Sehr viele Gläubige sind am 15. August nach Altötting gekommen, um mit Bischof Stefan Oster den Festtag Mariä Himmelfahrt und das Patrozinium der Gnadenkapelle zu feiern. Bereits am Vorabend nahmen zahlreiche Pilger an Gottesdienst und Lichterprozession teil. In seiner Predigt zum Festgottesdienst in der St. Anna-Basilika erklärte der Bischof, wieso die Erinnerung für ein tieferes Verständnis des Glaubens wichtig ist, und weshalb Christen auch den Tod nicht fürchten müssen.
„Mariä Himmelfahrt bedeutet ja, dass der Himmel offen ist für uns alle“, stellte der Bischof in seiner Begrüßung fest. Und an diesem schönen Tag mit Sonnenschein und blauem Himmel könne man sich das auch sehr gut vorstellen. Vor allem aber gelte dies, „weil wir glauben, dass Maria als Ersterlöste in den Himmel aufgenommen wurde – an dem Ort, wo wir alle mal ganz frei sind, voller Liebe und Freude, weil wir untereinander und mit dem Herrn verbunden sind.“
In seiner Predigt sprach Bischof Oster über die Bedeutung geistiger „Durchbrüche“ – damit der Himmel nicht nur äußerlich, „sondern in unserem Herzen aufgeht“, brauche es auch im Glauben immer wieder „Durchbrüche der Erkenntnis, wer Christus ist“; nicht nur Wissen, sondern „Durchbrüche des tieferen Verstehens, wie Christus in unsere Welt, in unsere eigene Seele hineinwirkt“, erinnerte er. Wenn Menschen nicht mehr den unmittelbaren Zugang zu Gott hätten, dann flüchteten sie oft in eine materielle Sicherheit oder in Anerkennung von anderen Menschen. Dies sei „alles gut und in bestimmter Hinsicht natürlich auch richtig“, doch: „Wenn es uns vor allem nur darum geht, dann neigen wir dazu, das Licht, das schon da ist, dunkel zu halten; dann neigen wir dazu Menschen zu sein, die sich nur um sich drehen.“
Mit Bezug auf die Tageslesung (1 Kor 15, 20 – 27a) warnte er: „Alles, was wir in dieser Welt erleben, ist auf geheimnisvolle Weise vergänglich und dem Tod geweiht.“ Versuche, sich in dieser Welt festzumachen, nährten nicht die Seele. Umso wichtiger sei die Erinnerung an Momente, in denen uns klar geworden ist, dass es der Glaube an Jesus ist, der uns trägt. Auch für Bischöfe, auch für Heilige gelte: „Das ist der Weg unseres Glaubens, dass wir uns immer wieder beschenken lassen von Durchbrüchen, die uns erinnern lassen, was uns getragen hat.“ Wer zur Muttergottes nach Altötting gehe, könne auf eben diese „Durchbrüche“ hoffen – auf Erinnerungen an Erkenntnisse, die einem im Leben und Glauben bestärken. Dann habe auch nicht Corona das letzte Wort, noch nicht einmal der Tod, weil er nur der Übergang sei zu einem viel größeren Leben mit Gott – „das zeichnet unsere Freude aus und diese Freude wünsche ich Ihnen“, schloss der Bischof.
Impressionen vom Festtag Mariä Himmelfahrt in Altötting
Vor Beginn des Festgottesdienstes hatte Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl in feierlicher Prozession mit Fahnenabordnungen kirchlicher Vereine und Verbände das Gnadenbild in die Basilika übertragen. Am Gottesdienst nahmen u.a. der bayrische Innenminister Joachim Herrmann, MdL Martin Huber, sowie aus Altötting Bürgermeister Stephan Antwerpen, Zweite Bürgermeisterin Christine Burghart, Dritter Bürgermeister Hubert Rothmayer und Alt-Bürgermeister Herbert Hofauer teil. Nicht alle Teilnehmer fanden in der Basilika Platz – Corona-bedingt war der Zugang beschränkt. Der Gottesdienst wurde jedoch nach außen für Teilnehmer auf dem Basilika-Vorplatz sowie auf dem Vorplatz der Gnadenkapelle übertragen; außerdem auf dem Sender K‑TV für die Zuschauer daheim.
Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Kapellchor und ‑orchester mit Solisten unter der Leitung von Stiftskapellmeister Stephan Thinnes mit Mozarts Krönungsmesse. „Auch die Musik hat uns heute gezeigt, was es bedeutet, wenn der Himmel offen ist“, lobte am Ende des Gottesdienstes Bischof Stefan Oster, nachdem er zuvor die mitgebrachten Blumen- und Kräuterbuschen gesegnet hatte.
Außerdem verabschiedete Bischof Stefan Oster den scheidenden stellvertretenden Wallfahrtsrektor und Kirchenrektor der Basilika, Kapuzinerpater Norbert Schlenker: „Wir freuen uns, Sie hier gehabt zu haben – und auch, wenn sie wieder kommen“, sagte er und sprach ihm seinen persönlichen Dank sowie den im Namen des Bistums aus.
Bereits am Vorabend zum Festtag hatte Prälat Klaus Metzl einen Festgottesdienst in der Basilika gefeiert. Auch zu diesem wurde nach einem Rosenkranz in der Gnadenkapelle das Gnadenbild feierlich übertragen. In seiner Predigt sprach der Wallfahrtsrektor über die Träume und Sehnsüchte der Menschen nach Gerechtigkeit und Frieden. Diese habe auch Maria geteilt, erinnerte er mit Verweis auf das Magnificat (Lk 1,46−55). Der Unterschied: „Maria kann diese Hoffnung benennen. Sie kann ihr einen Namen geben, weil sie mit der Erfüllung all dieser Menschheitssehnsüchte schwanger geht: Es ist das Wort Gottes, das in ihr Mensch wird: Jesus Christus.“ Auch Maria habe viel Leid erleben müssen, erinnerte Prälat Metzl – „darin ist sie eine von uns“. Dennoch habe sie „Frieden in ihrem Herzen“ gehabt, „weil der Herr Großes an ihr getan hat: Er hat sie mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen; er hat ihre Sehnsucht nach Vollkommenheit erfüllt“. Prälat Metzl resümierte: „Schauen wir also auf Maria und ihren Glauben, denn sie kann uns zu Jesus führen und wir werden mit ihr teilhaben an dem Fest ohne Ende, das Gott denen bereiten wird, die ihn von ganzem Herzen lieben.“
Impressionen von der Lichterprozession am Vorabend zum Festtag Mariä Himmelfahrt in Altötting
Nach dem Gottesdienst fand eine Lichterprozession auf dem Kapellplatz statt – mit zahlreichen Teilnehmern. Prälat Metzl spendete den Segen mit dem Gnadenbild und sprach außerdem ein Weihe-Gebet an die Gottesmutter für die Stadt Altötting.
Das Fest endete am Sonntagnachmittag, 15. August, mit einer Marienvesper in der Stiftspfarrkirche und einem anschließenden Ave in der Gnadenkapelle.
Text: Michael Glaß, Fotos: Roswitha Dorfner