„Gebraucht werden“

Redaktion am 18.01.2021

2021 01 18 aoelfb slw herzogenaurach schuelerin sophie Foto: Ulrike Schwerdtfeger
An der Liebfrauenhausschule Herzogenaurach können die jungen Menschen, einer Einrichtung des Seraphischen Liebeswerks in Altötting, wird Verantwortung gezielt gefördert. Im Bild Band-Managerin Sophie.

Verantwortung spielt eine große Rolle an Einrichtungen des Seraphischen Liebeswerks in Altötting. An ihren Aufgaben im gleichnamigen Projekt an der Liebfrauenhausschule Herzogenaurach können die jungen Menschen wachsen.

2021 01 18 aoelfb slw herzogenaurach lehrerin anna maria specht Foto: Ulrike Schwerdtfeger
An der Liebfrauenhausschule Herzogenaurach können die jungen Menschen, einer Einrichtung des Seraphischen Liebeswerks in Altötting, wird Verantwortung gezielt gefördert. Im Bild Lehrerin Anna-Maria Specht.

Kabel­sa­lat. Mit den Augen über­fliegt Sophie das Durch­ein­an­der am Boden. Wel­cher Ste­cker gehört denn jetzt zu wel­chem Kabel?“ Die 13-Jäh­ri­ge mur­melt vor sich hin, nimmt eines der schwar­zen Kabel in die Hand und zieht es geschickt durch die stör­ri­sche Schlin­ge, die sich vor ihr auf­ge­tan hat. Sie steht auf, stöp­selt das Kabel, das an den Ver­stär­ker ange­schlos­sen ist, aus, und legt es ordent­lich zusam­men. Dann öff­net das Mäd­chen den Schrank und legt die Kabel­rol­le hinein.

Sophie ist Band­mit­glied und Schü­le­rin der 7. Klas­se der Lieb­frau­en­haus­schu­le, einer pri­va­ten Grund- und Mit­tel­schu­le in Her­zo­gen­au­rach, die vom in Alt­öt­ting ansäs­si­gen Sera­phi­schem Lie­bes­werk (SLW), dem Kin­der­hilfs­werk der Kapu­zi­ner in Bay­ern getra­gen wird. Sophie hat eine tol­le Stim­me“, sagt Anna-Maria Specht und klopft dem Mäd­chen auf die Schul­ter. Die Lei­te­rin des Ganz­tags“ ist unter ande­rem zustän­dig für das Pro­jekt Ver­ant­wor­tung“, das die sieb­ten Klas­sen der Mit­tel­schu­le seit ein paar Jah­ren durch­lau­fen – Sophie hat sich schul­in­tern als Band­mit­glied über­wie­gend um Orga­ni­sa­ti­on von Musik­raum und Instru­men­ten gekümmert.

Was als Sozia­le Woche“ begann, hat sich als fort­lau­fen­de Ver­an­stal­tung in einem kom­plet­ten Schul­jahr für Ganz­tags- und Regel­klas­sen bewährt, erklärt Schul­lei­ter Micha­el Rich­ter. Abso­lut gewinn­brin­gend“, fin­det er das Pro­jekt, bei dem es weni­ger um kon­kre­te Berufs­er­fah­rung geht. Unse­re Schü­le­rin­nen und Schü­ler kön­nen selbst aktiv wer­den und hin­ein schnup­pern in sozia­les Enga­ge­ment, viel­fäl­ti­ge sozia­le Kom­pe­ten­zen erwer­ben und sich ehren­amt­lich betä­ti­gen“, erläu­tert Anna-Maria Specht. In guter Erin­ne­rung geblie­ben ist der 49-Jäh­ri­gen ein einst unsi­che­rer Jun­ge, der für das Pro­jekt Kon­takt auf­ge­nom­men hat­te zu einem Ehe­paar, mit dem er regel­mä­ßig ein­kau­fen ging, das er bei der Gar­ten­ar­beit unter­stütz­te und das er auch über das Schul­jahr hin­aus noch wei­ter besuch­te. Sie hat­ten ein­fach einen Draht zuein­an­der“, erin­nert sich Anna-Maria Specht: Mit viel Geduld weih­te der Jun­ge den alten Mann in die Funk­ti­ons­wei­se sei­nes Han­dys ein. Es hat ein­fach Spaß gemacht, die bei­den zusam­men zu sehen!“

2021 01 18 aoelfb slw herzogenaurach wildbienen Foto: Ulrike Schwerdtfeger
An der Liebfrauenhausschule Herzogenaurach können die jungen Menschen, einer Einrichtung des Seraphischen Liebeswerks in Altötting, wird Verantwortung gezielt gefördert. Auch auf dem Schulgelände gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich zu engagieren, etwa bei Bau und Betreuung eines Wildbienenhotels.

Auch Emma ist Siebt­kläss­le­rin und hat das Pro­jekt Ver­ant­wor­tung“ im Kin­der­gar­ten ihres Hei­mat­or­tes absol­viert – bis Coro­na kam. Da war alles ganz plötz­lich vor­bei“, erzählt die Schü­le­rin. Erlebt und mit­ge­nom­men habe sie trotz­dem etwas, fin­det sie: Ich habe den Kin­dern vor­ge­le­sen und mit ihnen getanzt. Bloß beru­hi­gen konn­te ich sie nicht so gut.“ Auch in Alten­hei­men brin­gen sich die Schü­le­rin­nen und Schü­ler der Lieb­frau­en­haus­schu­le ein – sofern es die Pan­de­mie erlaubt. Die alten Leu­te genie­ßen das Zusam­men­sein und den Aus­tausch mit den Kin­dern; sie spie­len gemein­sam und gehen mit­ein­an­der spa­zie­ren“, erläu­tert Anna-Maria Specht. Umge­kehrt tut es den jun­gen Leu­ten gut, wenn sie nach und nach ihren Platz in den Ein­rich­tun­gen gefun­den haben“, weiß Specht. So sei der Don­ners­tag­nach­mit­tag für bei­de Sei­ten viel­fach ein fes­ter Ter­min: Es geht dar­um, für etwas oder jeman­den zustän­dig zu sein, sich ver­läss­lich ein­zu­brin­gen, gebraucht zu wer­den“, erklärt die Päd­ago­gin. Sich selbst in einer ande­ren Rol­le zu erle­ben, ist für vie­le eine ganz neue und wich­ti­ge Erfah­rung“, weiß sie.

Immer wie­der staunt die Mut­ter vier erwach­se­ner Kin­der dar­über, wie die jun­gen Men­schen in die­ser Zeit zuneh­mend Selbst­be­wusst­sein und Selbst­stän­dig­keit erlan­gen. Sie dür­fen mer­ken, dass es sich lohnt, offen für etwas Neu­es zu sein“, fin­det Anna-Maria Specht.

Nie wird sie den Jun­gen ver­ges­sen, der sein Pro­jekt Ver­ant­wor­tung“ in einem Tau­ben­zucht­ver­ein absol­viert hat. Er wur­de regel­recht groß durch das, was er dort tat und was er den Ande­ren über sei­ne Tätig­keit erzäh­len konn­te“, erzählt Specht. Nie­mand konn­te ihm mehr etwas vor machen – end­lich war er wer.“ Davon pro­fi­tie­re er bis heu­te: Er sei ein selbst­si­che­rer jun­ger Mann geworden.

Text und Fotos: Ulri­ke Schwerdtfeger


Seraphisches Liebeswerk gestaltet Fördermagazin moderner

2021 01 18 aoelfb slw altoetting marinus parzinger Foto: Kerstin Preißler/SLW
Neues Aussehen: Br. Marinus Parzinger, Präses des Seraphischen Liebeswerkes, präsentiert den aktuellen „Kinderfreund“.

Wir för­dern das Mit­ein­an­der für Kin­der und Jugend­li­che“ – das ist der Leit­spruch des Ver­eins Sera­phi­sches Lie­bes­werk e.V. (SLW). Seit der Grün­dung der SLW-Stif­tung in den 70er-Jah­ren fun­giert er als För­der­ver­ein für zahl­rei­che Ange­bo­te: Denn zum klas­si­schen Heim­we­sen ist über die Jahr­zehn­te vie­les hin­zu­ge­kom­men. Das Ange­bot ist viel dif­fe­ren­zier­ter“ gewor­den, sagt Br. Mari­nus Par­zin­ger, seit Janu­ar Prä­ses im SLW und zudem Mit­glied im Stif­tungs­vor­stand, mit Ver­weis zum Bei­spiel auf die Berei­che ambu­lan­te Diens­te und Prävention.

Das Fun­da­ment des Ver­eins ist noch immer groß. Auch wenn die Zahl der Mit­glie­der gesun­ken ist, gehö­ren ihm noch immer knapp 30 000 För­de­rer an, bun­des­weit. Viel Enga­ge­ment kommt aus ihren Rei­hen, den­noch setzt Br. Mari­nus auch auf ein neu­es Erschei­nungs­bild, um auch jün­ge­re Unter­stüt­zer gewin­nen zu kön­nen. So wur­de zuletzt erst­mals eine Mai­ling­ak­ti­on gestar­tet, auch hat der Kin­der­freund“, wie das För­der­ma­ga­zin aus dem Kin­der­hilfs­werk der Kapu­zi­ner heißt, ein neu­es Gesicht bekom­men. Sein Lay­out wur­de moder­ni­siert, inhalt­lich und gra­fisch wur­de er neu kon­zi­piert. Zugleich wur­de die Erschei­nungs­wei­se von sechs auf vier Aus­ga­ben pro Jahr reduziert.

Letzt­lich aber ist alles dem einen Ziel, näm­lich Kin­der und Jugend­li­che in den bay­ern­weit acht Stand­or­ten zu för­dern und ihnen den Weg in eine bes­se­re Zukunft zu ermög­li­chen, unter­ge­ord­net. Der SLW e.V. unter­stützt die Arbeit der Stif­tung nicht nur mit Mit­glieds­bei­trä­gen, son­dern auch mit Spen­den. Um Letz­te­re zu akqui­rie­ren, setzt er aktu­ell auf eine neue Akti­on: Hil­fe für Kin­der in Bay­ern“. Dabei sind regel­mä­ßi­ge Spen­den, die Pla­nungs­si­cher­heit geben, eben­so gern gese­hen wie klei­ne und ein­ma­li­ge Zuwen­dun­gen. Jeder Bei­trag zählt“, sagt Br. Marinus.

Text: Ste­phan Hölz­l­wim­mer (Alt-Neuöt­tin­ger Anzei­ger), Foto: Kers­tin Preißler/​SLW

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