„Wir brauchen neue Ansätze“ – Interview mit Altöttings Kaplan Michael Osterholzer zur Erstkommunion 2020
Corona wirbelt auch die Erstkommunionplanung durcheinander. Der Altöttinger Kaplan Michael Osterholzer kann davon ein Lied singen. Es hat viele positive Strophen – aber auch einige sorgenvolle, insbesondere wenn der junge Geistliche auf die Zukunft der Erstkommunionvorbereitung blickt.
Herr Kaplan, Sie sind im Pfarrverband Altötting unter anderem für die Erstkommunionvorbereitung zuständig. 2020 lief alles wie geplant an – doch dann kam Corona. Was waren die deutlichsten Einschränkungen?
Kaplan Osterholzer: Als im März der Lockdown kam, waren die Vorbereitungen auf die Erstkommunion im vollen Gange. Natürlich musste dann die ganze Vorbereitung ruhen, Schulunterricht, Weggottesdienste und die Treffen in den Tischgruppen konnten nicht abgehalten werden. Das Verbot, sich zu treffen, schränkte eine weitere Vorbereitung leider nicht nur ein, sondern machte sie für den Moment unmöglich.
Die Arbeit mit Kindern lebt von der Nähe, vom Zeugnis und davon, dass „der Funke überspringt“. Wie konnten Sie die Kinder trotz Pandemie-Verboten und Abstandsgeboten bei der Stange halten und für das Thema interessieren?
Kaplan Osterholzer: Ich habe vom Palmsonntag bis Pfingsten jede Woche ein kleines Kinderheft mit den Texten des jeweiligen Sonn- oder Festtags zusammengestellt und über alle möglichen Kanäle online verteilt. Das Heft enthielt Rätsel, Wissenswertes, Bastelanleitungen, kleine Aktionen und jeweils einen kurzen Brief an die Eltern und an die Kinder, so habe ich versucht, so viele Kinder, wie möglich zu erreichen. Zu Ostern habe ich versucht, die Erstkommunionkinder telefonisch zu erreichen, außerdem habe ich angeboten, die Sonntagsblätter, die es immer am Sonntag für die Kinder gibt, nach Hause zu bringen. Vom Bistum kamen zudem immer wieder schöne Vorschläge für Andachten im Familienkreis, diese habe ich an die Tischmütter weitergegeben.
Wie klappt die Zusammenarbeit mit den Tischmüttern (und ‑vätern?), was wünschen Sie sich jetzt und in Zukunft?
Kaplan Osterholzer: Die Zusammenarbeit mit den Tischeltern funktioniert gut, auch wenn wir natürlich in keiner Weise auf Corona vorbereitet waren, waren wir immer wieder in Kontakt. Für die Zukunft denke ich, wird es immer wichtiger werden, auch online handlungsfähig zu sein.
Im Juli hat die Pfarrei Unterholzhausen in kleinem Rahmen Erstkommunion im Freien gefeiert, St. Josef dann in der Kirche. Wie lautet ihr Fazit und was ist für die große Pfarrei St. Philippus und Jakobus geplant?
Kaplan Osterholzer: In Unterholzhausen gestaltete sich die Planung einfacher, da es wesentlich weniger Erstkommunionkinder waren. Wir hofften auf gutes Wetter und wurden von Petrus nicht enttäuscht! Bei Kaiserwetter konnten wir die Hl. Kommunion für vier Kinder im Freien vor der Pfarrkirche feiern, was natürlich Vieles erleichtert hat. Die Unterholzhausener Pfarrkirche hat coronabedingt momentan nur gut 20 Sitzplätze, am Vorplatz der Kirche konnten wir doch mit etwa 70 Personen feiern. So konnte die Gemeinde, aber auch die Familien dabei sein. Ich habe diese Feier als außergewöhnlich und wirklich schön empfunden und ich denke, dass diese besondere Erstkommunion den Kindern, der ganzen Pfarrei und mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Die Erstkommunion in St. Josef hat ebenfalls noch im Juli stattgefunden, die Größe der Pfarrkirche St. Josef erleichterte hier die Planung.
Für St. Philippus und Jakobus wurde die Erstkommunion auf den 11. Oktober verlegt, da es im Juli durch die anderen beiden Erstkommunionen und die Verabschiedung von Prälat Mandl zu Terminkollisionen gekommen wäre. Wir haben die Vorbereitung mit dem neuen Schuljahr wieder aufgenommen und die Kommunionkinder in zwei Gruppen aufgeteilt – alle Termine finden jetzt kurzerhand zweimal statt. Auch am Tag der Erstkommunion selbst finden zwei Gottesdienste statt, einmal um 9:00 Uhr und einmal um 10:30 Uhr. So können wir alle Corona-Regeln einhalten und gleichzeitig gewährleisten, dass so viele Angehörige wie möglich in der Pfarrkirche Platz finden. Musikalisch gestaltet wird die Erstkommunion von der „Musikwerkstatt Autingas“.
"Mir persönlich gibt ganz besonders der Rosenkranz viel Kraft"
Das Bistum Passau hat Begleitmaterialien für Eltern bereitgestellt und Sie sind mit selbst entworfenen und gebastelten Begleit-Heftchen kreativ geworden. Welche Pfeile hatten Sie noch im Köcher?
Kaplan Osterholzer: Wir haben mit der Vorbereitung dort wieder begonnen, wo sie im März unterbrochen wurde, so holen wir die Weggottesdienste und die Erstbeichte nach. Zusätzlich dazu gibt es noch einen Nachmittag zur Vorbereitung. Dank der guten Zusammenarbeit mit der Grundschule können wir auch in den jetzt vierten Klassen wenigstens einen großen Teil der Erstkommunionvorbereitung noch durchführen. Das Pfarrteam hilft bei der momentanen Vorbereitung sehr gut zusammen, allein wäre das nicht mehr stemmbar, da auch das übliche Pfarrleben weitergeht, so unterrichte ich z.B. auch schon die Erstkommunionkinder 2021.
Ganz grundsätzlich und unabhängig von Corona: Worauf sollte in der Erstkommunionvorbereitung nach Ihrer Erfahrung und Meinung mehr Wert gelegt werden, worauf vielleicht weniger?
Kaplan Osterholzer: Für die Zukunft müssen wir noch stärker in den Blick nehmen, dass wir immer weniger Kinder (und mit ihnen auch die Eltern) auf die Erstkommunion vorbereiten, die kirchlich sozialisiert sind. Dazu braucht es neue Formen und Ansätze, um die christliche Botschaft und speziell den Sinngehalt dieses großen Festes zu verdeutlichen und den Familien nahe zu bringen. Natürlich soll der Tag der Erstkommunion ein schönes Fest sein und bleiben. Zentral ist allerdings der Inhalt und die damit transportierte Botschaft, weniger die Form.
Zum Schluss: Woraus ziehen Sie in der oft genug mühevollen „Arbeit“ der Glaubensvermittlung persönlich Kraft?
Kaplan Osterholzer: Mir persönlich gibt ganz besonders der Rosenkranz viel Kraft. Immer wenn ich ihn bete, sei es privat, oder in Gemeinschaft, komme ich zur Ruhe. Daneben bin ich oft mit meinen Mitbrüdern in Kontakt, der gemeinsame Austausch gibt neue Kraft und Mut, außerdem werden auch die verschiedensten Ideen ausgetauscht, die oft Anregung für die eigene Arbeit in der Glaubensvermittlung sind.
Interview: Wolfgang Terhörst, Fotos: Roswitha Dorfner