Mit Bischof Dr. Stefan Oster hat Altötting heuer den Festtag Mariä Himmelfahrt und das Patrozinium der Gnadenkapelle gefeiert. Beim Festgottesdienst in der St. Anna-Basilika erklärte der Bischof u.a. wie Menschen den „richtigen Jesus“ finden können. Außerdem verabschiedete er den langjährigen Altöttinger Stadtpfarrer und Wallfahrtsrektor, Prälat Günther Mandl, in den Ruhestand.
Von „besonderen Zeiten“ sprach Bischof Stefan Oster in seiner Begrüßung. „Dieses Jahr ist alles anders als sonst“, hatte auch der stellvertretende Wallfahrtsrektor, Kapuzinerpater Norbert Schlenker festgestellt, als er die Teilnehmer begrüßte. Dass heuer tatsächlich vieles anders ist, war bereits eine Stunde vor Beginn des Gottesdienstes am Samstagvormittag zu sehen, als Gläubige Schlange standen vor der großen Basilika, die unter normalen Umständen mehrere Tausend Menschen aufnehmen kann. Heuer war dies aufgrund der notwendigen Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie nicht möglich. Etwa 100 Besucher konnten leider keinen Platz mehr finden. Ein Trost für die Daheimgebliebenen: Der Fernsehsender K‑TV übertrug den Gottesdienst auf deren Website sowie auf Youtube per Live-Stream.
Die Besucher und die Zuschauer daheim konnten einen mit Orgel und durch Kapellsolisten feierlich gestalteten Gottesdienst miterleben. Am Altar konzelebrierten Prälat Günther Mandl sowie Prälat Klaus Metzl; es assistierte Diakon Thomas Zauner. Als Ehrengäste begrüßte Pater Norbert u.a. den ehemaligen Passauer Domkapitular Msgr. Josef Fischer, den Altöttinger Dekan Heribert Schauer, den bayerischen Innenminister Joachim Hermann, den Landtagsabgeordneten Martin Huber, Landrat Erwin Schneider, Altöttings Altbürgermeister Heribert Hofauer sowie Altöttings Neu-Bürgermeister Stephan Antwerpen, Zweite Bürgermeisterin Christine Burghart und Dritten Bürgermeister Hubert Rothmeier. Ausdrücklich begrüßte Pater Norbert zahlreiche Pilgerleiter, die auch stellvertretend für all die vielen Wallfahrer teilnahmen, die sonst an diesem Festtag ins „Herz Bayerns“ kommen.
Auch wenn die Corona-Krise zu vielen Einschränkungen zwingt: Bischof Oster hatte für die Gläubigen eine ermutigende Botschaft: bereits in seiner Begrüßung nannte er die Gottesmutter Maria ein „Hoffnungszeichen“. In seiner Predigt betonte er: „Bleiben wir bei Ihr (Maria), dann bleiben wir bei Ihm (Jesus). Dann sind wir auf dem richtigen Weg.“ Auf dem Weg dorthin, „wo Sie und Er uns voller Freude erwarten. Das ist unsere Hoffnung!“
Impressionen
Warum Maria als „lebendige Bundeslade“ gedeutet wird
Dass dieser Weg jedoch nicht immer friedlich und konfliktfrei vorangeht, hatte Bischof Oster zuvor in seiner Predigt festgestellt. Darauf verwiesen ja bereits die erste Lesung (Offb 11, 19a; 12, 1 – 6a.10ab) und das Evangelium (Lk 1, 39 – 56) an diesem Festtag mit dem „eigentlich so friedvollen Charakter“. Bereits der Hinweis auf die Bundeslade in der ersten Lesung erinnere an die vielen Kämpfe und Konflikte des Volkes Israel, das dieses Symbol für den Bund Gottes nach dem Auszug aus Ägypten durch die Wüste ins gelobte Land getragen habe. Unheimlich seien in der Lesung aus der Offenbarung erst recht die Zeilen über den Drachen, der das „Kind verschlingen wollte“. Und auch die Worte im Magnificat im Evangelium klängen alles andere als friedlich. Der Bischof schlug einen weiten Bogen von der Lesung zum Evangelium und erklärte u.a., wieso die Gottesmutter Maria als „lebendige Bundeslade“ gedeutet werde: weil sie vergleichbar mit der vom Volk Israel als „Wohnung Gottes“ verehrten und mit den zwei Steintafeln mit den zehn Geboten, mit Manna und mit dem Aaronsstab ausgestatteten Bundeslade den Sohn Gottes, „das Wort Gottes in Person“, das „lebendige Brot“ und den „Vermittler zwischen Gott und den Menschen“ in sich getragen habe. So wie Israel immer gewusst habe, dass sie in Anwesenheit Gottes „nur gewinnen“ und „sicher ans Ziel kommen“ könnten, so könnten auch die Gläubigen heute sicher sein, dass sie mit Maria „auf dem richtigen Weg nach Hause kommen“.
"Die Muttergottes Maria verweist auf ihren Sohn – auf Jesus, der uns verwandelt, uns heilt"
Doch der Bischof warnte auch: im Magnificat, in ihrem Lobgesang, schildere Maria auch einen Kampf. Ein Kampf, den Menschen vor allem mit sich selber austragen müssten und vor dem auch Priester nicht verschont blieben, wie Bischof Oster erklärte. „Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind“, zitierte er unter anderen und stellte fest: auch Priester seien nicht vor Hochmut gefeit. Bischof Oster warnte auch davor, den Sohn Gottes zu benutzen. Jesus könnten „alle irgendwie gut finden“ und tatsächlich habe er viele Züge, die Menschen für ihre eigenen Ansprüche herauspicken könnten. Nicht wenige redeten daher mehr über sich selbst, wenn sie über Jesus sprächen. Diese Gefahr, Jesus nur zu benutzen, könne gebannt werden, wenn sich die Menschen daran erinnerten, dass Jesus zuallererst gekommen sei, um jeden einzelnen „zu verwandeln, zu verändern, zu heilen“; erklärte Bischof Oster. Wie diese Veränderung und Heilung passieren könne, lernten Gläubige am besten bei der Gottesmutter Maria. Wenn wir bei Maria seien, dann bekämen wir „den richtigen Jesus“, betonte er. Mit Verweis auf den Drachen in der Lesung sprach Bischof Oster auch von „Angriffen auf die Kirche“; diese seien zum Teil auch berechtigt, erklärte er mit Verweis auf Sünden in der Kirche, „die es von Anfang an gegeben hat, weil der Mensch ein Sünder ist“. Dennoch: „Das Geheimnis bleibt“, betonte Bischof Oster. Deswegen pilgerten so viele Menschen zur Muttergottes, die auf ihren Sohn verweist; auf Jesus, „der uns verwandelt, uns heilt und uns verheißt, dass auch wir (wie Maria) mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen werden können“.
Nach der Predigt sendete Bischof Oster fünf neue Pilgerbetreuer aus. Markus Unterstaller, Regula Unterstaller, Rosalinde Meusburger, Rupert Köck und Maria Klaus werden ab sofort den Wallfahrern nach Altötting nicht nur „organisatorisch, sondern auch inhaltlich im Gespräch“ bereit stehen. Drei weitere Pilgerbetreuer wurden dieses Jahr ausgebildet, waren an diesem Tag jedoch verhindert.
Impressionen von der Aussendung der Pilgerbetreuer
Als „Qualitätssprung in der „Sorge um unsere Wallfahrer“ bezeichnete Bischof Oster die Einrichtung der Pilgerbetreuung. Derjenige, auf dem diese im Jahr 2016 eingeführte Einrichtung zurückgeht, ist nun im Ruhestand. Bevor Bischof Oster am Ende des Gottesdienstes die von den Besuchern mitgebrachten Kräuterbuschen segnete, verabschiedete er Prälat Günther Mandl. „Für diesen besonderen Ort braucht es besondere Menschen – und das sind Sie“, würdigte der Bischof den langjährigen Stadtpfarrer und Wallfahrtrektor. U.a. bezeichnete er Mandl als leidenschaftlichen Priester und Lehrer, als „Freund der Menschen, der Wallfahrer und der Kirchenmusik“ und nicht zuletzt als „besonderen Freund der Mutter des Herrn“. Nach sehr lang anhaltendem Applaus blickte Prälat Mandl kurz auf eine „Herkulesaufgabe, aber auch auf viel Freude“ zurück; von Wallfahrern und Mitarbeitern habe er immer viel zurückbekommen, sagte er. Dass er stets gewusst habe, „dass der Bischof hinter mir steht“, habe vieles erleichtert. Den Posten des Wallfahrtsrektors wird nun der ehemalige Passauer Generalvikar Dr. Klaus Metzl übernehmen. In Passau sei Prälat Metzl ja bereits „gebührend verabschiedet worden“, meinte Bischof Oster knapp und fügte augenzwinkernd hinzu: Die nächste Würdigung für Prälat Metzl stehe dann erst nach seinem Dienst in Altötting an und da seien noch einige Jahre hin.
Nach dem Festgottesdienst fand für Prälat Günther Mandl eine Abschiedsfeier im kleinen Rahmen im Klostergarten von St. Konrad statt. Viele Kollegen, Wegbegleiter und vor allem auch viele Pilgerleiter dankten dem Wallfahrtsrektor und auch Mandl selbst sprach noch einmal dankende Worte.
Impressionen von der Verabschiedung von Prälat Günther Mandl im Klostergarten
Den Gottesdienst am Vorabend zu Mariä Himmelfahrt am Freitag, 14. August, hatte Prälat Mandl noch selbst zelebriert. In seiner Predigt betonte er die „Demut“, also den „Mut zu Dienen“ als wesentliches Merkmal der Gottesmutter. Auch der Sohn Gottes sei als Diener gekommen, betonte Mandl, und als Botschaft habe er den Menschen hinterlassen: „Wer von euch groß sein will, der sei euer Diener.“ Für den Gnadenort Altötting wünschte Prälat Mandl, dass „der Kapellplatz und die ‚gute Stube der Muttergottes‘ ein Ort der Ruhe, Stille und Spiritualität bleiben“.
Aufgrund der wegen der Corona-Pandemie begrenzten Teilnehmerzahlen konnten leider keine Prozessionen und Lichtfeiern abgehalten werden. Die Weihe der Stadt Altötting an die Gnadenmutter musste aber nicht ausfallen, sondern wurde in der Basilika St. Anna vollzogen.
Text: Michael Glaß
Fotos: Roswitha Dorfner