Treue im Glauben, Treue zur Altöttinger Gnadenmutter und zum hl. Bruder Konrad zeichnen die Fußpilger aus der Oberpfalz schon über 300 Jahre aus. Jedes Jahr am Dienstag vor Pfingsten erreichen sie den Gnadenort und ziehen mit über 1000 Wallfahrern über den Kapellplatz zur St. Anna-Basilika. Nichts, auch kein gefährlicher Virus namens Corona, ließ sie davon abbringen: die Fußwallfahrt 2020 fand statt – wenn auch mit sehr wenigen Teilnehmern.
Während alle größeren Pilgergruppen einschließlich 31. August ihr Kommen bereits abgesagt haben – so lange gilt das staatlich verordnete Verbot von Ansammlungen größerer Gruppen wegen zu hoher Ansteckungsgefahr –, war es für den Hauptverantwortlichen der Oberpfälzer Fußpilger, Richard Bögerl, ein drängendes Herzensanliegen, trotz schwieriger Zeiten eine Möglichkeit zu finden, die mittlerweile schon 335. Fußwallfahrt durchzuführen. Denn wer vom „Pilgervirus“ infiziert ist, der ist ansteckend im positiven Sinn, den zieht’s ganz einfach nach Altötting, so die einstimmige Meinung aller Beteiligten.
Es waren dieses Jahr nur wenige Fußpilger, die am Dienstag, 26. Mai, gegen 11.30 Uhr am Altöttinger Basilika-Vorplatz eintrafen: für die vier Gruppen aus Günching, Daßwang, Hemau und Beilngries durften mit offizieller Genehmigung nur je drei Vertreter und ein Begleitfahrzeugfahrer zum Gnadenort pilgern. Vorschriftsmäßig fand die Wallfahrt auch ohne Übernachtung statt. Die Pilger, die je nach Gruppe drei und vier Tage zu Fuß unterwegs waren und bis zu 150 Kilometer zurücklegten, schliefen jeweils zu Hause. Mit dem Begleitfahrzeug fuhren die Wallfahrer dann am nächsten Tag an den jeweils erreichten Vortags-Ort zurück.
Maria, Heil der Kranken
Mit den jeweiligen Vortragskreuzen und mit dem vorgeschriebenen Sicherheitsabstand zogen die Wallfahrer in einer kleinen Prozession über den Kapellplatz, hielten eine kurze Statio an der Gnadenkapelle und gingen schließlich zur Friedhofskirche St. Michael. Hier bestand die einzige Möglichkeit mit Pfarrer Stefan Brand, der als geistlicher Begleiter an der Fußwallfahrt teilnahm, einen eigenen Pilgergottesdienst zu feiern – mit Mundschutz und Sicherheitsabstand versteht sich. Es war für die Oberpfälzer Fußpilger ein trauriges Szenario, dass die Begrüßung von Altöttings Wallfahrtsrektor Prälat Günther Mandl nicht vor der Gnadenkapelle, sondern auf dem Michaeli-Friedhof durchgeführt wurde. Mandl bedauerte es sehr, dass gerade heuer in seinem Abschiedsjahr als Stadtpfarrer und Wallfahrtsrektor fast alle Wallfahrten abgesagt werden müssten und er sich nicht persönlich bei den vielen Altötting-Pilgern der letzten Jahre für deren Treue bedanken und seine Wertschätzung übermitteln könne.
So fand letztendlich Pfarrer Brand bei der anschließenden Pilgermesse tröstende Worte für seine Fußwallfahrer: der Glaube sei ein Bild für unser Leben, stellte er fest. Maria werde vielfach als Heil der Kranken angefleht, denn letztendlich litten wir alle an Wunden des Leibes und der Seele. Die Gottesmutter führe uns zu Christus, der durch seine Wunden unsere Wunden geheilt habe und immer wieder heile.
Roswitha Dorfner
Redaktionsassistentin, Fotografin