„Wen der Herr ruft, dem gibt er auch die nötige Kraft“ – Kapuzinerpater Norbert Schlenker ist seit 40 Jahren Priester

Michael Glaß am 17.03.2020

2020 03 17 aoelfb pater norbert schlenker mit wallfahrern Foto: Roswitha Dorfner
Kapuzinerpater Norbert Schlenker bei der Einbegleitung von Wallfahrern in Altötting.

Seine Berufungsgeschichte war geradlinig, seine Predigten sind lebensnah: Seit 40 Jahren ist Kapuzinerpater Norbert Schlenker nun Priester. Ein Gespräch über Gott und die Welt.

2020 03 17 aoelfb pater norbert schlenker vor bruder konradbrunnen Foto: Roswitha Dorfner
„Ich bin sehr dankbar, dass ich hier die Menschen mit unserem heiligen Mitbruder Konrad von Parzham vertraut machen kann“, sagt Pater Norbert Schlenker über seinen aktuellen Wirkungsort Altötting.

Pater Nor­bert, 40 Jah­re Dienst als Pries­ter im Wein­berg des Herrn: Herz­li­chen Glück­wunsch und Vergelt’s Gott! Wie hat das alles ange­fan­gen, was hat Sie als jun­ger Mann bewo­gen in den Kapu­zi­ner­or­den ein­zu­tre­ten und dort als Pries­ter zu wir­ken? Bit­te las­sen Sie uns ein wenig teil­ha­ben an Ihrer per­sön­li­chen Beru­fungs­ge­schich­te“.
Pater Nor­bert: Dan­ke für den Glück­wunsch! Mein Weg in den Kapu­zi­ner­or­den und zum pries­ter­li­chen Dienst lief recht gerad­li­nig. Ein außer­or­dent­li­ches Beru­fungs­er­leb­nis“ hat­te ich eigent­lich nicht. Ich bin in der Kapu­zi­ner­pfar­rei St. Fran­zis­kus in Karls­ru­he auf­ge­wach­sen. So war ich von klein auf mit den Kapu­zi­nern in Kon­takt und beschäf­tig­te mich auch mit unse­rem Pfarr­pa­tron, dem Hl. Franz von Assi­si. Nach der Erst­kom­mu­ni­on wur­de ich Minis­trant und war bis zum Abitur in der Minis­tran­ten- und Jugend­ar­beit der Pfar­rei ver­ant­wort­lich aktiv. Da lern­te ich man­che künf­ti­ge Mit­brü­der ken­nen und durf­te im Klos­ter aus- und ein­ge­hen. So wuchs mein Inter­es­se, selbst Kapu­zi­ner und Pries­ter zu wer­den. Der nächs­te Schritt war dann sofort nach dem Abitur der Ein­tritt ins Novi­zi­at der Kapu­zi­ner, das Theo­lo­gie­stu­di­um und dann die Pries­ter­wei­he am 22. März 1980, die ich auch in mei­ner Hei­mat­ge­mein­de emp­fan­gen durfte.

Sie sind ein elo­quen­ter Red­ner und Pre­di­ger: Woher neh­men Sie Ihre Inspi­ra­ti­on? Fin­den Sie noch immer Neu­es, Span­nen­des im Wort Got­tes?
Pater Nor­bert:
Bit­te nicht soviel Weih­rauch! Es ist rich­tig, dass Lit­ur­gie und Ver­kün­di­gung zu mei­nen Lieb­lings­auf­ga­ben gehö­ren. Es ist nicht so, dass alle mei­ne Pre­dig­ten auf mei­nem Mist gewach­sen“ sind. Ich hole mir schon Anre­gun­gen in ent­spre­chen­der Lite­ra­tur und auch im Inter­net. Vor­teil­haft ist es, wenn ich früh­zei­tig mit der Vor­be­rei­tung begin­nen kann. Dann kann eini­ges wach­sen und rei­fen. Wich­tig sind mir auch mög­lichst ver­ständ­li­che For­mu­lie­run­gen. Oft hört man ja auch viel zu viel unver­ständ­li­ches Kir­chen­chi­ne­sisch“, das über die Köp­fe der Gläu­bi­gen hin­weg­geht. Und: ich glau­be dar­an und spü­re auch, dass der Hl. Geist mich bei Got­tes­dienst- und Pre­digt­vor­be­rei­tun­gen nicht allei­ne lässt.

Als Kapu­zi­ner die­nen Sie dort, wo Sie gebraucht wer­den. Hand aufs Herz: Gibt es viel­leicht trotz­dem einen Lieb­lings­ort, eine Lieb­lings­auf­ga­be, wenn Sie auf all die Jah­re zurück­bli­cken?
Pater Nor­bert:
Ich gehö­re zu den Kapu­zi­nern, die ver­setz­bar sind. In den 40 Pries­ter­jah­ren habe ich in sechs Klös­tern gelebt. In den ers­ten Jah­ren war ich schwer­punkt­mä­ßig in der Pfarr­seel­sor­ge ein­ge­setzt, dann kam die Wall­fahrts­seel­sor­ge hin­zu, die dann mehr und mehr zur Haupt­auf­ga­be wur­de. Auch die City­se­el­sor­ge in Frank­furt, mit der ich vor Alt­öt­ting beauf­tragt war, ist Wall­fahrts­seel­sor­ge. Zu unse­rer Frank­fur­ter Lieb­frau­en­kir­che kom­men Men­schen von über­all her mit den ver­schie­dens­ten Anlie­gen. Mit allen Auf­ga­ben, die mir bis­her gestellt waren, konn­te ich mich gut anfreun­den. Einen Lieb­lings­ort“ gibt es eigent­lich nicht. Ich war über­all ger­ne. Alt­öt­ting ist ein maria­ni­scher Wall­fahrts­ort. Die bibli­sche Bot­schaft, wie Maria mit ihrem Sohn Jesus auf dem Weg war und heu­te die Kir­che beglei­tet und die Men­schen zu Jesus hin­füh­ren will, ist sicher hier eines mei­ner Lieb­lings­the­men und ich bin sehr dank­bar, dass ich hier die Men­schen mit unse­rem hei­li­gen Mit­bru­der Kon­rad von Par­zham ver­traut machen kann und in die­sen Jah­ren in einem Bru­der-Kon­rad-Jubi­lä­ums­jahr und bei der Neu­ge­stal­tung der Bru­der-Kon­rad-Kir­che mit­wir­ken durfte.

"Die franziskanische Spiritualität ist auch heute aktuell und hat den Menschen etwas zu sagen"

2020 03 17 aoelfb pater norbert schlenker segnungsgottesdienst Foto: Roswitha Dorfner
Nah bei den Menschen: Kapuzinerpater Norbert Schlenker bei einem Segnung-Gottesdienst in Altötting.

Ordens­leu­te und noch mehr Pries­ter haben in unse­rer Zeit oft­mals einen schwe­ren Stand. Was bestä­tigt und ermu­tigt Sie immer wie­der, die­sen Weg zu gehen?
Pater Nor­bert:
Auch wenn die Brü­der in unse­rer Deut­schen Kapu­zi­ner­pro­vinz älter und weni­ger wer­den und wir uns im nächs­ten Jahr auch in Alt­öt­ting ver­klei­nern wer­den, es gibt jun­ge Män­ner, die sich für uns inter­es­sie­ren und wir haben jun­ge Mit­brü­der in der Aus­bil­dung. Die fran­zis­ka­ni­sche Spi­ri­tua­li­tät ist auch heu­te aktu­ell und hat den Men­schen etwas zu sagen. Pries­ter und Ordens­leu­te dür­fen kei­ne Ein­zel­kämp­fer sein, der Herr selbst hat sei­ne Jün­ger zu zweit aus­ge­sandt. Ein mög­lichst ein­fa­cher Lebens­stil, Geschwis­ter­lich­keit und Ein­satz für Frie­den, Gerech­tig­keit und die Bewah­rung der Schöp­fung ent­spricht dem Evan­ge­li­um. Das wird immer jun­ge Men­schen inter­es­sie­ren und anspre­chen. Wie­vie­le von ihnen der Herr in sei­ne enge­re Nach­fol­ge und in sei­nen Dienst ruft, ist sei­ne Sache, wir dür­fen und sol­len aber in die­sem Anlie­gen beten. Und wen der Herr ruft, dem gibt er auch die nöti­ge Kraft. Dar­über hat der Bischof bei mei­ner Pries­ter­wei­he vor 40 Jah­ren gepredigt.

Die Kir­che in Deutsch­land ist auf einem Syn­oda­len Weg“. Was sind aus Ihrer lan­gen pries­ter­li­chen Erfah­rung die drän­gends­ten The­men, was muss sich ändern, was nicht?
Pater Nor­bert:
Ich fin­de es gut, dass Bischö­fe, Pries­ter und Lai­en sich gemein­sam auf den Weg machen, um die aktu­el­len Fra­gen von Kir­che und Welt zu bera­ten. Es gibt Din­ge in der Kir­che, die geän­dert wer­den kön­nen. Da wün­sche ich mir muti­ge Schrit­te und Ent­schei­dun­gen. Ich den­ke, Papst Fran­zis­kus geht hier einen guten Weg. Wich­ti­ger als struk­tu­rel­le Ver­än­de­run­gen scheint mir aber, dass jeder Christ sich ändert, näm­lich hin zum Leben nach dem Evan­ge­li­um. Da ist noch viel Luft nach oben. Dass die Kir­chen lee­rer wer­den, dar­an ist nicht nur die Hier­ar­chie schuld, son­dern jeder, der – aus wel­chen Grün­den auch immer – weg bleibt. Chris­ten haben auch den Auf­trag, in ethi­schen Fra­gen mehr in die Gesell­schaft hin­ein­zu­wir­ken z. B. sich ein­zu­set­zen für den Schutz des Lebens vom Anfang bis zum Ende oder in Fra­gen der Flücht­lings­po­li­tik oder der Öko­lo­gie. Neue­van­ge­li­sie­rung meint nicht, die From­men noch fröm­mer zu machen, son­dern die Men­schen mit dem Evan­ge­li­um ver­trau­ter und aus des­sen Bot­schaft sen­si­bler für das kon­kre­te Mit­ein­an­der im All­tag zu machen.

Was wün­schen Sie sich ganz per­sön­lich für die kom­men­den Jah­re?
Pater Nor­bert:
Für Kapu­zi­ner gibt es bekannt­lich kein Ren­ten­al­ter. Wenn der Herr mir wei­ter­hin eine halb­wegs sta­bi­le Gesund­heit schenkt, bin ich ger­ne wei­ter­hin für die Auf­ga­ben bereit, für die ich gebraucht werde.

Inter­view: Wolf­gang Terhörst

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