Heuer war alles anders – aufgrund der Corona-Krise war das „pfingstliche Pilgergesicht im Herzen Bayerns“ völlig verändert: Alle größeren und auch kleineren Fußpilgergruppen im Vorfeld waren abgesagt worden, nur Einzelpilger oder Familien kamen, darunter auch Regensburgs Bischof Rudolf Voderholzer. Und trotz der gewaltig minimierten Pilgerzahl, die es vom 30. Mai bis 1. Juni zur Gnadenmutter nach Altötting zog, war auch dieses Jahr das Wirken des Heiligen Geistes spürbar.
Der Regensburger Pilgerpfarrer Hannes Lorenz bezeichnete dieses Wirken als „ein Aufmachen“, als eine Sehnsucht in den Herzen der Menschen, nicht nur die Türen, sondern sich dem Glauben zu öffnen. Das bringe Bewegung in die Kirche, selbst in Krisenzeiten. Dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer war es ein Herzensanliegen, zusammen mit Pilgerführer Bernhard Meiler einen Rucksack mit Anliegen zur Altöttinger Gnadenmutter zu bringen. Beide pilgerten stellvertretend für alle zum Daheimbleiben beorderten rund 7000 Fußwallfahrer des Bistums Regensburg ins „Herz Bayerns“.
„Es ist Christus, der uns immer wieder aufrichtet“
Der Weg der beiden Regensburger Vertreter führte am Pfingstsamstag zu Fuß von Heiligenstatt nach Altötting, sieben Kilometer den Kreuzweg Jesu am Mörnbach entlang. Beim anschließenden nicht öffentlichen, per Live-Stream übertragenen Pilgergottesdienst in der Gnadenkapelle legte Bischof Voderholzer der Gnadenmutter den mit 2700 Anliegen gefüllten Rucksack zu Füßen und versicherte, diese bei der Messfeier mit einzuschließen. In seiner Predigt erklärte der Regensburger Bischof: Er habe die Gnadenkapelle noch nie so menschenleer erlebt und zugleich überreich gefüllt mit Votivgaben, die bestätigten: „Maria hat geholfen!“ Unter dem Schutzmantel Mariens würden unsere Anliegen dem göttlichen Sohn angetragen, „es ist Christus, der uns immer wieder aufrichtet, wenn wir nicht weiterkönnen.“ Das Evangelium von der Hochzeit zu Kana bestätige eines der sieben überlieferten Wunderzeichen Jesu, aber auch die Tatsache: „Maria war stets im gläubigen Vertrauen dabei, immer an der Seite ihres Sohnes, bis zum Tod am Kreuz.“ Zu recht suchten daher die Pilger seit Jahrhunderten insbesondere in Not- und Krisenzeiten bei Maria Stärkung im Glauben.
Pilgerpfarrer Hannes Lorenz, der den gesamten Pilgerweg von Regensburg nach Altötting zu Fuß zurückgelegt hatte, erklärte in seiner Predigt am Pfingstsamstag-Abend in der St. Anna-Basilika: wir müssten lernen loszulassen, uns immer wieder aufzumachen und neue Wege zu suchen: „Ohne uns immer wieder aufzumachen werden wir nicht mehr ins Leben zurückfinden“, betonte er. Gerade an Pfingsten gehe es um nichts anderes: Für die Jünger Jesu sei es schwer gewesen, die verschlossene Tür des Abendmahlssaals aufzumachen, die Türschwelle zu übertreten, sich auf das Neue einzulassen, auf die Menschen zuzugehen und die Frohe Botschaft Jesu zu verkünden. Der pfingstliche Sturm und die Feuerszungen hätten die Angst in Mut verwandelt. Für Pfarrer Lorenz gilt die pfingstliche Botschaft insbesondere für die Krisenzeit der Corona-Pandemie: „Wenn Euch Krankheit und Not das Licht der Hoffnung rauben, fürchtet Euch nicht, Euch aufzumachen“, sagte er. Gottes Kraft und Jesu Beistand zeigten uns den rechten Weg. Als Christen hätten wir den Auftrag, Hoffnung und Zuversicht in die Welt zu bringen.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner