Vergessen und vergeben – Erste Altöttinger Fastenpredigt mit Pfarrvikar Rupert Wimmer

Michael Glaß am 26.02.2021

2020 02 26 aoelfb fastenpredigt altoetting pfarrvikar rupert wimmer1 Foto: Roswitha Dorfner
Erste Altöttinger Fastenpredigt: Pfarrvikar Rupert Wimmer.

„Vergebung als Basis für Erneuerung und Erlösung“ war Thema der ersten von insgesamt vier Altöttinger Fastenpredigten in der Stiftspfarrkirche am 25. Februar. Stadtpfarrer Prälat Dr. Klaus Metzl begrüßte als Hauptzelebrant und Prediger den Pfarrvikar aus Postmünster, Rupert Wimmer – ein gebürtiger Altöttinger.

Der Fas­ten­pre­di­ger sprach über das Evan­ge­li­um Über die Pflicht zur Ver­ge­bung“ (Mt 18,2135), über die Vor­tei­le des Ver­ges­sens, über einen sehr bewe­gen­den Moment in einem Trau­er­ge­spräch – und über einen unsicht­ba­ren Rucksack“.

Eigent­lich sind wir bereits erlöst, wie Pfarr­vi­kar Wim­mer fest­stell­te: Die­se Erlö­sung besin­gen wir in der Oster­nacht im Exul­tet: Er hat den Schuld­brief aus­ge­löscht mit sei­nem Blut. So kommt es von Gott auf uns zu.“ Und eigent­lich ist Gott barm­her­zig. Das ist die Basis unse­res Glau­bens“, beton­te der Pre­di­ger. Nur lei­der sei der Mensch ähn­lich wie der Knecht im Gleich­nis im Evan­ge­li­um: der Knecht, dem der König aus Barm­her­zig­keit umge­rech­net einen Mil­li­ar­den-Betrag“ erlas­sen hat, ist unbarm­her­zig gegen­über einen Mit­knecht – und muss schließ­lich dafür büßen. Pfarr­vi­kar Wim­mer resü­mier­te: Der Mensch kön­ne Got­tes Barm­her­zig­keit kaputt machen: weil er a) nicht ver­gisst, was der ande­re ihm schul­det, und b) weil er sehr wohl ver­gisst, was ihm erlas­sen wor­den ist.“

2020 02 26 aoelfb fastenpredigt altoetting pfarrvikar rupert wimmer2 Foto: Roswitha Dorfner
Erste Altöttinger Fastenpredigt: Pfarrvikar Rupert Wimmer bei der Feier der Eucharistie.

Dabei ist das Ver­ges­sen kön­nen“ durch­aus eine posi­ti­ve Eigen­schaft, wie der Pre­di­ger erklär­te. Er berich­te­te über ein per­sön­li­ches Erleb­nis und resü­mier­te: Weil ich ver­ges­sen konn­te, konn­te ich ver­söhnt leben, frei­er beten, glaub­wür­di­ger Got­tes­dienst fei­ern. Es wäre gut, wenn Men­schen öfter ver­ges­sen könn­ten.“ All­ge­mein stell­te er fest: Wir alle wären nicht hier, wenn uns nichts erlas­sen wor­den wäre, näm­lich von unse­ren Eltern. Egal ob die jetzt gute Eltern waren oder schlech­te – sie haben es ermög­licht, dass wir leben. Wir haben nie etwas aus­glei­chen oder zurück­zah­len müs­sen.“ Außer­dem: Uns ist bereits vie­les ver­ge­ben: von Men­schen und von Gott. Die­ser Gedan­ke soll uns hel­fen, zu vergeben.“

Sym­bo­lisch sprach Pfarr­vi­kar Wim­mer von einem unsicht­ba­ren Ruck­sack“: Vie­le tra­gen ihn: es ist der Ruck­sack der Schuld. Er hat Sta­cheln an den Trä­gern und ist eine ech­te Fol­ter: Wenn jemand sagt ich ver­zei­he dir nicht‘, dann tra­gen ihn bei­de. Jesus will uns hel­fen, die­sen unsicht­ba­ren Ruck­sack abzu­le­gen. Einen Schluss­strich zu zie­hen. Neu auf zu leben.“

Schließ­lich erzähl­te er von einem Trau­er­ge­spräch, in des­sen Ver­lauf ein Mann, der gera­de sei­ne Frau bei einem Unfall ver­lo­ren hat­te, dem ande­ren Umfall-Betei­lig­ten am Tele­fon ver­gab. Das war ein gro­ßer Augen­blick“, erzähl­te der Pre­di­ger: Er hat natür­lich nicht ver­ges­sen, aber ver­ge­ben. Es war eine Erlö­sung für alle Betei­lig­ten. Auch für mich.“

2020 02 26 aoelfb fastenpredigt altoetting pfarrvikar rupert wimmer3 Foto: Roswitha Dorfner
Erste Altöttinger Fastenpredigt mit Pfarrvikar Rupert Wimmer: Stadtpfarrer Prälat Dr. Klaus Metzl überträgt das Gnadenbild zurück in die Heilige Kapelle.

Im Anschluss an den Abend­got­tes­dienst mit Pfarr­vi­kar Rupert Wim­mer, den Kon­ze­le­bran­ten Stadt­pfar­rer Prä­lat Dr. Klaus Metzl, P. Gabri­el Hüger von der Gemein­schaft der Brü­der Sama­ri­ter (FLUHM) und Kaplan Micha­el Oster­hol­zer wur­de das Gna­den­bild vom Stadt­pfar­rer in die Gna­den­ka­pel­le rück­über­tra­gen. Prä­lat Metzl über­gab an den Fas­ten­pre­di­ger eine Ker­ze mit Gna­den­bild-Motiv und beton­te die lang­jäh­ri­ge freund­schaft­li­che Ver­bun­den­heit mit Rupert Wim­mer, bei dem er auch Pri­miz­pre­di­ger war. Mit Pfar­rer Franz Harin­ger und Jugend­pfar­rer Wolf­gang de Jong kün­dig­te er noch zwei wei­te­re gebür­ti­ge Alt­öt­tin­ger als Fas­ten­pre­di­ger an. Die zwei­te Fas­ten­pre­digt wird jedoch erst ein­mal der Pas­sau­er Regens Mar­tin Deng­ler in der Stift­s­pfarr­kir­che am 4. März hal­ten und über Beru­fung im Zei­chen der Erneue­rung in Jesus Chris­tus“ sprechen.

Text: Micha­el Glaß, Fotos: Ros­wi­tha Dorfner

Erste Altöttinger Fastenpredigt mit Pfarrvikar Rupert Wimmer – Impressionen

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