Die Corona-Pandemie schränkt auch das kirchliche Leben stark ein, auch das der Marianischen Männerkongregation Altötting (MC). Im Interview berichtet der Präses der MC, Kapuzinerpater Bruder Georg Greimel, wie die Glaubensgemeinschaft Kontakt hält, wieso er trotz der Einschränkungen nicht überreagiert, wie das Gebet Kraft geben kann und wieso er optimistisch auf die Zukunft der Wallfahrt blickt.
Der Corona-Alltag hat uns fest im Griff – auch die MC. Die großen Hauptfeste fallen aus, Außentermine sind kaum möglich. Im Januar wären eigentlich die traditionellen Einkehrtage gewesen. Wie halten Sie als MC-Präses Kontakt zu den Obmännern und Sodalen?
Bruder Georg: Am 11. März 2020 haben wir mit den ersten Verordnungen gleich das Frühjahrshauptfest abgesagt. Das ist ja jeweils die erste Großveranstaltung der Wallfahrt. Die MC in ca. 215 Pfarrgruppen ist mit ihren Obmännern gut organisiert. MC-Präfekt Stefan Burghart und ich haben sie bald am 25. März mit einem Brief informiert, z.B. über die Livestream-Gottesdienste aus der Gnadenkapelle oder die Infos aus dem Bistum Passau im Internet. Zugleich haben wir sie ermutigt, im täglichen Gebet in Verbindung zu bleiben und den monatlichen Rosenkranz privat zu beten. Unsere zweite Sekretärin Claudia Heuwieser bekam am 1. April durch den neuen Sekretär Hans-Georg Weingartner eine sehr gute Verstärkung. Damit war der Kontakt zu den Obmännern über das MC-Büro gut gesichert. Die Präsides- und Präfektentagung der AG der Bayerischen Kongregationen fiel ersatzlos aus. Die Veranstaltungen in den Pfarrgruppen wurden fast alle abgesagt. Einige Ortspfarrer haben als Ortspräsides dann doch Rosenkränze oder Maiandachten nach den Schutzkonzepten abgehalten. Weitere Infos und Gedanken zum Nach- und Weiterdenken ließ ich den Sodalen in den Sodalenblättern im Juli und im Dezember zukommen.
Als Präses wagte ich zum ersten Mal wieder eine hl. Messe mit der Pfarrgruppe Engelsberg Mitte Juli. Vorsichtshalber nahm ich an der Versammlung nicht teil. Ab Mitte September waren wieder mehr Außentermine möglich dank des guten Schutzkonzeptes in den Kirchen, auch noch während des Lockdowns. Versammlungen gab es leider nur in wenigen Ausnahmen. Informationen geben die Obmänner und der Präses oder Vizepräses Br. Alexander entweder in der Predigt oder in kurzen Ausführungen am Ende der hl. Messe. Wichtig war dabei immer, dass man sich wieder persönlich sieht und hört. Das baut einfach auf. Für die leider auch nicht möglichen Einkehrtage habe ich den Sodalen im Sodalenblatt einen persönlichen Einkehrtag empfohlen. Dazu habe ich einige geistliche Impulse auf die MC-Homepage gestellt.
„Der Glaube enthält eine ‚christliche Langzeitstrategie‘“
Viele fürchten ganz konkret um ihren Arbeitsplatz, alle miteinander kämpfen wir mit einer allgemeinen Unsicherheit, wie es weitergeht in den Zeiten der Pandemie; die sozialen Kontakte fehlen. Gerade jetzt wäre also echte „Seel-Sorge“ gefragt. Welche Ratschläge und Strategien haben die Kirche und kirchliche Gemeinschaften wie die MC im Angebot, um Menschen Mut und Zuversicht zu geben?
Bruder Georg: Im Frühjahr haben wir Altöttinger Seelsorger uns bereits für Telefonseelsorge zur Verfügung gestellt und Gottesdienste im Livestream aus der Heiligen Kapelle übertragen, um Kontakt mit dem Wallfahrtsort zu ermöglichen. Die Epidemie und dann Pandemie hat uns im Vorstand der MC nicht zu hysterischen Empfehlungen verleitet. Die Marianische Männerkongregation ist eine gut organisierte geistliche Laiengemeinschaft, getragen von der Bindung an Maria und damit unterstützt durch Schutz und Begleitung der Gottesmutter und des Mitpatrons, des heiligen Bruders Konrad. Die Sodalen der MC sind ja wie alle Christen Teil der Kirche und selbst dafür verantwortlich, wie sie ihren Glauben praktizieren. Darum habe ich nicht überreagiert und die Männer nicht aufgefordert, sozusagen im Beten hysterisch zu werden und schnell noch mehr zu beten. Eine Empfehlung war, den Friedensrosenkranz am 1. Januar zugleich als Gebetssturm gegen die Corona-Pandemie zu beten.
Im Sodalenblatt 1/2021 empfehle ich den Sodalen eine „Novene auf die Fürsprache der hl. Corona um die Befreiung von Krankheit und Not in der Bedrohung durch das Corona-Virus“. Dazu ein Gebet zum hl. Josef, das Papst Franziskus täglich betet, auch um Schutz und Hilfe in Bedrängnis. Freilich sollen die Männer durchaus mehr beten, persönlich und in der Familie; aber sie wissen ja um unseren Gebetsschatz und darum, dass das Gebet Kraft und Ausdauer in schweren Zeiten gibt. Ja, der Glaube selber, gelebt im Gebet und nach den christlichen Geboten, enthält ja eine „christliche Langzeitstrategie“; wenn man sich daran hält, dann kommt man gut durch.
„Ich denke, dass das Wallfahrten Zukunft hat“
Auch die großen Wallfahrten sind alle abgesagt. Viele MC-Sodalen sind regelmäßige Wallfahrer oder sogar Pilgerleiter. Wie schätzen Sie die derzeitige Stimmung ein? Wird nach der Pandemie alles wieder weitergehen wie in den Jahren zuvor? Gibt es eher Sorgen um einen Einbruch der Wallfahrt? Oder gibt es umgekehrt die Hoffnung, dass sich danach wieder mehr Menschen auf den Weg machen?
Bruder Georg: Die Pfarrgruppen der MC gehören zum Quellgebiet der Altötting-Wallfahrt. Zu ihren beiden Hauptfesten wallfahrten die Sodalen zur Muttergottes, auch privat oder in Pfarrgruppen. Ein Wallfahrer sagte mir letztes Jahr: „Wir haben immer wieder gesagt, so geht’s nicht weiter. Jetzt hab’n wir’s.“ Damit meinte er nicht die Art der Wallfahrten, sondern die falschen Lebenspraktiken. Wie genau unsere Wallfahrt weitergeht, kann keiner genau sagen. Wallfahrten, Pilgern ist ja insgesamt im Trend. Das habe ich selber am Jakobsweg 2019 erlebt. In der ersten Woche waren so viele Pilger unterwegs, dass das Pilgern täglich ein Wettlauf um ein Nachtquartier war. Einmal musste ich im Freien übernachten wie viele andere. Ich denke, dass trotz der vielen Kirchenaustritte das Wallfahrten eine gute Zukunft hat, erstens weil viele Menschen einen Sinn im Leben suchen, zweitens weil viele in ihrer Not zur Muttergottes Zuflucht nehmen werden und zum hl. Bruder Konrad, oder auch zum Dank, wenn es wieder leichter möglich sein wird. Viele fragen ja schon nach Terminen und was in Altötting möglich ist.
Interview: Michael Glaß, Fotos: Roswitha Dorfner