Bischof em. Wilhelm Schraml feierte am 29. Juni, am Festtag Petrus und Paulus, sein Diamantenes Priesterjubiläum. Im Interview betonte der Priester-Jubilar und große Marienverehrer, der seinen Altersruhesitz nahe bei der Gnadenmutter in Altötting gewählt hat, was die Kraft des Gebets auch in schwierigen Zeiten bewirken kann.
Welche besonderen und unvergesslichen Erinnerungen haben Sie an Ihre Priesterweihe am 29. Juni 1961? – Papst Benedikt XVI., der ja am Peter- und Paulstag vor 70 Jahren zum Priester geweiht worden war, sah es als „Zuspruch von oben“, dass bei der Handauflegung des Erzbischofs ein Vöglein zum Hochaltar aufstieg und ein kleines Jubellied trällerte. War es im Nachhinein auch für Sie ein: „es ist gut so, du bist auf dem rechten Weg?“
Bischof Wilhelm: Es war kein Vogel da, aber die Freude im Herzen war unglaublich groß als ich auf den Stufen am Altar kniete und mir der Bischof die Hände aufgelegt hat.
Wie verbringen Sie diesen besonderen „Jubeltag“?
Bischof Wilhelm: Ruhig, still, im Gebet.
Wenn Sie Rückschau halten auf 60 Priesterjahre – eine sehr lange Zeit im Dienst des Herrgotts und der Kirche – mit vielen positiven und leider auch so manchen negativen Erfahrungen, mit vielen Enttäuschungen trotz intensiven priesterlichen Bemühens – woraus schöpft man trotzdem Kraft zum Durchhalten und Weitermachen?
Bischof Wilhelm: Die Kraft kommt allein von Christus. Ihm habe ich als Priester mein Wort gegeben, bei ihm zu bleiben, und Er bleibt in mir, denn Christus sagt: „Fürchte dich nicht, ich bin bei dir, alle Tage, bis ans Ende der Welt.“
Als großer Marienverehrer haben Sie sich vertrauensvoll unserer Gnadenmutter geweiht – Maria führt uns zu Jesus, betonen Sie immer wieder im Wort an die Gläubigen. Bei allem sichtbaren und spürbaren Glaubenszweifel in der Welt, unsere Muttergottes wird sich wohl auch ihre Gedanken machen, wie man die Menschen heutzutage überzeugen kann …
Bischof Wilhelm: Marias Glaube ist Christus-Glaube. Maria hat „Ja“ gesagt und uns in Christus das Heil geschenkt. Sie hat ihr endgültiges „Ja“ eingelöst unter dem Kreuz. Das Kreuz ist beschwerlich – die Kreuzeserfahrung auf dem Lebensweg muss jeder machen, auch Priester und Bischöfe. Aber nur das Kreuz ist der Durchbruch zu Ostern, Ostern kommt über das Kreuz.
Es fühlen sich immer weniger junge Männer als Priester in der katholischen Kirche berufen. Negativschlagzeilen machen diese Situation nicht besser. Was muss die Kirche tun oder verbessern, wie kann man Vertrauen schaffen und wieder mehr Männer in den Dienst der Kirche bewegen, um die frohe Botschaft unseres Herrn Jesus Christus überzeugend zu verkünden?
Bischof Wilhelm: Erstens: Beten. Wie es uns der Herr gesagt hat, mit dem Beten nicht aufhören, um gute Priesterberufungen. Zweitens: Zeugnis geben. Vereint mit dem täglichen Gebet, ein Glaubenszeugnis abgeben, wie es uns der Herr gelehrt und aufgetragen hat. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass durch die Kraft des Gebets weiterhin gute Priester berufen werden, auch wenn wir momentan unter starkem Priestermangel leiden. Danken möchte ich vor allem allen Priestern, die Tag für Tag ihren Dienst tun, ohne großes Aufsehen zu erwecken. Ja, wir brauchen starke, gute Priester, die Zeugnis geben für Christus.
Was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft?
Bischof Wilhelm: Mein Weg geht gut voran. So erhoffe ich mir durch das Gebet einmal die Herrlichkeit Gottes schauen zu dürfen, von Angesicht zu Angesicht.
Interview und Fotos: Roswitha Dorfner
Jubiläumsmesse in der Gnadenkapelle
Bischof em. Wilhelm Schraml hat seine „Jubiläumsmesse“ am 29. Juni in der Altöttinger Gnadenkapelle gefeiert. Mit Blick auf sein Diamantenes Priesterjubiläum sprach er von großer Freude und Dankbarkeit. In seiner Predigt verwies er auf Jesu Worte zum Apostel Petrus „Weide meine Lämmer“ (Joh 21,15): „Wir stehen alle im Dienst des Herrn“, stellte er fest. Papst Johannes Paul II. habe anlässlich seines 50. Priesterjubiläums das Buch „Geschenk und Geheimnis“ geschrieben, in dem er die Berufung zum Priestertum als göttliches Geheimnis bezeichnete, erinnerte der Bischof. So wie es der ehemalige Papst empfohlen habe, sei es auch heute wichtig, „nie müde zu werden, um gute Priesterberufungen zu beten“. Altöttings Stadtpfarrer Prälat Dr. Klaus Metzl gratulierte am Ende des Gottesdienstes mit einem Blumenstrauß in den Kirchenfarben gelb/weiß. Metzl, der acht Jahre lang als Generalvikar mit Bischof Schraml zusammen gearbeitet hatte, sprach von „einer bewegten Zeit“ und er würdigte den Jubilar als „einen standhaften Bischof“, der mit guter und fester Hand im Dienst des Herrn gewirkt habe.
Text und Foto: Roswitha Dorfner
Bischof Stefan Oster dankt seinem Vorgänger
In einem Video gratulierte auch Bischof Stefan Oster seinem Vorgänger Wilhelm Schraml zu seinem 60. Priesterjubiläum. Bischof Oster, der selbst wenige Tage zuvor sein 20-jähriges Priesterjubiläum begehen konnte, sagte: „Ich danke Dir, dass Du dem Ruf des Herrn gefolgt bist und dass Du dich als treuer Diener erwiesen hast. Ich weiß, wie sehr Du die Eucharistie liebst und wie sehr es Dir wichtig ist, Menschen zur Eucharistie hinzuführen und dass sie darin unserem Herrn begegnen. Ich danke Dir für Deinen Dienst vor allem auch für Deinen Dienst als Bischof in unserem Bistum. Ich konnte, als ich vor sieben Jahr hierhergekommen bin, ein wohlbestelltes Bistum übernehmen. Danke von Herzen für alles, was du getan hast, Gottes Segen, ad multos annos!“ Bischof Oster gratulierte in diesem Video auch Vater Benedikt XVI. zu dessen 70. Priesterjubiläum.