Thema der Einstimmung auf die Fastenzeit war auch heuer das Altöttinger Wallfahrtsmotto: „Seht, ich mache alles neu.“ (Offb 21,5) In seinen Predigten am 20. und 21. Februar in der St. Anna-Basilika unternahm der Guardian des St. Magdalenaklosters und stellvertretende Wallfahrtsrektor einen langen Ausflug durch die Bibel und die katholische Theologie – und er wagte gar einen kleinen Blick in Himmel und Hölle.
Impressionen
Die erste Predigt während der Festmesse am Samstagvormittag stand unter dem Motto „Ein neues Gebot gebe ich euch“. Wie bedeutend Jesu neues „Liebes“-Gebot ist, verdeutlichte P. Norbert an vielen Bibelstellen, wovon die wohl bekannteste aus dem Johannes-Evangelium stammt: „Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ (Joh, 13,34) Der Prediger betonte: „Für die Liebe Jesu gibt es keine Grenzen, Jesus liebt grenzenlos.“ Gläubige müssten sich daher immer wieder aufs Neue vor Augen halten, dass gerade auch „der Dienst am Nächsten“ in gewissem Sinne ein Gottesdienst sei.
Gleich drei theologisch ausgefeilte Predigten in einer hielt Pater Norbert bei der Marien-Andacht am Samstagnachmittag unter dem Motto „Maria – die neue Eva“. Er führte aus, wie das Verhältnis zu Gott durch die „Ursünde“ gestört und später durch die Gnade geheilt – also erneuert – worden sei; außerdem wie Maria „in freiem Glauben und Gehorsam“ so sehr zum Heil der Menschen mitgewirkt habe. P. Norbert betonte: „Eine zweifache Mutterschaft sehen wir in Maria unzertrennbar verwirklicht: sie ist die real-leibliche Mutter des Messias und die real-mystische Mutter der Kirche, des neuen Volkes Gottes.“ Maria sei „Vorbild, aber auch Mutter, Wegbegleiterin und himmlische Fürsprecherin“.
Die dritte Predigt im Rahmen der Festmesse am Sonntagvormittag stand unter dem Leitgedanken: „Als Getaufte eingetaucht in den neuen Bund“. P. Norbert erklärte: „Der Gott, den wir in den biblischen Schriften und in der jüdischen und christlichen Religion finden, ist kein Gott an sich und kein Gott für sich allein, er ist ein Gott der Gemeinschaft.“ Gott suche die Beziehung zu den Menschen, obgleich sich Menschen immer wieder von ihm abwendeten. Umso wichtiger sei es, sich immer wieder an die Taufe zu erinnern, denn: „In unserer Taufe wurden wir zu neuen Menschen, wiedergeboren – aus Sünde und Schuld – zu neuem Leben.“ Diese „Taufberufung“ gelte es schließlich auch immer wieder neu zu beleben, „indem wir mit dem Herrn in Kontakt bleiben im Gebet, im Lesen der Heiligen Schrift und in Werken der Nächstenliebe“.
Unter dem Leitgedanken „Ein neuer Himmel und eine neue Erde“ stand die vierte und letzte Predigt während der Abschluss-Andacht am Sonntagnachmittag. Denn: auch nach dem Tod wird alles neu – oder wie es P. Norbert formulierte: „Der Augenblick des Todes ist Begegnung mit dem Gott des Lebens, der uns ins Leben gerufen hat, der uns beim Namen kennt, der uns im Leben begleitet hat und der immer das Gute für uns will.“ Wichtig sei, dass wir uns bereits jetzt mitten im Leben auf diese Begegnung mit dem Herrn einstellen und uns erinnern: „was du dem geringsten meiner Brüder und Schwestern getan oder nicht getan hast, das hast du mir getan oder mir nicht getan …“ (Mt 25,40).
Christen müssten freilich immer auch mit der Hölle rechnen, führte P. Norbert aus – doch aufgrund Gottes Barmherzigkeit könnte es gut möglich sein, dass Lucifer deren einziger Bewohner ist. Nur wer sich Gott völlig verweigere, lande in der Hölle. Auch vor dem Fegefeuer müsse sich niemand fürchten, P. Norbert beschrieb es als eine Art „Reinigung“. Von unserer gewohnten Vorstellung von Raum und Zeit müssten wir uns jedenfalls verabschieden. Weder Hölle noch Fegefeuer ließen sich verorten – der Himmel erst recht nicht: „Auch der Himmel ist nicht durch einen Ort ‚irgendwo da oben’ bestimmt, sondern durch eine Beziehung: eine neue und ewige Beziehung zu Gott, ewige Gemeinschaft mit ihm.“ Der Himmel sei kein „geografischer Ort“, sondern vielmehr „ein Zustand des Lebens, der Kontemplation und der Freude“, erklärte P. Norbert. So in etwa lasse sich der Himmel vorstellen – „oder er wird noch viel schöner sein, als wir es uns vorstellen können: lassen wir uns überraschen!“
Text: Michael Glaß, Fotos: Roswitha Dorfner
Einstimmung auf die Fastenzeit
Das traditionelle „Eucharistische Stundengebet“ entspricht dem so genannten „40-stündigen Gebet“, einer Andachtsform aus dem Jahr 1527. Damals hatte man in Mailand in schwerer Notzeit 40 Stunden lang vor dem in der Monstranz ausgesetzten Allerheiligsten gebetet in Erinnerung an die 40 Stunden der Grabesruhe des Herrn. Die Jesuiten, die im Jahre 1591 nach Altötting kamen und die St. Magdalena-Kirche erbauten, führten diese Andacht auch hier ein. Das Stundengebet soll auf die österliche Bußzeit einstimmen.