
Wallfahrt trotz Corona: Während der Pandemie kamen in den vergangenen Monaten immer wieder einzelne Pilger, Familien oder kleine Gruppen ins "Herz Bayerns" nach Altötting. Da größere Wallfahrten eine längere Vorlauf- und Organisationszeit sowie Planungssicherheit erfordern, wird dies wohl auch noch eine Weile so bleiben. Hier nun eine kleine Auswahl an Wallfahrten, die im August stattfanden.
Mit dem Kreuz am Bulldog
36 Bulldog-Oldtimer vor allem aus dem Umkreis von Neunburg vorm Wald in der Oberpfalz parkten am 13. August am Kapellplatz. Diese ungewöhnliche Idee einer Traktoren-Wallfahrt ist Organisator Johann Fischer zu verdanken. Zum zwölften Mal kamen die Traktoren nach Altötting getuckert. Begeistert zeigten sich nicht nur einige Schaulustige, sondern auch Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl, der sowohl Fahrer wie auch die Traktoren segnete. Dabei mahnte er insbesondere, auch in gemächlicherer Fahrt um Verantwortungsbewusstsein und Rücksichtnahme im Straßenverkehr, denn letztendlich sei unser ganzes Leben eine Pilgerfahrt. Besonders bewunderte er den mit einem Kreuz geschmückten Traktor. Auch Altöttings Bürgermeister Stephan Antwerpen lockte das besondere Motorengeräusch auf den Kapellplatz – er übergab an den „Pilgerjubilar“ Anton Steininger für dessen zehnmalige Teilnahme eine Urkunde und bat die Wallfahrer: „Bleibt’s uns treu!“ Als Durstlöscher bei der schwülwarmen Witterung spendierte der Bürgermeister für die Bulldog-Lenker ein süffiges Hellbräu-Bier – aber natürlich erst fürs Übernachtungsquartier in Mitterskirchen und Umgebung, versteht sich.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
Am Glauben festhalten
„Wenn ich nach Altötting komme, geht’s mir immer gut“, sagte Weihbischof em. Josef Grünwald, der als einer der geistlichen Begleiter – zusammen mit Pfarrer Lucian Lungu und Diakon Andreas Martin – mit dem Augsburger Wallfahrerverein am 7. August am Gnadenort Unserer Lieben Frau weilte. Aus Dankbarkeit anlässlich des „Augsburger Friedensfestes“ bzw. Religionsfriedens (8. August), pilgern Gläubige der Diözese Augsburg traditionell ins Herz Bayerns. Zum Hintergrund: Das Hohe Friedensfest am 8. August ist seit 1950 ein gesetzlicher, auf die Stadtgrenzen Augsburgs begrenzter und weltweit einzigartiger Feiertag des Friedens. Es wird seit 1650 jedes Jahr gefeiert. Sein Ursprung geht auf den Westfälischen Frieden von 1648 zurück, der das Ende der Unterdrückung der Protestanten während des Dreißigjährigen Krieges einleitete. – Friedvolle Eindrücke am Gnadenort der Gottesmutter und „Botin des Friedens“ wünschte Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl und bedankte sich bei allen Teilnehmern fürs Kommen. Weihbischof Grünwald freute sich, in der Basilika Gottesdienst zu feiern: „in Gemeinschaft mit der Gottesmutter Maria“. Dabei gedachte er auch der zweiten Patronin Augsburgs, der hl. Afra, deren Festtag auf den 7. August fällt. Weihbischof Grünwald rief dazu auf, Zeugnis abzulegen, das Wort Gottes zu hören und sich in diesem Schatz zu vertiefen – das gebe der Kirche Halt und Bestand. Der Hauptzelebrant und Prediger gab seinen Mitpilgern mit auf den Weg: „Haltet fest, am Wort des Glaubens, dies ist der Grund, auf dem ihr steht!“ Am Ende des Gottesdienstes wurden die Wallfahrer über eine personelle Änderung informiert: der bisherige Vorstand des Augsburger Wallfahrervereins Hermann Micheler sei aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten, als Nachfolger und Leiter der Diözesan-Pilgerstelle wurde Diakon Andreas Martin berufen (im Bild rechts neben Weihbischof Grünwald). – Übrigens: Zu seinem 85. Geburtstag am 22. August wünschen wir Weihbischof Grünwald Gottes reichsten Segen!
Text und Foto: Roswitha Dorfner

An Maria orientieren
In der ersten Augustwoche waren 16 Fußpilger aus Kastl/Opf. unterwegs. Es war ihre 33. Fußwallfahrt nach Altötting. Bei ihrem 184 Kilometer-Marsch hatten sie ideales Pilgerwetter mit wenig Regen, und alles hat gut geklappt, wie Pilgerleiter Josef Merz vor der Gnadenkapelle glücklich berichtete. Grund zur Freude gab es auch für die langjährige Teilnehmerin Resi Kreml, die zum 25. Pilgerjubiläum eine Urkunde überreicht bekam. Sie trug beim Einzug am 7. August zum Kapellplatz das Vortragskreuz. Beim Pilgergottesdienst in der Gnadenkapelle, musikalisch umrahmt von Markus Grimmeisen am Flügelhorn – er hatte auch für die musikalische Unterstützung unterwegs gesorgt –, entschuldigte sich „Pilgerpfarrer“ Roland Klein aus Pommelsbrunn für seine angeschlagene Stimme. Er habe sich wohl etwas verkühlt angesichts der morgendlich etwas kühlen und tagsüber heißen Temperaturen. Doch es komme ja sowieso in erster Linie darauf an, „was unser Herz spricht“. Ausdrücklich äußerte er die Hoffnung, dass unsere Zeit gesegnet wird. Leider hatte er ein ebenso dringendes wie trauriges Gebetsanliegen an die Gnadenmutter: für Marion (50), die an einem Krebsleiden verstarb und ihren Ehemann und vier Kinder hinterließ; der Pfarrer bat vor allem um Kraft und Hilfe für die Hinterbliebenen. In seiner Predigt kritisierte Pfarrer Klein Strukturreformen der Kirche, die mehr Verwaltungsarbeit brächten, aber die Seelsorge verkümmern ließen. Der Auftrag eines Priesters sei ein anderer: „den Menschen in Not beizustehen, sie zu begleiten und ihnen Kraft aus dem Glauben heraus zuzusprechen“, betonte er. Eine gute Zukunft für die Kirche sieht Pfarrer Klein am Vorbild der Gottesmutter Maria: „Selig ist die, die geglaubt hat!“ Am Ende des Gottesdienstes wurden die Kastler Fußpilger von Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl herzlich begrüßt: „Alle, die zur Muttergottes pilgern, finden Heimat bei unserer großen Fürsprecherin bei Gott.“
Text und Foto: Roswitha Dorfner

Corona getrotzt

Auch wenn aufgrund der Corona-Pandemie eine mehrtägige Fußwallfahrt schwierig geworden ist – die Oberpfälzer sind „hart im Nehmen“: Am 7. August hat eine kleine Pilgergruppe aus Freihung bei Amberg in der nördlichen Oberpfalz nach viertägigem Fußmarsch die Gnadenkapelle umrundet – voran wurde das Pilgertaferl mit der Krönung Mariens getragen (siehe Marienseite 24), eine Darstellung aus der Freihunger Dreifaltigkeitskirche. Normalerweise sind sie als Teilnehmer bei der traditionellen Schwandorfer Fußwallfahrt dabei, wie sie erzählten. Aber diese wurde schon zum zweiten Mal Corona-bedingt abgesagt – so haben sich die Freihunger in einer kleinen Privatwallfahrt auf den Weg nach Altötting gemacht. Für ihr Glaubenszeugnis und die Pilgerstrapazen wurden sie vor Ort entlohnt: In der St. Anna-Basilika nahmen sie am Pilgergottesdienst des Augsburger Wallfahrervereins mit Weihbischof em. Josef Grünwald als Hauptzelebranten und Prediger teil (siehe weiter oben).
Text und Foto: Roswitha Dorfner
Mit Humor

Schwülwarme Temperaturen, dann Regengüsse – es war alles dabei auf der fünftägigen Fußwallfahrt aus Günching in der Oberpfalz nach Altötting, wie die 10 Wallfahrer nach ihrer Ankunft am 17. August berichteten. Theo Dirnhofer, der die Wallfahrt organisiert hatte, äußerte sich dankbar, dass alle gut angekommen sind. Zum 30. Mal dabei war Sepp Wittmann, der die kleine Pilgergruppe mit dem Kreuz voran zur Basilika anführte, wo sie am 10.30 Uhr-Gottesdienst teilnahmen. Er war es auch, der mit seiner humorvollen Art die Wallfahrer bei Laune hielt – vor allem dann, als es unterwegs „aus Kübeln schüttete“. Zeitgleich mit den Günchinger Pilgern war auch Pfarrer Georg Flierl aus dem oberpfälzischen Tirschenreuth am Gnadenort. Er befinde sich auf Exerzitien, wie er erzählte, und war zum 35. Mal nach Altötting gepilgert.
Text und Foto: Roswitha Dorfner
Athletisch

Für Pfarrer Markus Hartung aus Rathenow/Erzbistum Berlin gehört es zum „Pflichtprogramm“ einmal im Jahr eine Wallfahrt nach Altötting zu machen – egal ob mit Auto, Fahrrad oder Zug. Von seinem Urlaubs-Vertretungs-Ort Altenmarkt/Pongau im Salzburger Land hat er sich am ersten August-Wochenende mit dem Fahrrad ins Herz Bayerns aufgemacht, denn Marienwallfahrtsorte sind für ihn die „eigentlichen Hauptstädte der Welt“. Da hält er es mit der Aussage von Papst Johannes Paul II. So war es für Pfarrer Hartung eine große Ehre, am Gnadenaltar in der Heiligen Kapelle Gottesdienst zu feiern. Dass der athletische Priester in seinem dreiwöchigen Jahresurlaub weite Strecken mit dem Fahrrad zurücklegt, gehört zu seinem „Erholungs- und Fitnessprogramm“. Dieses Jahr, so schätzte er, werde er etwa 500 Kilometer mit dem Rad zurücklegen.
Text und Foto: Roswitha Dorfner
Fast 300 Kilometer mit dem Rad
Dass die Oberpfälzer das Wallfahrtsgeschehen am Gnadenort dominieren, ist unbestritten. Aber auch aus anderen Regionen Bayerns kommen Wallfahrer an: am 13. August Radpilger aus dem schwäbischen Aichach bei Augsburg. Seit 1978 halten sie mit einer Radwallfahrt dem Gnadenort Unserer Lieben Frau die Treue, wie sie berichteten. 30 Jahre lang schafften sie die weite Wegstrecke hin und zurück mit insgesamt 285 km an einem Tag und fügten augenzwinkernd hinzu: man werde schließlich älter und so gönne man sich die letzten Jahre eine Pause mit Übernachtung. Fürs seelische und leibliche Wohl ist in Altötting bekanntlich gut gesorgt.
Text und Foto: Roswitha Dorfner
