem Rad oder dem Auto, einzeln oder mit der Familie, kommen. Diese blieben in der Regel länger am Ort als Teilnehmer großer Fuß-Wallfahrten, die nach tagelangem Marsch oft zu erschöpft sind für einen Museumsbesuch. Prälat Metzl erzählt eine Anekdote vom Regensburger Pilgerleiter Bernhard Meiler: viele Teilnehmer hätten diesem berichtet, wie sehr sie den Ausfall der großen Fuß-Wallfahrt bedauerten, dann aber eine eigene Wallfahrt unternahmen – dieses Mal mit all den Kindern sowie Oma und Opa, die sonst nicht mitkommen. Meiler habe daraufhin festgestellt: „Von unseren 7000 Regensburger Fußwallfahrern waren heuer schon 12.000 da!“
„Haus Papst Benedikt XVI. – Neue Schatzkammer und Wallfahrtsmuseum“ – Impressionen
Freilich muss das eine das andere nicht ausschließen, das Individual- und das Gemeinschaftspilgern können sehr gut nebeneinander stattfinden. Als allgemeines positives Zeichen wertet Wallfahrtsrektor Metzl die Nachfrage nach Kerzen – diese sei nämlich trotz Corona relativ konstant geblieben. Das zeigt: „Die Menschen kommen mit einem religiösen Anliegen nach Altötting und wollen dafür eine Kerze entzünden.“ Das zeigt außerdem, dass die Altöttinger Wallfahrtskultur längst noch nicht „reif fürs Museum“ ist. Ein Ausflug in das Museum, der die eigene Wallfahrt in die traditionsreiche Kultur von über 500 Jahren einbettet, kann jedoch trotzdem nicht schaden.
Text: Michael Glaß
Tipps & Infos
„Haus Papst Benedikt XVI. – Neue Schatzkammer und Wallfahrtsmuseum“, Öffnungszeiten ab dem 17. Juli: Mo-So, 10 – 12 Uhr und 13 – 16 Uhr; der Eintritt ist frei; eine Anmeldung für einen Besuch ist nicht nötig; Gruppen-Führungen kosten 35 Euro. Einzuhalten ist das Corona-Sicherheitskonzept mit Mund-Nasen-Schutz und Mindestabstand.