Greift Gott in die Geschichte ein? Was diese Frage mit Umbrüchen und Krisen unserer Tage zu tun hat, damit beschäftigte sich Pfarrer Franz Haringer aus Passau in der dritten Altöttinger Fastenpredigt am 11. März um 19 Uhr in der Pfarrkirche St. Josef – ein Heimspiel für Haringer, stammt er doch aus dem Altöttinger Süden.
Das Thema seiner Predigt, „Christus, die Neuheit Gottes in Person – das Staunen neu lernen“, passte hervorrangend zum diesjährigen Wallfahrtsmotto „Seht ich mache alles neu.“
Eingangs blickte Haringer zurück auf die Weihnachtskrippe: „Viele Krippendarstellungen spielen sich vor einem ärmlichen Hintergrund ab: der karge Stall, das eingefallene Haus, vielfach liegt das neugeborene Jesuskind in einer richtigen Ruinenlandschaft, umgeben von zerbrochenen Tempelwänden und umgestürzten Steinsäulen … ein sicherer Hinweis: das Kind von Maria wird in Armut geboren, nicht im Prunk der Paläste Jerusalems.“ Doch die Ruinen in vielen unserer Krippen drückten noch mehr aus: Jesus komme damals, vor 2.000 Jahren, in eine Welt, die vielfach am Ende sei, die mit ihrer Weisheit am Ende sei, deren große Ideale nunmehr Ruinen glichen.
Hier sah Haringer durchaus Parallelen zum Alten Testament mit vielen Fragezeichen in religiöser Hinsicht: Auch das Volk Israel haderte mit den Missständen seiner Zeit und hinterfragte Gottes Eingreifen in die Geschichte, seine Wiederkunft, Gottes Macht über Leben und Tod und darüber hinaus, über Gerechtigkeit auf dieser Erde. Doch dann habe Gott eingegriffen in die Geschichte, durch die Geburt seines Sohnes Jesus Christus. Antwort auf all unsere Fragen gebe Gott allein, allerdings anders als nach unseren Vorstellungen: im Menschsein. Dabei teile Gott mit uns alle Höhen und Tiefen, auch die dunklen Momente, selbst den Tod, so der Fastenprediger: „Gott zeigt sich uns als Liebe und will uns zur Liebe befähigen – wenn das kein Grund ist, das Staunen neu zu lernen?“ Was Jesus von Nazaret uns vorgelebt habe, sein Leiden am Kreuz und der Ostersieg sei eine Antwort, die alles Fragen der Menschen weit übersteige.
Pfarrer Haringer zeigte sich voll hoffnungsfroher Zuversicht. Mehr als Christus, „die Neuheit Gottes in Person“, könne Gott uns nicht geben: „In ihm sind wirklich alle unsere Fragen beantwortet, größer und überwältigender, als wir es erahnen konnten!“ Er schloss mit einem Zitat von Papst em. Benedikt XVI.: „Es ist sicher ein Paradox, dass der unendliche Gott als menschliche Person in die endliche Welt eingetreten ist. Aber es ist genau die Antwort, derer wir bedürfen: eine unendliche Antwort, die sich dennoch für mich annehmbar und zugänglich macht, indem sie sich ‚endlich macht‘ in einer menschlichen Person, die dennoch der Unendliche ist.“
Als Konzelebranten wirkten Stadtpfarrer Prälat Klaus Metzl und Kaplan Michael Osterholzer. Das Chorensemble unter Leitung von Anselm Ebner gab die Missa brevis in F von J. G. Rheinberger zum Besten.
Text: red, Fotos: Roswitha Dorfner