Schätze und Perlen unseres Glaubens entdecken – Eucharistisches Stundengebet der Kapuziner in Altötting
Auf „Schatzsuche“ in der Fastenzeit: Das Wallfahrtsmotto „Die kostbare Perle finden“ in Anlehnung an das Evangelium „Mt 13,44-46“ war auch Thema des traditionellen „Eucharistischen Stundengebets“ der Kapuziner in Altötting.
In insgesamt vier Predigten am 29. Februar und 1. März in der St. Magdalenakirche lud Pater Norbert Schlenker, Guardian des St. Magdalenaklosters und stellvertretender Wallfahrtsrektor, dazu ein, „Schätze und Perlen unseres Glaubens zu entdecken“. Hierbei gab er praktische Tipps und stellte in den ersten drei Predigten die drei Heiligen Franz und Klara von Assisi sowie Bruder Konrad von Parzham vor.
Sehr ausführlich schilderte P. Norbert die Lebensgeschichte der drei Heiligen und zeigte anhand dieser auf wie sie schließlich dem einzig wahren „Schatz“ auf die Spur kamen: In radikaler Christusnachfolge. Denn die Perle, von der das Mt-Evangelium spricht, sei „Jesus Christus selbst“.
"Das Sympathische am heiligen Franziskus: er war ein Mann des Evangeliums – und das kommt an"
„Das Sympathische an ihm: er war ein Mann des Evangeliums – und das kommt an“, stellte der Prediger über den hl. Franziskus fest. Sein ganzes Leben habe er an der „Frohbotschaft des Herrn“ ausgerichtet; er habe diese nicht „vertheologisiert“, sondern die Hl. Schrift wörtlich genommen und danach gelebt. „Hier ist Franziskus uns allen Vorbild“, erklärte P. Norbert. „Und es ist sicher: Franziskus lebt auch noch in unserer Zeit.“
Gegen viele Widerstände hatte Klara von Assisi anzukämpfen: in der eigenen Familie (zumindest unter dem „männlichen Teil“), als sie ihr wohlhabendes adliges Elternhaus verließ, um in der kleinen Kirche Portiunkula das Gelübde eines Lebens nach den evangelischen Räten abzulegen; auch aus dem Vatikan, als sie den Orden der „Klarissen“ gründete und als erste Frau in der Kirchengeschichte eine eigene Ordensregel verfasste. „Das wichtigste war es Klara, in einem Punkt Franziskus‘ Beispiel zu folgen: in der Forderung nach radikaler Armut“, fasste P. Norbert zusammen.
Über den hl. Bruder Konrad sagte P. Norbert: „Diese Berufungsgeschichte des uns bekannten und vertrauten Bruder Konrad dürfen wir wirklich als eine ‚Schatzsuche‘ sehen. Jahrelang war er auf diesem Weg (als regelmäßiger Wallfahrer, als Beter) und als er seinen Schatz, die edle Perle, gefunden hatte, verkaufte er alles, was er besaß und lebte als Kapuziner und Klosterpförtner hier am Gnadenort, wo er Gott und den Menschen nahe seinen Dienst am Reich Gottes verrichtete.“
Freilich ist ein Leben ganz nach dem Vorbild dieser drei Heiligen im Alltag der meisten Menschen kaum umzusetzen, dies räumte auch P. Norbert in seiner vierten Predigt ein. Dennoch ermunterte er seine Zuhörer auf deren Beispiel zu sehen. Als praktische Ratschläge gab er ihnen insbesondere mit auf den Weg:
- Akzeptieren, „dass wir Suchende sind“, „dass wir beweglich bleiben müssen“ – sowohl geistlich als auch ganz praktisch bei Wallfahrten.
- Wissen, dass das Evangelium niemanden überfordern wolle, dass Gott niemanden alleine lasse und mit uns auf dem Weg sei – „Das Reich Gottes ist bereits hier und heute“, stellte P. Norbert klar.
- Die Hl. Schrift nicht nur lesen, sondern meditieren, sie „mit dem Herzen lesen“ – „Da finden wir Worte des Lebens, die unserem Leben Sinn, Tiefe und Weite geben und zu einer persönlichen Christusbegegnung führen können“, erklärte P. Norbert.
- „Ein Schatz und eine Perle unseres Glaubens ist auch das Rosenkranzgebet“, betonte P. Norbert.
- Insbesondere verwies P. Norbert auch auf die Bedeutung der Sakramente für das Leben, hierbei vor allem auf die regelmäßige Feier der Eucharistie sowie auf das Sakrament der Buße.
- Außerdem betonte P. Norbert: Eine Erneuerung der Kirche lasse sich nicht allein „mit Diskussionen über Strukturfragen“ erreichen, diese „ist immer ein geistlicher Prozess und der geht vom Evangelium aus“.
P. Norbert resümierte: „Jede und jeder kann und soll aber auch auf seine Weise Schatzsucher sein und bleiben und da wünsche ich allen viele und gute Entdeckungen von Schätzen und Perlen unseres Glaubens.“
Text: Michael Glaß
Das traditionelle „Eucharistische Stundengebet“: Einstimmung auf die Fastenzeit
Das traditionelle „Eucharistische Stundengebet“ entspricht dem so genannten „40-stündigen Gebet“, einer Andachtsform aus dem Jahr 1527. Damals hatte man in Mailand in schwerer Notzeit 40 Stunden lang vor dem in der Monstranz ausgesetzten Allerheiligsten gebetet in Erinnerung an die 40 Stunden der Grabesruhe des Herrn. Die Jesuiten, die im Jahre 1591 nach Altötting kamen und die St. Magdalena-Kirche erbauten, führten diese Andacht auch hier ein. Das Stundengebet soll auf die österliche Bußzeit einstimmen.