Das glauben wir

„Unsere Welt braucht den Impuls zum Gebet“

Michael Glaß am 04.10.2021

2021 10 04 aoelfb fatima apostolat pfarrer joerg fleischer1 Foto: Roswitha Dorfner
Fatima-Weltapostolat: Festmesse mit Pfarrer Jörg Fleischer (M.) am 8. Dezember 2019 in der Altöttinger Basilika.

Der Oktober gilt als „Rosenkranz-Monat“. Gerade an Marien-Wallfahrtsorten wie Altötting spielt diese klassische katholische Gebets- und Andachtsform eine zentrale Rolle. Im Interview erklärt Pfr. Jörg Fleischer, der Leiter des Fatima-Weltapostolats im Bistum Passau, wieso der Rosenkranz so wichtig ist, und außerdem, warum die Botschaft von Fatima stets aktuell bleibt.

Herr Pfar­rer Flei­scher, wie­so ist aus­ge­rech­net das Rosen­kranz-Gebet so wich­tig? Rei­chen nicht auch ein kur­zes Dank- oder Bitt-Gebet am Tag, oder mal ein Mari­en­ge­bet oder Lob­preis?
Pfar­rer Jörg Flei­scher:
Der Rosen­kranz ist wirk­lich ein sehr wich­ti­ges Gebet. In ihm sind alle Grund­ge­be­te unse­res Glau­bens ent­hal­ten und er ist in sei­ner Gestalt fast tau­send Jah­re alt. Die Päps­te haben das Rosen­kranz­ge­bet sehr emp­foh­len und geför­dert – bis in unse­re Tage hin­ein. Erst im Mai die­ses Jahrs hat Papst Fran­zis­kus zum Gebets­ma­ra­thon für ein Ende der Coro­na-Pan­de­mie ein­ge­la­den. Beim Rosen­kranz­ge­bet fällt aber auch beson­ders die bibli­sche Betrach­tung auf. Im Kern ist es nicht zuerst ein Mari­en­ge­bet, son­dern gebe­te­tes Evan­ge­li­um“. Das Vater­un­ser, ein Groß­teil des Ave-Maria, die Geheim­nis­se des Rosen­kran­zes – alle­samt sind Wor­te und Bot­schaf­ten der Hl. Schrift. Den Rosen­kranz zu beten heißt wirk­lich – um mit dem hei­li­gen Johan­nes Paul II. zu spre­chen: Mit den Augen Mari­ens das Ant­litz Chris­ti betrachten.“

Wie häu­fig beten Sie selbst den Rosen­kranz?
Pfar­rer Jörg Flei­scher: Ich bete den Rosen­kranz täg­lich. Meis­tens um 6 Uhr mor­gens mit Radio Horeb. Ich bin auch froh dar­über, dass in unse­ren Pfar­rei­en der Rosen­kranz von treu­en Betern oft vor den Hl. Mes­sen gebe­tet wird. Auch hier bete ich ger­ne mit, um mich auf die Hl. Mes­se ein­zu­stim­men – und auch als Zei­chen der Wert­schät­zung gegen­über den treu­en Betern, die das Rosen­kranz­ge­bet in den Pfarr­ge­mein­den leben­dig halten.

In den Bot­schaf­ten von Fati­ma spielt das Rosen­kranz-Gebet eine zen­tra­le Rol­le. Wie kam es dazu?
Pfar­rer Jörg Flei­scher: Man könn­te zusam­men­fas­send über die Bot­schaft der Got­tes­mut­ter Maria in Fati­ma sagen: Betet den Rosen­kranz für den Frie­den in der Welt. Den Auf­ruf zum täg­li­chen Rosen­kranz­ge­bet wie­der­hol­te die Mut­ter­got­tes bei jeder ihrer sechs Erschei­nun­gen in Fati­ma. Das zeigt die Bedeu­tung die­ses Gebe­tes. Die Sehe­rin und Ordens­schwes­ter Lucia dos San­tos († 13.02.2005) mein­te auf die Fra­ge, war­um die Got­tes­mut­ter gera­de die­ses Gebet wün­sche und nicht den täg­li­chen Mess­be­such oder ähn­li­ches, dass der Rosen­kranz ein­fach und schlicht sei. Sie sag­te dazu auch, dass man den Rosen­kranz über­all beten kön­ne. Ein wei­te­rer bekann­ter Satz von Schwes­ter Lucia ist: Es gibt kei­ne Not, kein Pro­blem das nicht mit dem Rosen­kranz­ge­bet gelöst wer­den könnte.“

Die ers­te Mari­en­er­schei­nung in Fati­ma war vor mitt­ler­wei­le über 104 Jah­ren. Sind die Bot­schaf­ten auch heu­te noch aktu­ell? Was kön­nen uns die­se für die Zukunft Wich­ti­ges mit­tei­len?
Pfar­rer Jörg Flei­scher: Unse­re Welt braucht die­sen Impuls zum Gebet und zur Wie­der­gut­ma­chung gegen­über Gott, der von Fati­ma aus­geht. Wir erle­ben einen star­ken Säku­la­ri­sie­rungs­pro­zess auch bei uns in Bay­ern. Die Bot­schaft von Fati­ma ist ein star­ker Ver­weis auf das Über­na­tür­li­che, auf Gott und das Leben nach dem Tod. Bei sei­ner Por­tu­gal­rei­se im Jahr 2010 sprach Papst Bene­dikt XVI. über die Bedeu­tung der Bot­schaft von Fati­ma. Er sag­te damals die Wor­te: Wer glaubt, die Mis­si­on Fati­mas sei been­det, der irrt sich!“ In die­sem Sin­ne haben uns die Wor­te der Got­tes­mut­ter zu jeder Zeit das Wich­tigs­te zu sagen: Es geht um Gott und um Dich.

2021 10 04 aoelfb fatima apostolat pfarrer joerg fleischer2 Foto: Roswitha Dorfner
Fatima-Weltapostolat: Festmesse mit Pfarrer Jörg Fleischer (2.v.l.) am 8. Dezember 2019 in der Altöttinger Basilika.

Wel­che Bedeu­tung haben die Bot­schaf­ten für ande­re Mari­en-Wall­fahrts­or­te, bzw. für Gläu­bi­ge die ger­ne nach Alt­öt­ting pil­gern?
Pfar­rer Jörg Flei­scher: Die Auf­ru­fe der Got­tes­mut­ter gel­ten allen Men­schen und somit auch allen, die an Mari­en­wall­fahrts­or­te kom­men. Fati­ma ist nicht in ers­ter Linie ein Ort, son­dern der Ruf der Got­tes­mut­ter zu Gebet, Umkehr und stell­ver­tre­ten­der Süh­ne – und die­ser Ein­la­dung kön­nen wir über­all, auch in Alt­öt­ting nachkommen.

Seit Okto­ber 2010 ist das 1947 gegrün­de­te Fati­ma-Welt­apos­to­lat offi­zi­ell als Inter­na­tio­na­le öffent­li­che Ver­ei­ni­gung päpst­li­chen Rechts“ aner­kannt. Wie hat sich das Apos­to­lat welt­weit und vor allem auch in Deutsch­land seit­her eta­bliert?
Pfar­rer Jörg Flei­scher: Das Fati­ma-Welt­apos­to­lat arbei­tet im Dienst der Neue­van­ge­li­sie­rung und der Ver­brei­tung der Bot­schaft von Fati­ma in Deutsch­land bereits seit Jahr­zehn­ten. Der Haupt­sitz des Apos­to­la­tes in Deutsch­land ist in Ful­da, dort wo auch das Grab des Hl. Boni­fa­ti­us ist. Als Orga­ni­sa­ti­on des Lai­en­apos­to­la­tes sind die Mit­glie­der in bis­tums­wei­te Grup­pen ein­ge­teilt. Ich darf seit eini­gen Jah­ren für die Mit­glie­der im Gebiet des Bis­tums Pas­sau wirken.

Was bie­tet das Fati­ma-Welt­apos­to­lat im Bis­tum Pas­sau für die Gläu­bi­gen an?
Pfar­rer Jörg Flei­scher: Die Mit­glie­der bekom­men aus Ful­da Rund­brie­fe zuge­sandt. Dar­über hin­aus gibt es ein­mal im Jahr auch eine eige­ne Pas­sau­er Info­bro­schü­re“, zudem sind Inter­es­sier­te jedes Jahr zu Exer­zi­ti­en im Fran­zis­kus­haus in Alt­öt­ting ein­ge­la­den. Es fin­den auch Ein­kehr­ta­ge statt. Ein gro­ßes Ereig­nis ist jedes Jahr die Fei­er der Gna­den­stun­de in der Basi­li­ka in Alt­öt­ting am 8. Dezem­ber. Dabei wird heu­er die Pil­ger­ma­don­na zu Besuch sein, die Papst Paul VI. im Jahr 1967 für Deutsch­land geseg­net hat, und die der­zeit durch ganz Deutsch­land geht. Und nicht zu ver­ges­sen sind natür­lich die Fati­ma­ta­ge an der­zeit drei­zehn Orten im Bis­tum, wo sich Men­schen ver­sam­meln, um zu beten, Eucha­ris­tie zu fei­ern, das Buß­sa­kra­ment zu emp­fan­gen. Erst vor kur­zer Zeit kamen Fati­ma­ta­ge hin­zu. Auf die Initia­ti­ve von enga­gier­ten Chris­ten wird der 13. jedes Monats nun auch im Pfarr­ver­band Lal­ling und im Pfarr­ver­band Frey­ung gefei­ert. Alle zwei Jah­re fin­det auch eine Pil­ger­rei­se statt.

Sie selbst sind regel­mä­ßig in Alt­öt­ting und waren auch schon häu­fig in Fati­ma. Was sind für Sie per­sön­lich – auch im Ver­gleich – die Beson­der­hei­ten der bei­den Mari­en-Wall­fahrts­or­te?
Pfar­rer Jörg Flei­scher: Nun, an bei­den Orten ver­eh­ren wir die Got­tes­mut­ter Maria, und mit ihr beten wir den drei­fal­ti­gen Gott an. Das ist sehr wich­tig! Es gibt nicht ver­schie­de­ne Mari­as“, son­dern nur die eine Frau, der Gott eine ent­schei­den­de Rol­le in der Heils­ge­schich­te gege­ben hat, und die für uns Mut­ter und Für­spre­che­rin ist. Ich per­sön­lich war seit Kin­des­ta­gen immer sehr ger­ne in Alt­öt­ting. Der Ort und sei­ne Kir­chen, aber vor allem die Gna­den­ka­pel­le mit dem Gna­den­bild Unse­rer Lie­ben Frau, sind für mich immer wie­der ein Anzie­hungs­punkt. Seit Jah­ren zele­brie­re ich an mei­nem frei­en Tag“ am Mon­tag die Hl. Mes­se in der Gna­den­ka­pel­le. Alt­öt­ting ist das Herz Bay­erns und hat auch in mei­nem Her­zen einen fes­ten Platz, weil ich dort die müt­ter­li­che Gegen­wart Mari­ens beson­ders erfah­ren kann. Im Jahr 2019, vor der Pan­de­mie, konn­te ich mei­ne 31. Wall­fahrt nach Fati­ma machen. Mei­ne ers­te Rei­se dort­hin war ein star­ker Impuls für mei­ne pries­ter­li­che Beru­fung. Dar­um ist mir auch die­ser Ort sehr ans Herz gewach­sen, und ich freue mich schon wie­der auf die nächs­te Wall­fahrt 2022. Alt­öt­ting ist ein Ort mit einer lan­gen Tra­di­ti­on und ein gewach­se­ner Wall­fahrts­ort. Fati­ma ist hier rela­tiv jung. Gera­de ein­mal 104 Jah­re alt. Zudem liegt Fati­ma in Por­tu­gal, und daher sind auch die Tra­di­tio­nen, Gebe­te und Got­tes­diens­te anders geprägt. Aber was an bei­den Wall­fahrts­or­ten sicht­bar wird ist der Weg durch Maria zu Jesus. Bei­de Orte sind sehr geprägt durch die eucha­ris­ti­sche Anbe­tung und den Emp­fang der Beichte.

Inter­view: Micha­el Glaß, Fotos: Ros­wi­tha Dorfner

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