Die Gemeinschaft Emmanuel verbindet man mit dem alljährlichen Internationalen Jugend- und Familienforum am Kapellplatz mit über tausend Teilnehmern. Seit nun 25 Jahren ist diese Glaubensgemeinschaft in der Altöttinger Josefsburg, im ehemaligen Kolbergschloss ansässig.
Diese denkmalgeschützte Wohnstätte wurde 1492 erbaut. Für „Außenstehende“ stellt sich die Frage: Wer ist die Gemeinschaft Emmanuel und was passiert in diesem altehrwürdigen Haus, einer einstigen Hauswirtschaftsschule der Englischen Fräulein? Rosalinde Meusburger, verantwortlich in der Leitung der Josefsburg, sowie Pfarrvikar Martin Siodmok, zuständig für das Projekt „Rejoice“ (vormals ESM = Emmanuel School of Mission) öffneten am 16. Juni die Tore und gaben Auskunft.
Bei Rejoice kommen junge Menschen aus verschiedenen Nationen für neun Monate in der Josefsburg zusammen und erleben eine intensive Zeit der Glaubensvertiefung und Ausbildung für die Neuevangelisierung. Für kirchlich und pastoral Verantwortliche des Pfarrverbands Altötting, allen voran Stadtpfarrer Prälat Dr. Klaus Metzl, wurden bei einem musikalisch begleiteten Frühschoppen im Freien die vielen Aktionen und Projekte der Gemeinschaft vorgestellt. Außerdem fand eine Führung durch die Josefsburg statt.
Der Name Emmanuel bedeutet „Gott mit uns“ (Mt 1,23/Jes 7,14) und verweist auf die Nähe Gottes zu den Menschen. Derzeit leben zehn Studenten/innen in der Josefsburg. Doch deren Aufgabe, die Evangelisation, gestaltete sich im vergangenen Jahr während des Corona-Lockdowns sehr schwierig. Studentin Helena beschrieb diese Zeit des Abgeschottet-Seins als „Sprung ins kalte Wasser“, und doch habe sie gerade in diesen Zeiten der Einsamkeit die große Liebe Gottes gespürt, wie sie in ihrem persönlichen Glaubenszeugnis erzählte. Mit Livestream-Gottesdiensten und verschiedenen Videoprojekten sei es gelungen, mit der Botschaft des Glaubens nach außen zu treten.
Franz Kinsky blickte im Filmsaal der Josefsburg auf die Geschichte der Gemeinschaft zurück: 1972 gründeten der Filmkritiker Pierre Goursat und die Medizinstudentin Martine Catta in Frankreich einen Gebetskreis, der innerhalb eines Jahres von fünf auf 500 Mitglieder gewachsen ist und heute weltweit 12.000 Mitglieder zählt. In den 1970er-Jahren entstand die Gemeinschaft Emmanuel mit diözesaner Anerkennung, 1998 erfolgte die weltweite Anerkennung der Statuten durch den Vatikan, 2009 die zur „öffentlichen Vereinigung päpstlichen Rechts“. Sie organisierte Fahrten zu Treffen der Gemeinschaft nach Paray-le-Monial. 1991 auf der Fahrt zum Weltjugendtag nach Polen/Tschenstochau verbrachten Jugendliche der Gemeinschaft drei Tage am Kapellplatz – laut Rosalinde Meusburger war dies der Grundstein der Altötting-Niederlassung. Für Altöttings Stadt und Pfarrei war es schon lange ein großes Anliegen, „die Wallfahrt zu verjüngen – so blieb die Gemeinschaft Emmanuel in lebendiger Erinnerung.“ 1992 wurde die Emmanuel School of Mission in Birkenstein gegründet, drei Jahre später erfolgte der Umzug nach Altötting in die Josefsburg. Seit dieser Zeit gibt es das jährliche Sommerforum mit ca. 1.700 Teilnehmern (während des Lockdowns musste es leider abgesagt werden) – eine Einladung vor allem an junge Menschen, Glaubensgemeinschaft zu erleben.
Und seit dieser Zeit werden jährlich zehn Studenten aus verschiedenen Nationen für ein Jahr in der Josefsburg aufgenommen. Ein geschwisterliches Miteinander von Laien und Priestern, Glaubensfreude und Musik charakterisiert die Gemeinschaft Emmanuel. Ihr Anliegen ist es, den Glauben zeitgemäß weiterzugeben – bei Gebetstreffen, Glaubenskursen, Aktionen auf der Straße; darüber hinaus die musikalische Gestaltung von Gebeten und Gottesdiensten.
Stadtpfarrer Prälat Dr. Klaus Metzl würdigte die Gemeinschaft mit Blick auf den zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther (2 Kor 9, 6 – 11): „Wer reichlich sät, wird reichlich ernten.“ Hier in der Josefsburg werde durch die Gemeinschaft Emmanuel reichlich gesät, seit 25 Jahren sei sichtbar Frucht aufgegangen. Auch Dekan Heribert Schauer wünschte alles Gute und Gottes Segen für die Zukunft im Dienst und Auftrag der Neuevangelisierung.
In Altötting engagieren sich 22 Mitglieder, davon zwei Priester, vier gottgeweihte Frauen, fünf Familien sowie sechs Singles: in Arbeitskreisen der Pfarrei und am Wallfahrtsort; in der Nachbarschaftshilfe; in der 24-Stunden-Anbetung pro Woche; in Glaubenskursen (Alpha, Mission Possible); in Kursen für Ehepaare (EheAlpha); in der Jugendarbeit und Firmvorbereitung; bei Gottesdiensten und der Pilgerbetreuung.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner